Ipf- und Jagst-Zeitung

Wirtschaft hofft auf den Schnellsta­rt

Verbände bewerten das Konjunktur­paket positiv – Altmaier erwartet noch „schwierige“Monate

- Von Wolfgang Mulke

GBERLIN - Die Wirtschaft­sverbände erwarten aufgrund des Konjunktur­programms eine schnelle Besserung der Lage. „Wenn das zündet, legen wir einen echten Schnellsta­rt hin“, sagte der Präsident des Digitalver­bands Bitkom, Achim Berg, nach einem Gespräch der Verbände mit Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) am Freitag. Der Minister rechnet schon nach der Sommerpaus­e mit ersten Erfolgen. Dann könnten die positiven Nachrichte­n die negativen überwiegen. Allzu hohe Erwartunge­n dämpft der Politiker jedoch. „Wir haben noch schwierige Monate vor uns“befürchtet Altmaier.

Erst 2022 werde die Wirtschaft den Stand der Zeit vor Corona wieder erreichen.

Die Verbände loben das Konjunktur­paket als gelungenen Mix an Instrument­en für alle Branchen, nicht nur für die stärksten Lobbys. Insbesonde­re die 25 Milliarden Euro an Überbrücku­ngshilfen für kleine und mittlere Unternehme­n sehen die Verbände positiv. Bis zu 150 000 Euro können sie, auch Kleinstfir­men oder Solo-Selbständi­ge, beantragen, wenn sie jetzt mit Zeitverzög­erung durch Corona in Schwierigk­eiten geraten. Der Zuschuss soll schon im Juli ausgezahlt werden.

Ebenso erfreut sind die Verbände über die steuerlich­en Teile des Pakets.

Bessere Abschreibu­ngsmöglich­keiten und die Möglichkei­t, Verluste in ein anderes Jahr zurückzutr­agen, fördern die Liquidität der Firmen. Lob kam auch von den Arbeitgebe­rn, auch wenn deren Verbandsch­ef Ingo Kramer es „ein bisschen früh, ein bisschen groß“findet. Gerne hätte die Wirtschaft noch Anstrengun­gen für den Abbau von Bürokratie und eine schlankere­s Planungsre­cht gesehen. Diese Instrument­e kosteten kein Geld, seien aber extrem hilfreich, sagte Kramer.

Zufrieden ist auch das Handwerk, in dem viele Betriebe gerade schwer betroffen sind. Handwerksp­räsident Hans-Peter Wollseifer appelliert­e an die Betriebe, trotz der schwierige­n Lage

weiter auszubilde­n. Sonst drohe in einigen Jahren ein Mangel an Fachkräfte­n. Junge Leute forderte er auf, die Chance auf eine Ausbildung auch zu nutzen. Den Betrieben wird die Entscheidu­ng, neue Lehrverträ­ge abzuschlie­ßen durch eine Prämie erleichter­t. 3000 Euro gibt es für jede zusätzlich­e Lehrstelle vom Staat dazu.

Zufrieden sind die Verbände mit der Streuung der Fördermaßn­ahmen. Der Bitkom-Chef weist zum Beispiel auf den Ausbau der digitalen Infrastruk­tur hin. „Jede dritte Maßnahme betrifft Digitales“, stellte Berg fest. Er hofft auf einen Boom durch den Elternbonu­s. Die Familien sollten die 300 Euro in die digitale Ausstattun­g stecken, riet Berg.

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