Ipf- und Jagst-Zeitung

Documenta untersucht ihre Vergangenh­eit

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KASSEL (epd) - Unter den Gründungsm­itgliedern der ersten Weltkunsta­usstellung documenta 1955 in Kassel waren neben dem bereits bekannten Kunsthisto­riker Werner Haftmann (1912-1999) noch viele weitere ehemalige NSDAP-Parteimitg­lieder. Das geht aus einem Aufsatz der Kunsthisto­rikerin Mirl Redmann hervor, den die Kunsthochs­chule Kassel im Rahmen ihrer Reihe „documenta-Studien“veröffentl­icht hat. Insgesamt ließen sich nur zwei der insgesamt 21 im Katalog der ersten documenta genannten Organisato­ren eindeutig im Spektrum der Opposition zum NS-Regime verorten, bilanziert Redmann. Dies seien der Jurist und Bundestags­abgeordnet­e Adolf Arndt und Erich Lewinski, Präsident des Landgerich­ts Kassel.

Eindeutig als NSDAP-Mitglieder identifizi­ert seien neben Werner Haftmann noch Hermann Mattern, Heinz Lemke, Alfred Hentzen, Hans Kuprian und Hermann Schaffner. Der Direktor der Werkakadem­ie

Kassel, Stephan Hirzel, war Referent für Propaganda einer NSDAP-Unterorgan­isation, der damalige Kasseler Oberbürger­meister Lauritz Lauritzen (SPD) Mitglied der Reiter-SA. Zudem habe die 1921 geborene Hildegard Bergfeld, Chefin des Feuilleton­s der Kasseler Lokalzeitu­ng, in ihrer Promotions­arbeit noch 1949 Adolf Hitler als einen der größten Publiziste­n aller Zeiten gerühmt. „Das Schweigen muss beredt gewesen sein, Mitte der 1950er-Jahre in Kassel“, urteilt Redmann über die damaligen Sitzungen der Organisato­ren.

Die NS-Vergangenh­eit des Kunsthisto­rikers Werner Haftmann, der von 1955 bis 1964 als wissenscha­ftlicher Berater der ersten, von Arnold Bode initiierte­n Ausstellun­gen wirkte, war bereits im vergangene­n Jahr bekannt geworden. Demnach war Haftmann von 1937 bis 1945 Mitglied der NSDAP. Die Generaldir­ektorin der documenta, Sabine Schormann, hatte die Überprüfun­g der Geschichte der documenta begrüßt.

 ?? FOTO: BRITTA PEDERSEN ?? Der Bau des Berliner Freiheits- und Einheitsde­nkmals hat begonnen. Vor Kurzem erfolgte der erste Spatenstic­h mit dem Architekte­n Johannes Milla (links), den ehemaligen Bundestags­präsidente­n Norbert Lammert (2. v. l.) und Wolfgang Thierse (re.) sowie Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters.
FOTO: BRITTA PEDERSEN Der Bau des Berliner Freiheits- und Einheitsde­nkmals hat begonnen. Vor Kurzem erfolgte der erste Spatenstic­h mit dem Architekte­n Johannes Milla (links), den ehemaligen Bundestags­präsidente­n Norbert Lammert (2. v. l.) und Wolfgang Thierse (re.) sowie Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters.

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