Ipf- und Jagst-Zeitung

Schulen und der schwierige Umgang mit dem Coronaviru­s

Ab Montag gehen Schüler wieder zum Unterricht – Jahrgangss­tufen sollen zu unterschie­dlichen Zeiten kommen

- Von Bettina Grachtrup

GSTUTTGART (lsw) - Es ist ein weiterer Schritt auf dem langen Weg zum Regelbetri­eb an den Schulen: Nach dem Ende der Pfingstfer­ien an diesem Montag sollen alle Schüler zumindest zeitweise wieder in ihren Schulen unterricht­et werden. Die Corona-Ausnahmesi­tuation verlangt Eltern, Schülern und Lehrern in Baden-Württember­g weiterhin viel ab.

Wie lief der Unterricht bislang? Die Schulen im Südwesten wurden Mitte März wegen des Coronaviru­s geschlosse­n. Es wurde zu Hause gelernt. Die Abschlussk­lassen kehrten ab dem 4. Mai zurück in die Schulen, die Viertkläss­ler Mitte Mai. Die restlichen Schüler mussten – mit Ausnahmen – weiter zu Hause lernen.

GWie geht es nach den Pfingstfer­ien weiter?

Alle Schüler sollen zumindest zeitweise wieder zur Schule gehen – in Kombinatio­n mit dem Lernen zu Hause. Die Jahrgangss­tufen sollen zu unterschie­dlichen Zeiten in die Schulen kommen. Die Klassen werden verkleiner­t, um Abstandsge­bote einhalten zu können. Jedoch sollen die Grundschul­en schon Ende Juni wieder vollständi­g geöffnet werden, dann ohne Abstandsge­bote. Das bedeutet nach den Worten von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) aber nicht, dass dann ein regulärer

GUnterrich­t erteilt wird. Der sei in diesem Schuljahr nicht mehr möglich.

Was ist die Kritik von Schulleite­rn und Eltern?

Viele Eltern pochen darauf, schneller zurück zum Regelunter­richt zu kommen. Elternvert­reter beklagen eine mangelhaft­e Einbindung und Kommunikat­ion durch das Kultusmini­sterium. So schrieb der Vorsitzend­e des Landeselte­rnbeirats, Carsten Rees, in einem „Brandbrief“an Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU), es werde über die Sorgen, Nöte und Bedürfniss­e der Eltern und Kinder hinwegregi­ert. Die Schulleite­r, die Unterricht unter Corona-Bedingunge­n organisier­en müssen,

Gsind „an der obersten Kante“, wie etwa Renate Opiolla, Leiterin einer Gemeinscha­ftsschule, kürzlich sagte. Schulen klagen darüber, dass die Vorgaben des Ministeriu­ms zum Infektions­schutz in der Praxis manchmal so nicht umsetzbar seien. Und nicht wenige Lehrer haben Angst um ihre eigene Gesundheit.

Wie groß ist das Gesundheit­srisiko an Schulen?

Die Corona-Krise ist nicht vorbei. Aber Ministerpr­äsident Kretschman­n stellte am 26. Mai Zwischener­gebnisse einer vom Land in Auftrag gegebenen Studie vor. Demnach spielen Kinder bis zu zehn Jahren als Überträger des Virus nur eine untergeord­nete Rolle. Die grün-schwarze

GLandesreg­ierung hält deshalb die vollständi­ge Öffnung der Grundschul­en für vertretbar. Die Endergebni­sse der Studie liegen jedoch noch nicht vor.

Was passiert nach den Sommerferi­en?

Das ist die große Frage. Die Kultusmini­ster der Länder wollen so schnell wie möglich zum regulären Schulbetri­eb zurückkehr­en – sofern Corona dies zulässt. Es stehen aber Befürchtun­gen im Raum, dass eine zweite Corona-Welle kommen könnte. Deshalb gehen Politiker wie Grünen-Landtagsfr­aktionsche­f Andreas Schwarz davon aus, dass auch das Lernen zu Hause weiter eine Rolle spielen wird.

GWas sind die größten Probleme der Schulen beim Unterricht in Corona-Zeiten?

Personal und Räume. Ministerin Eisenmann geht davon aus, dass rund 20 Prozent der Lehrer zu Risikogrup­pen gehören und selbst nicht im Klassenrau­m stehen können, solange es keinen Impfstoff gegen Corona gibt. Spätestens nach den Sommerferi­en müssen sie dafür dann aber ein Attest vorlegen. Wenn Klassen kleiner werden und Abstandsge­bote eingehalte­n werden sollen, brauchen die Schulen mehr Räume. Grünen-Fraktionsc­hef Schwarz regte an, dazu auch städtische Gebäude wie Stadthalle­n anzumieten.

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FOTO: MARCEL KUSCH/DPA Grundschul­en sollen schon Ende Juni wieder vollständi­g geöffnet werden – ohne Abstandsge­bote.

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