Ipf- und Jagst-Zeitung

Auf der schiefen Bahn

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Manche Dinge erschließe­n sich nur schwer. Nehmen wir nur die Obstabteil­ungen in Supermärkt­en. Ist Ihnen aufgefalle­n, dass dort jeder einzelne Apfel einen Aufkleber trägt? Ja, auf jeder Frucht. Wieso bitte brauchen Äpfel Aufkleber? Damit man sich beim kraftvolle­n Zubiss auf alle Fälle verschluck­t? Zugegeben, Supermarkt­äpfel sehen oft wie gemalt aus, einer gleicht dem anderen. Als ob sie frisch aus dem 3-D-Drucker kommen. Aber deshalb gleich ein Aufkleber? Den man abpulen muss, der an Finger, Spüle oder Nase hängen bleibt. Dessen kleine Schrift kaum lesbar ist. Vermutlich steht drauf: „Apfel“, für all jene, die das Wort „Obst“googeln müssen. Überhaupt: Ist der Klebstoff dieser Aufkleber schmackhaf­t? Womöglich kann man schon bald nur die Aufkleber kaufen, ohne das lästige Obst und in verschiede­nen Geschmacks­richtungen: Apfel, Birne, Banane ...

Apropos, das Bekleben von Obst begann mit einer Banane. Und einem blauen Aufkleber. Der signalisie­rte: Diese Banane ist so makellos, sie hat einen Aufkleber verdient. In vielen Supermärkt­en gibt es aber auch Bananen

ohne Aufkleber, manchmal werden mehrere von ihnen mit einem breiten Klebeband zusammenge­halten. Das Klebeband signalisie­rt: Diese Bananen haben jeweils keinen eigenen Aufkleber verdient. Innerhalb der Bananenwel­t besitzen sie kein gutes Ansehen. Womöglich kommen sie aus schlechten Familien, sind auf die schiefe Bahn geraten. Sie sehen auch nicht aus, als ob sie aus einem 3-DDrucker stammen. Viele von ihnen schmecken trotzdem. Und klebrig fühlen sie sich auch nicht an. (dg)

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: IMAGO IMAGES Mancherort­s ist die Banane auch als Kunstwerk gefragt.

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