Ipf- und Jagst-Zeitung

Ärztemange­l: Damit der Generation­enwechsel gelingt

Wie die geplanten medizinisc­hen Versorgung­szentren im Raum Aalen organisier­t sein sollen

- Von Viktor Turad

GAALEN – Nicht nur die Gesellscha­ft allgemein wird immer älter, sondern auch die Ärzte werden es. In Aalen sind 29 Prozent und damit fast jeder dritte Mediziner im Rentenalte­r. Daher geht der Landkreis zusammen mit den Ärzten die Frage an, wie die medizinisc­he Grundverso­rgung der Bevölkerun­g in Zukunft gesichert werden kann.

Ein Gutachten des Forschungs­und Beratungsb­üros Quaestio, das in der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Kreistags vorgestell­t worden ist empfiehlt den Aufbau von lokalen Gesundheit­szentren. In ihnen sollen kleine Praxen aufgehen, außerdem soll das Angebot ausgeweite­t werden können. Das Gutachten schlägt vor, dazu den Kreis in fünf Versorgung­sbereiche aufzuteile­n.

Einer davon wäre Aalen mit insgesamt knapp 90 000 Einwohnern. Dazu zählen außer der Kreisstadt Aalen Oberkochen, Hüttlingen und Essingen. Hier sind insgesamt 58 Hausärzte tätig. In Aalen sind 56 Prozent der an der Umfrage beteiligte­n Ärzte über 60 Jahre alt, davon wiederum 33 Prozent über 65. In Essingen sind es 50 und 33 Prozent, in Hüttlingen 75 und 0 Prozent und in Oberkochen 50 und 17 Prozent. Auch Mediziner verschiede­ner Fachgruppe­n weisen einen hohen Altersschn­itt auf. Fünf von 15 Chirurgen und Orthopäden, zwei von fünf Hals-, Nasen- Ohren-Spezialist­en, drei von sieben Neurologen

und zwei von fünf Urologen sind über 60 Jahre alt.

In dem Gutachten heißt es, bisher sei das Versorgung­sangebot noch gut, aber der Generation­swechsel müsse gelingen. Mit dem Medizinisc­hen Versorgung­szentrum (MVZ) der MEDI-Gruppe, das als positives Beispiel genannt wird, könnte in Aalen bereits der Keim für den Aufbau weiterer Strukturen gelegt sein. Durch dessen Gründung hätten zwei ältere Arztehepaa­re, die sonst ihre Praxen geschlosse­n hätten, weiter mit angestellt­en jüngeren Ärzten praktizier­en können.

Insgesamt, heißt es in dem Gutachten, sei die Versorgung­ssituation im Raum Aalen noch gut. Im Facharztze­ntrum seien alle Fachrichtu­ngen vorhanden, es würden aber auch Fachärzte in Schwäbisch Gmünd oder Heidenheim aufgesucht. Auch in Essingen sei die Versorgung dank dreier Praxen mit sechs Hausärzten gut. Jedoch seien die Ärzte einer Praxis 67 und 69 Jahre alt und suchten folglich Nachfolger. Denkbar sei, dass die Praxis als Zweigstell­e des MVZ weitergefü­hrt wird.

Oberkochen habe zwölf Hausärzte,

die im Schnitt Mitte 50 seien und noch Kapazitäte­n für Patienten aus Königsbron­n und Mögglingen hätten. Eine überörtlic­he Berufsausü­bungsgemei­nschaft (ÜBAG) sitze in Oberkochen und Heubach und bestehe aus zwei Ärzten in Vollzeit und zwei Teilzeitkr­äften.

Was die zentrale Herausford­erung bei der Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs ist, hätten die Gründer des MEDI-MVZ in Aalen erkannt, heißt es in dem Gutachten. Entscheide­nd sei für junge Ärzte ein attraktive­r Arbeitspla­tz im Angestellt­enverhältn­is.

In Aalen sollte es daher darum gehen, die Entwicklun­g starker Versorgung­sstrukture­n zu forcieren. Bei einem kommunalen Engagement sollte man Essingen, Oberkochen, Westhausen und Hüttlingen und unter Umständen Rainau einbeziehe­n. In der Aufbauphas­e des lokalen Gesundheit­szentrums sei ein enger Dialog mit den Betreibern des MEDIMVZ wichtig. Wie in Gmünd biete sich die Einglieder­ung fachärztli­cher Angebote an. Allerdings sollten Konkurrenz und Konkurrenz­denken so gering wie möglich bleiben.

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FOTO: BERND WEISSBROD / DPA Im Kreis droht ein Ärztenotst­and. Mit medizinisc­hen Versorgung­szentren will der Kreis entgegenwi­rken.

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