Vom Postbeamten zum Pfarrer
Klaus Wolfmaier wird am Sonntag während eines Gottesdienstes in sein Amt eingesetzt
GNERESHEIM - Die Vakanz ist vorüber, die katholische Gesamtkirchengemeinde hat wieder einen Leitenden Pfarrer: Am Sonntag wird Klaus Wolfmaier in einem Gottesdienst in der Neresheimer Stadtpfarrkirche offiziell in sein Amt eingesetzt. Corona bedingt findet die Investitur durch Dekan Robert Kloker, an der auch seitherige Administrator Andreas Macho mitwirkt, in kleinem Kreis statt und nicht, wie ursprünglich geplant, mit vielen Gläubigen in der Härtsfeldhalle. Dennoch ist die Freude über den neuen Pfarrer in Neresheim groß. Auch der hat einen guten Eindruck von seiner neuen Gemeinde: Den Ausschlag dafür, dass er sich für das hintere Härtsfeld entschieden hat, habe die freundliche und herzliche Aufnahme gegeben, die er während des Bewerbungsverfahrens auf der Ostalb erfahren habe, erzählt er.
Der neue Neresheimer Pfarrer ist 56 Jahre alt, wurde in Laupheim in eine Handwerkerfamilie geboren und ist mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Sein Vater war Handwerksmeister und beschäftigte in seinem Betrieb für Heizung, Lüftung, Sanitär rund 70 Mitarbeiter. Zwei Brüder des Pfarrers führen das Unternehmen weiter.
Klaus Wolfmaier war zwar schon immer in der katholischen Kirche engagiert und in ihm schlummerte, wie er erzählt, auch der Wunsch, einen kirchlichen Beruf zu ergreifen. Tatsächlich aber wurde er Postbeamter im mittleren Dienst, unter anderem an der damaligen Luftpostleitstelle in Stuttgart. Sein Weg schien vorgezeichnet. „Ich hatte eine Freundin und hatte schon eine Bauvoranfrage gestellt“, schmunzelt er.
Doch dann habe er gespürt, dass er doch etwas anders wollte. Er nahm eine Auszeit, um sich zu prüfen, und ging in ein Kloster am Niederrhein. Wolfmaier entschied sich für die Kirche und trat in das Spätberufenenseminar in Lautershofen bei Bad Neuenahr ein. Das Priesterseminar in Rottenburg und das Diakonatsjahr in Albstadt-Tailfingen schlossen sich an. 2003 wurde er in Rottenburg zum Priester geweiht.
Wolfmaier war danach Vikar in Öhringen und in Geislingen/Steige, ehe er 2007 Leitender Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Bussen wurde. Dort war er für neun Gemeinden verantwortlich und für die Wallfahrt auf dem Bussen, dem „heiligen Berg“Oberschwabens.
Nach gut zwölf Jahren, nach einem Zeitraum also, in dem auch die Diözese einem Geistlichen einen Wechsel nahelegt, wollte er noch einmal etwas Neues anpacken und so kam die Gesamtkirchengemeinde Neresheim ins Spiel. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit, mit der er auf dem Härtsfeld während des Bewerbungsverfahrens überall aufgenommen worden sei, habe schließlich den Ausschlag gegeben, verrät er. Dieser gute Eindruck sei bis heute geblieben, sagt Wolfmaier. In Neresheim und den Teilorten ist er mit 5500 Katholiken für 1000 mehr als an seiner bisherigen Wirkungsstätte zuständig, aber dies mit einem kleineren Pastoralteam. Dafür, tröstet sich der neue Pfarrer, hat er mit dem hauptamtlichen Kirchenpfleger Georg Haas eine große Entlastung. Bisher hatte er es mit neun Kirchenpflegern zu tun.
Ende Juni, hofft der Pfarrer, wird es auch in Neresheim wieder öffentliche Gottesdienste geben, zunächst an den Sonntagen, später auch an Werktagen. Wie genau die Gemeinde vorgehen will, wird im geschäftsführenden Ausschuss besprochen. Und nicht nur dort legt er Wert auf Gespräche in Augenhöhe, unterstreicht Wolfmaier. „Die Leute sollen ihre Charismen leben können!“
Zu den Aufgaben des Geistlichen werden künftig auch zwei Stunden Religionsunterricht an der Härtsfeldschule gehören. Er war immer im Naturschutz engagiert, erzählt Wolfmaier, und hat in verschiedenen Chören gesungen. In der Auszeit nach seiner Verabschiedung im Februar an seiner bisherigen Wirkungsstätte wollte er eigentlich auf den Jakobusweg gehen. Aber Corona hat dies ebenso verhindert wie es nun Investitur und Neuanfang nur in kleinem Rahmen zulässt.