Konzept für medizinische Versorgung gesucht
Lokales Gesundheitszentrum mit Satelliten in den Umlandgemeinden könnte mögliche Lösung sein
GELLWANGEN - Die Stadt Ellwangen ist zwar noch gut mit Hausärzten versorgt. Aber dennoch ist dies kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Aufgrund ihres Alters werden in den nächsten Jahren mehrere Mediziner – die Rede ist von mindestens sechs Praxen – ihren weißen Kittel endgültig an den Nagel hängen und ihre Berufstätigkeit beenden. Eine Studie empfiehlt daher den Aufbau von lokalen Gesundheitszentren.
42 Prozent der Ärzte, die sich an einer Umfrage beteiligt haben, sind über 60 Jahre alt, elf Prozent über 65. Deshalb muss der Kreis möglichst in den nächsten fünf Jahren ein Lokales Gesundheitszentrum aufbauen mit einem zentralen Standort in Ellwangen und Satelliten in Umlandgemeinden. Dies schlägt ein Gutachten des Forschungs- und Beratungsbüros Quaestio zum drohenden Praxensterben vor, das in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreistags vorgestellt worden ist (wir haben ausführlich berichtet).
Allerdings sei die Stadt Ellwangen selbst noch gut versorgt. Die Probleme treten dem Gutachten zufolge dort erst mittelfristig auf. Vor allem in den Umlandgemeinden, in denen in den vergangenen Jahren die Versorgung mit Hausärzten zurückgegangen sei, seien die Probleme bereits akut. Unterversorgt ist demnach vor allem Rosenberg. Die dortige Praxis ist seit acht Jahren vakant. Die Kommune hat zwar eine Pflegeheim mit Arztpraxis gebaut, aber keinen Arzt gefunden, der dort praktizieren will. Ein Hausarzt aus Jagstzell versorgt daher die Heimbewohner.
Auch Ellenberg wird als unterversorgt eingestuft. Hier müssten Ärzte aus Ellwangen und aus Jagstzell einspringen, wo die Versorgung noch gut gewährleistet sei, obwohl nur noch einer von ursprünglich drei Hausärzten übrig geblieben sei. Patienten aus Ellenberg würden auch in Crailsheim und Dinkelsbühl behandelt. Mit nur noch einem Hausarzt
in Jagstzell könnte die Situation jedoch kritisch werden.
Für ein lokales Gesundheitszentrum, heißt es in dem Gutachten weiter, wäre die Stadt Ellwangen zwar ein naheliegender zentraler Standort. Aber die Fahrt in die umliegenden Gemeinden dauere zwischen zehn und 15 Minuten. Das sei ein eher hoher Wert. Daher sollte man, so lautet die Empfehlung, hin zu einem dezentralen Ansatz, um kleinere Hausarztpraxen zu erhalten und gemeinsam zu bewirtschaften. Ausgangspunkt sollten zwar die bestehenden Praxen in Ellwangen sein. Allerdings gebe es bei ihnen keine Bereitschaft zu einem gemeinsamen organisatorischen Dach.
Die Lösung könnte aber sein, dass der Kreis in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Hausärzten ein dezentrales Netz von Zweigstandorten des Gesundheitszentrums in den Umlandgemeinden betreibt. Dies würde möglich durch Ärzte, die zwar in Ellwangen angestellt werden, dort aber nicht ausgelastet wären und deswegen tageweise den Betrieb der Zweigpraxen in den Landgemeinden sicherstellen könnten. Ein erster solcher Nebenstandort könnte Rosenberg sein.
In jedem Fall, das sagt die Studie, sollte ein gemeinsames organisatorisches Dach angestrebt werden, so dass die Region für junge Ärzte, die im Angestelltenverhältnis arbeiten wollen, interessant bliebe. Sache des Kreises wäre es, ehemalige Praxen zu kaufen, zu renovieren und den Ärzten günstig zu überlassen oder neue, besser geeignete Räume zu bauen oder zu mieten.
Sollten die Ellwanger Hausärzte bereit sein, sich räumlich und im Praxisbetrieb zusammenzuschließen, könnte das Ärztezentrum in Ellwangen ein guter Anknüpfungspunkt sein. Sollte dies nicht der Fall sein, solle der Kreis ein Konzept entwickeln, wie die Versorgung mit Hausärzten sichergestellt werden kann. Er müsste eine Trägergesellschaft gründen. Mittelfristig müsse es auch ohne die Mitwirkung der Ärzte dezentrale Lösungen geben.
Nebenstandorte müssten im Dialog mit den Kommunen abgestimmt werden. Östlich des Matzenbacher Waldes könnte dies Ellenberg oder Wört sein, südlich Rosenberg oder Jagstzell. Außerdem kämen Neuler oder Rainau in Frage. Wörtlich heißt es in dem Gutachten: „Dazu sollte ein klarer Zeitplan aufgestellt werden, der einerseits Zeit bietet, eine andere Lösung umzusetzen, andererseits aber auch eine Reißleine, wenn die Prozesse nicht in gegebener Schnelle umgesetzt werden. Das Zieldatum für die Fertigstellung sollte fünf Jahre nicht überschreiten.“