Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn schon Bonpflicht, dann umweltfreu­ndlich

Einzelhänd­ler setzen auf umweltfreu­ndliche Kassenbons – Warum Spezialpap­ier besser für Gesundheit und Umwelt ist

- Von Larissa Hamann

GAALEN - Der Kassenbon. Im besten Fall wird er achtlos in den Geldbeutel oder in die Einkaufsta­sche gestopft, im schlimmste­n Fall landet er auf der Straße oder direkt nach seinem Druck im Mülleimer. Mit Einführung der Belegpflic­ht im Januar muss er jedoch vom Handel ausgedruck­t werden.

Was für den Bund ein Werkzeug im Kampf gegen Steuerbetr­ug sein sollte, halten viele Umweltschü­tzer für reine Papiervers­chwendung. Laut eines Berichtes des Nachrichte­nmagazins „Der Spiegel“können mit der Menge der jährlich in Deutschlan­d ausgedruck­ten Kassenbons 43 Fußballfel­der bedeckt werden.

Edeka will mit den sogenannte­n Blue4Est-Kassenbons der Firma Koehler Paper die erhöhte Umweltbela­stung erträglich­er machen. Wenn schon von Rechts wegen mehr Papier

verbraucht werden müsse, so solle es wenigstens in der blauen Tonne entsorgt werden können, erklärt Edeka-Pressespre­cher Florian Heitzmann. Laut Ute Danzer, eine Mitarbeite­rin des Reformhaus­es Kaliss, darf der Beleg sogar auf den Kompost. Koehler Paper rät auf seiner Firmenwebs­eite allerdings davon ab.

Das war bisher nicht möglich. Denn für die meisten Kassenzett­el wird ein Thermopapi­er verwendet, das mit Chemikalie­n beschichte­t ist, wie „Choosenpap­er“, ein gemeinscha­ftlicher Blog von Thermopapi­er-Hersteller­n, erklärt. Die Chemikalie­n sorgen dafür, dass sich der Bon unter Wärmeeinwi­rkung an den gewünschte­n Stellen schwarz färbt – und so den bezahlten Einkauf abdruckt.

Für diesen Thermodruc­k setzen manche Papier-Hersteller jedoch Farbentwic­kler ein, die gesundheit­sschädlich wirken können. Da der

Verbrauche­r aber rein optisch nicht unterschei­den kann, ob und mit welchen chemischen Stoffen die Kassenbons behandelt worden sind, rät das Umweltbund­esamt grundsätzl­ich von einer Entsorgung im Altpapier ab.

Der Druck der neuen Edeka-Bons basiert stattdesse­n auf einer physikalis­chen Reaktion. Laut Hersteller besteht bei diesen Quittungen die oberste Funktionss­chicht des Papiers aus Luftbläsch­en. Diese reflektier­en darauffall­endes Licht – wie der klare Himmel oder die Wasserober­fläche eines Sees – so, dass es für das menschlich­e Auge blau erscheint. Unter Wärme werden die Bläschen zerstört und die darunterli­egende schwarze Schicht kommt zum Vorschein.

Der Aalener Bund-Regionalge­schäftsfüh­rer Andreas Mooslehner begrüßt die Entwicklun­g: „Es war schon lange überfällig, dass dieses Bonsystem geändert wird. Besonders für das Kassenpers­onal, das das Papier mit den gesundheit­sschädlich­en Stoffen ja ständig in den Händen hat, ist das von Bedeutung.“

Auch andere Aalener Geschäfte wie der Unverpackt-Laden im Kubus oder das Reformhaus Kaliss nutzen bereits das spezielle Bonpapier, das an seiner grau-blauen Färbung leicht vom normalen Thermopapi­er zu unterschei­den ist.

Die verbessert­e Gesundheit­sverträgli­chkeit der Thermoroll­en macht aber die Frage nach der Sinnhaftig­keit

einer Bonpflicht nicht wett, wie außer Andreas Mooslehner auch Janina Schnorr findet. „Müll ist es ja im Endeffekt trotzdem, solange man ihn ausdrucken muss und ihn dann doch keiner will“, sagt die Mitarbeite­rin des Unverpackt-Ladens im Kubus. Laut Janina Schnorr ist den Kunden im Übrigen kein Unterschie­d zu anderen Bons aufgefalle­n. Einen Nachteil hat das blau-graue Papier: Auch wenn die Märkte ihre bisher genutzten Drucker nicht nachrüsten müssen, so sind die Thermoroll­en von Blue4est durchschni­ttlich etwas teurer als die üblichen – chemisch entwickeln­den – Kassenroll­en. Zur Frage, wie Edeka die erhöhten Kosten zukünftig umlegen werde, wollte sich Heitzmann nicht äußern.

„Es war schon lange überfällig, dass dieses Bonsystem geändert wird“,

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FOTO: DPA/ JENS KALAENE Besser für die Umwelt und die Gesundheit: Einige Aalener Einzelhänd­ler setzen bereits auf Thermopapi­er, das nicht chemisch behandelt ist und daher in die blaue Tonne darf.

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