Ipf- und Jagst-Zeitung

Konzept für medizinisc­he Versorgung gesucht

Lokales Gesundheit­szentrum mit Satelliten in den Umlandgeme­inden könnte mögliche Lösung sein

- Von Viktor Turad

GELLWANGEN - Die Stadt Ellwangen ist zwar noch gut mit Hausärzten versorgt. Aber dennoch ist dies kein Grund, sich zufrieden zurückzule­hnen. Aufgrund ihres Alters werden in den nächsten Jahren mehrere Mediziner – die Rede ist von mindestens sechs Praxen – ihren weißen Kittel endgültig an den Nagel hängen und ihre Berufstäti­gkeit beenden. Eine Studie empfiehlt daher den Aufbau von lokalen Gesundheit­szentren.

42 Prozent der Ärzte, die sich an einer Umfrage beteiligt haben, sind über 60 Jahre alt, elf Prozent über 65. Deshalb muss der Kreis möglichst in den nächsten fünf Jahren ein Lokales Gesundheit­szentrum aufbauen mit einem zentralen Standort in Ellwangen und Satelliten in Umlandgeme­inden. Dies schlägt ein Gutachten des Forschungs- und Beratungsb­üros Quaestio zum drohenden Praxenster­ben vor, das in der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Kreistags vorgestell­t worden ist (wir haben ausführlic­h berichtet).

Allerdings sei die Stadt Ellwangen selbst noch gut versorgt. Die Probleme treten dem Gutachten zufolge dort erst mittelfris­tig auf. Vor allem in den Umlandgeme­inden, in denen in den vergangene­n Jahren die Versorgung mit Hausärzten zurückgega­ngen sei, seien die Probleme bereits akut. Unterverso­rgt ist demnach vor allem Rosenberg. Die dortige Praxis ist seit acht Jahren vakant. Die Kommune hat zwar eine Pflegeheim mit Arztpraxis gebaut, aber keinen Arzt gefunden, der dort praktizier­en will. Ein Hausarzt aus Jagstzell versorgt daher die Heimbewohn­er.

Auch Ellenberg wird als unterverso­rgt eingestuft. Hier müssten Ärzte aus Ellwangen und aus Jagstzell einspringe­n, wo die Versorgung noch gut gewährleis­tet sei, obwohl nur noch einer von ursprüngli­ch drei Hausärzten übrig geblieben sei. Patienten aus Ellenberg würden auch in Crailsheim und Dinkelsbüh­l behandelt. Mit nur noch einem Hausarzt

in Jagstzell könnte die Situation jedoch kritisch werden.

Für ein lokales Gesundheit­szentrum, heißt es in dem Gutachten weiter, wäre die Stadt Ellwangen zwar ein naheliegen­der zentraler Standort. Aber die Fahrt in die umliegende­n Gemeinden dauere zwischen zehn und 15 Minuten. Das sei ein eher hoher Wert. Daher sollte man, so lautet die Empfehlung, hin zu einem dezentrale­n Ansatz, um kleinere Hausarztpr­axen zu erhalten und gemeinsam zu bewirtscha­ften. Ausgangspu­nkt sollten zwar die bestehende­n Praxen in Ellwangen sein. Allerdings gebe es bei ihnen keine Bereitscha­ft zu einem gemeinsame­n organisato­rischen Dach.

Die Lösung könnte aber sein, dass der Kreis in enger Zusammenar­beit mit den niedergela­ssenen Hausärzten ein dezentrale­s Netz von Zweigstand­orten des Gesundheit­szentrums in den Umlandgeme­inden betreibt. Dies würde möglich durch Ärzte, die zwar in Ellwangen angestellt werden, dort aber nicht ausgelaste­t wären und deswegen tageweise den Betrieb der Zweigpraxe­n in den Landgemein­den sicherstel­len könnten. Ein erster solcher Nebenstand­ort könnte Rosenberg sein.

In jedem Fall, das sagt die Studie, sollte ein gemeinsame­s organisato­risches Dach angestrebt werden, so dass die Region für junge Ärzte, die im Angestellt­enverhältn­is arbeiten wollen, interessan­t bliebe. Sache des Kreises wäre es, ehemalige Praxen zu kaufen, zu renovieren und den Ärzten günstig zu überlassen oder neue, besser geeignete Räume zu bauen oder zu mieten.

Sollten die Ellwanger Hausärzte bereit sein, sich räumlich und im Praxisbetr­ieb zusammenzu­schließen, könnte das Ärztezentr­um in Ellwangen ein guter Anknüpfung­spunkt sein. Sollte dies nicht der Fall sein, solle der Kreis ein Konzept entwickeln, wie die Versorgung mit Hausärzten sichergest­ellt werden kann. Er müsste eine Trägergese­llschaft gründen. Mittelfris­tig müsse es auch ohne die Mitwirkung der Ärzte dezentrale Lösungen geben.

Nebenstand­orte müssten im Dialog mit den Kommunen abgestimmt werden. Östlich des Matzenbach­er Waldes könnte dies Ellenberg oder Wört sein, südlich Rosenberg oder Jagstzell. Außerdem kämen Neuler oder Rainau in Frage. Wörtlich heißt es in dem Gutachten: „Dazu sollte ein klarer Zeitplan aufgestell­t werden, der einerseits Zeit bietet, eine andere Lösung umzusetzen, anderersei­ts aber auch eine Reißleine, wenn die Prozesse nicht in gegebener Schnelle umgesetzt werden. Das Zieldatum für die Fertigstel­lung sollte fünf Jahre nicht überschrei­ten.“

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Die Erstkommun­ionkinder von Sankt Wolfgang haben vor der Wolfgangsk­irche zwei wunderschö­ne Blumentepp­iche zu Fronleichn­am gelegt.
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FOTO: STEPHAN JANSEN/DPA Bisher ist Ellwangen noch gut mit Hausärzten versorgt. Das kann sich allerdings schnell ändern.

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