Ärztemangel: Damit der Generationenwechsel gelingt
Wie die geplanten medizinischen Versorgungszentren im Raum Aalen organisiert sein sollen
GAALEN – Nicht nur die Gesellschaft allgemein wird immer älter, sondern auch die Ärzte werden es. In Aalen sind 29 Prozent und damit fast jeder dritte Mediziner im Rentenalter. Daher geht der Landkreis zusammen mit den Ärzten die Frage an, wie die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung in Zukunft gesichert werden kann.
Ein Gutachten des Forschungsund Beratungsbüros Quaestio, das in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreistags vorgestellt worden ist empfiehlt den Aufbau von lokalen Gesundheitszentren. In ihnen sollen kleine Praxen aufgehen, außerdem soll das Angebot ausgeweitet werden können. Das Gutachten schlägt vor, dazu den Kreis in fünf Versorgungsbereiche aufzuteilen.
Einer davon wäre Aalen mit insgesamt knapp 90 000 Einwohnern. Dazu zählen außer der Kreisstadt Aalen Oberkochen, Hüttlingen und Essingen. Hier sind insgesamt 58 Hausärzte tätig. In Aalen sind 56 Prozent der an der Umfrage beteiligten Ärzte über 60 Jahre alt, davon wiederum 33 Prozent über 65. In Essingen sind es 50 und 33 Prozent, in Hüttlingen 75 und 0 Prozent und in Oberkochen 50 und 17 Prozent. Auch Mediziner verschiedener Fachgruppen weisen einen hohen Altersschnitt auf. Fünf von 15 Chirurgen und Orthopäden, zwei von fünf Hals-, Nasen- Ohren-Spezialisten, drei von sieben Neurologen
und zwei von fünf Urologen sind über 60 Jahre alt.
In dem Gutachten heißt es, bisher sei das Versorgungsangebot noch gut, aber der Generationswechsel müsse gelingen. Mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) der MEDI-Gruppe, das als positives Beispiel genannt wird, könnte in Aalen bereits der Keim für den Aufbau weiterer Strukturen gelegt sein. Durch dessen Gründung hätten zwei ältere Arztehepaare, die sonst ihre Praxen geschlossen hätten, weiter mit angestellten jüngeren Ärzten praktizieren können.
Insgesamt, heißt es in dem Gutachten, sei die Versorgungssituation im Raum Aalen noch gut. Im Facharztzentrum seien alle Fachrichtungen vorhanden, es würden aber auch Fachärzte in Schwäbisch Gmünd oder Heidenheim aufgesucht. Auch in Essingen sei die Versorgung dank dreier Praxen mit sechs Hausärzten gut. Jedoch seien die Ärzte einer Praxis 67 und 69 Jahre alt und suchten folglich Nachfolger. Denkbar sei, dass die Praxis als Zweigstelle des MVZ weitergeführt wird.
Oberkochen habe zwölf Hausärzte,
die im Schnitt Mitte 50 seien und noch Kapazitäten für Patienten aus Königsbronn und Mögglingen hätten. Eine überörtliche Berufsausübungsgemeinschaft (ÜBAG) sitze in Oberkochen und Heubach und bestehe aus zwei Ärzten in Vollzeit und zwei Teilzeitkräften.
Was die zentrale Herausforderung bei der Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs ist, hätten die Gründer des MEDI-MVZ in Aalen erkannt, heißt es in dem Gutachten. Entscheidend sei für junge Ärzte ein attraktiver Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis.
In Aalen sollte es daher darum gehen, die Entwicklung starker Versorgungsstrukturen zu forcieren. Bei einem kommunalen Engagement sollte man Essingen, Oberkochen, Westhausen und Hüttlingen und unter Umständen Rainau einbeziehen. In der Aufbauphase des lokalen Gesundheitszentrums sei ein enger Dialog mit den Betreibern des MEDIMVZ wichtig. Wie in Gmünd biete sich die Eingliederung fachärztlicher Angebote an. Allerdings sollten Konkurrenz und Konkurrenzdenken so gering wie möglich bleiben.