Ipf- und Jagst-Zeitung

Radfahrer bitten um tolerantes Miteinande­r

-

Zu dem Artikel „Bauern bitten um tolerantes Miteinande­r“hat uns ein Leserbrief erreicht.

Was Landwirte besser machen können: Herr Kucher wird zitiert: „Nach den neuen Verkehrsre­geln dürfen wir mit den Traktoren Fahrradfah­rer oder Fußgänger nur mit einem Mindestabs­tand von 1,5 Metern überholen.“Da irrt er. Da sich die meisten Feldwege außerorts befinden, beträgt der Mindestabs­tand also in den meisten Fällen zwei Meter. Dazu darf ich das entspreche­nde Gesetz zitieren (§5 Abs. 4 der StVo): „Beim Überholen mit Kraftfahrz­eugen von zu Fuß Gehenden, Fahrrad Fahrenden und Elektrokle­instfahrze­ugen Führenden beträgt der ausreichen­de Seitenabst­and innerorts mindestens 1,5 Meter und außerorts mindestens zwei Meter.“Und Quelle ADFC NRW: „Ist kein ausreichen­der Abstand aufgrund der Verkehrssi­tuation einzuhalte­n, muss das Überholen unterbleib­en und es ist hinter dem Fahrradfah­rer zu bleiben.“

Soviel zur Rechtslage, sollte jeder Traktorfah­rer wissen. Denn auch Feldwege sind öffentlich­er Verkehrsra­um, es gilt uneingesch­ränkt die Straßenver­kehrsordnu­ng. Selbst wenn uns die Landwirte vertreiben wollten, das ginge gar nicht, es wäre rechtswidr­ig. Dass ich mich als Radfahrer sofort und gleich in die Büsche schlagen soll, wenn ein Traktor kommt, damit der auch ja nicht seine Geschwindi­gkeit verringern muss, weil er ja unter Druck steht, das halte ich für überzogen. Mag er noch so unter Druck stehen, er hat sich an die bestehende­n Gesetze zu halten! Ich möchte eines nicht unerwähnt lassen: Wenn es zu einem Unfall zwischen Radfahrer und Traktor kommt, sind die Folgen für den Radfahrer verheerend bis tödlich, der Traktorfah­rer bleibt unverletzt.

Und nun zum toleranten Miteinande­r: Natürlich machen wir Radfahrer Platz, sobald eine Stelle erreicht ist, wo Überholen gefahrlos möglich ist – allein schon deshalb, weil es nicht so angenehm ist, wenn so ein riesiger Traktor – leider manchmal dann auch noch mit geringstem Abstand und hupend – hinter einem herfährt. Unsere Bitte an die Traktorfah­rer: Uns nicht nötigen und bedrängen, uns Zeit zu geben, die nächste Stelle zu erreichen, wo ein gefahrlose­s Überholen möglich ist (da halten wir selbstvers­tändlich an), unbedingt den Mindestsei­tenabstand einhalten und wenn man – vor allem im Begegnungs­verkehr – die Geschwindi­gkeit kurz reduzieren könnte, wäre das nett. Die meisten Landwirte verhalten sich da rücksichts­voll, allerdings muss ich immer wieder unangenehm­e bis lebensgefä­hrliche Situatione­n mit ziemlichen Rüpeln erleben, andere Radfahrer werden dies bestätigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany