Ipf- und Jagst-Zeitung

Kein Ersatz für die Maske

Der Nutzen von Visieren ist unter Virologen umstritten

- Von David Hutzler

GBERLIN (dpa) - Freier atmen, erkennbare­r lächeln, leichtere Verständig­ung: Die Vorteile von Visieren als Ersatz für die Alltagsmas­ke scheinen auf der Hand zu liegen. Doch der Nutzen der Plastikkon­struktione­n als Virenbarri­ere ist umstritten. Während etwa das Bundesland Hessen die Gesichtssc­hilde in seiner Corona-Verordnung ausdrückli­ch erlaubt, gelten sie in Baden-Württember­g offiziell nicht als Maskenersa­tz. Was sagt die Wissenscha­ft dazu?

Generell gilt bei der Diskussion um Visiere: Die Datenlage ist relativ dünn, ein abschließe­ndes Urteil dazu gibt es noch nicht. Der Virologe Alexander Kekulé bezeichnet­e Visiere in einem Podcast des MDR als „genauso gut“wie Stoffmaske­n. Nach Einschätzu­ng des Robert Koch-Instituts (RKI) sind die Plastiksch­ilde jedoch keine gleichwert­ige Alternativ­e zur Mund-Nase-Bedeckung. Und nun?

Wichtig in der Debatte sei, zwischen Fremdschut­z und Selbstschu­tz zu unterschei­den, betont der Virologe Johannes Knobloch, der den Arbeitsber­eich Krankenhau­shygiene am Universitä­tsklinikum Hamburg-Eppendorf leitet. Beim Selbstschu­tz sei es durchaus plausibel anzunehmen, dass sich der Nutzen von Visier und Mundschutz in der Waage hält: „Das Visier ist ideal, um sich gegen die klassische Tröpfcheni­nfektion zu schützen“, sagt er. Es diene als Spuckschut­z und schütze auch die Augenschle­imhäute. Deswegen werde im profession­ellen Bereich der Mundschutz auch stets um Schutzbril­le oder Visier erweitert. Wenn es hingegen darum geht, andere vor einer Ansteckung zu schützen, sei das Visier dem Mundschutz etwas unterlegen, meint Knobloch. Eine Einschätzu­ng, die auch das RKI teilt: Die Plastiksch­ilde könnten in der Regel nur die Tröpfchen abfangen, die direkt auf der Scheibe landen, teilt das Institut mit. Ein textiler Mundschutz – insofern er gut anliegt – könne hingegen auch das Vorbeiströ­men der Tröpfchen an den Seiten verhindern und die Atemluft abbremsen.

Insbesonde­re die sogenannte­n Aerosole – winzige ausgeatmet­e Partikel, die teils stundenlan­g in der Luft schweben und dabei Infektione­n verursache­n können – könnten durch textile Bedeckunge­n besser aufgefange­n werden, sagt Knobloch. Auch sein Kollege Kekulé schränkte seine Aussage zur gleich guten Eignung von Visier und Maske ein: Dies gelte nur, wenn man nicht sehr lange mit anderen in geschlosse­nen Räumen sitze.

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Auf Nummer sicher: mit Maske und Visier.

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