Wenn schon Bonpflicht, dann umweltfreundlich
Einzelhändler setzen auf umweltfreundliche Kassenbons – Warum Spezialpapier besser für Gesundheit und Umwelt ist
GAALEN - Der Kassenbon. Im besten Fall wird er achtlos in den Geldbeutel oder in die Einkaufstasche gestopft, im schlimmsten Fall landet er auf der Straße oder direkt nach seinem Druck im Mülleimer. Mit Einführung der Belegpflicht im Januar muss er jedoch vom Handel ausgedruckt werden.
Was für den Bund ein Werkzeug im Kampf gegen Steuerbetrug sein sollte, halten viele Umweltschützer für reine Papierverschwendung. Laut eines Berichtes des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“können mit der Menge der jährlich in Deutschland ausgedruckten Kassenbons 43 Fußballfelder bedeckt werden.
Edeka will mit den sogenannten Blue4Est-Kassenbons der Firma Koehler Paper die erhöhte Umweltbelastung erträglicher machen. Wenn schon von Rechts wegen mehr Papier
verbraucht werden müsse, so solle es wenigstens in der blauen Tonne entsorgt werden können, erklärt Edeka-Pressesprecher Florian Heitzmann. Laut Ute Danzer, eine Mitarbeiterin des Reformhauses Kaliss, darf der Beleg sogar auf den Kompost. Koehler Paper rät auf seiner Firmenwebseite allerdings davon ab.
Das war bisher nicht möglich. Denn für die meisten Kassenzettel wird ein Thermopapier verwendet, das mit Chemikalien beschichtet ist, wie „Choosenpaper“, ein gemeinschaftlicher Blog von Thermopapier-Herstellern, erklärt. Die Chemikalien sorgen dafür, dass sich der Bon unter Wärmeeinwirkung an den gewünschten Stellen schwarz färbt – und so den bezahlten Einkauf abdruckt.
Für diesen Thermodruck setzen manche Papier-Hersteller jedoch Farbentwickler ein, die gesundheitsschädlich wirken können. Da der
Verbraucher aber rein optisch nicht unterscheiden kann, ob und mit welchen chemischen Stoffen die Kassenbons behandelt worden sind, rät das Umweltbundesamt grundsätzlich von einer Entsorgung im Altpapier ab.
Der Druck der neuen Edeka-Bons basiert stattdessen auf einer physikalischen Reaktion. Laut Hersteller besteht bei diesen Quittungen die oberste Funktionsschicht des Papiers aus Luftbläschen. Diese reflektieren darauffallendes Licht – wie der klare Himmel oder die Wasseroberfläche eines Sees – so, dass es für das menschliche Auge blau erscheint. Unter Wärme werden die Bläschen zerstört und die darunterliegende schwarze Schicht kommt zum Vorschein.
Der Aalener Bund-Regionalgeschäftsführer Andreas Mooslehner begrüßt die Entwicklung: „Es war schon lange überfällig, dass dieses Bonsystem geändert wird. Besonders für das Kassenpersonal, das das Papier mit den gesundheitsschädlichen Stoffen ja ständig in den Händen hat, ist das von Bedeutung.“
Auch andere Aalener Geschäfte wie der Unverpackt-Laden im Kubus oder das Reformhaus Kaliss nutzen bereits das spezielle Bonpapier, das an seiner grau-blauen Färbung leicht vom normalen Thermopapier zu unterscheiden ist.
Die verbesserte Gesundheitsverträglichkeit der Thermorollen macht aber die Frage nach der Sinnhaftigkeit
einer Bonpflicht nicht wett, wie außer Andreas Mooslehner auch Janina Schnorr findet. „Müll ist es ja im Endeffekt trotzdem, solange man ihn ausdrucken muss und ihn dann doch keiner will“, sagt die Mitarbeiterin des Unverpackt-Ladens im Kubus. Laut Janina Schnorr ist den Kunden im Übrigen kein Unterschied zu anderen Bons aufgefallen. Einen Nachteil hat das blau-graue Papier: Auch wenn die Märkte ihre bisher genutzten Drucker nicht nachrüsten müssen, so sind die Thermorollen von Blue4est durchschnittlich etwas teurer als die üblichen – chemisch entwickelnden – Kassenrollen. Zur Frage, wie Edeka die erhöhten Kosten zukünftig umlegen werde, wollte sich Heitzmann nicht äußern.
„Es war schon lange überfällig, dass dieses Bonsystem geändert wird“,