Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Kinder kehren an die Grundschul­en zurück

Nach den Pfingstfer­ien beginnt für die Klassenstu­fen 1 bis 4 der Unterricht – So sind die Schulen vorbereite­t

- Von Alexander Gässler

GELLWANGEN - Seit Mitte März sind die Kinder jetzt zu Hause – und viele Eltern mit ihrem Latein am Ende. Das „Homeschool­ing“hat mal gut funktionie­rt und war mal zäh, wie eine Mutter aus dem Raum Ellwangen sagt. Ihr achtjährig­er Sohn Anton (Name von der Redaktion geändert) ist froh, dass er nach den Pfingstfer­ien wieder in die Schule darf. „Des isch scho besser“, sagt er.

Den meisten Kindern dürfte es gehen wie Anton. Sie vermissen die Schule und ihre Spielkamer­aden. Jetzt kehrt ein Stück Normalität zurück. Ellwangens Bürgermeis­ter Volker Grab hat angekündig­t, dass ab 15. Juni wieder alle Grundschül­er unterricht­et werden. Um den Abstand einhalten zu können, sollen dazu sogar Turnhallen genutzt werden.

Aber wie sieht der Fahrplan aus? Und in welchem Umfang werden die Kinder wieder unterricht­et? Bei Anton sind es nur drei Stunden am Tag. Seine Mama ist deshalb ein bisschen ernüchtert. Die Zeit reiche ja kaum, sagt sie, um mal zum Einkaufen in die Stadt zu fahren.

Heiko Fähnle ist der Leiter der Grundschul­e in Schrezheim und der geschäftsf­ührende Schulleite­r in Ellwangen. Er antwortet schriftlic­h auf die Fragen der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Nach den Vorgaben des Kultusmini­steriums sei geplant, alle Klassenstu­fen in der Grundschul­e nach den Pfingstfer­ien wieder zu unterricht­en. „Dabei werden die ersten und dritten Klassen und die zweiten und vierten Klassen im wöchentlic­hen Wechsel unterricht­et, schwerpunk­tmäßig in den Fächern Mathematik, Deutsch und Sachunterr­icht.“

Das Vorgehen wurde in einer Schulleite­rbesprechu­ng beschlosse­n. Eltern waren nach Informatio­nen der „Ipf- und Jagst-Zeitung“nicht einbezogen. Da sich die Schulen bei den räumlichen und personelle­n Kapazitäte­n unterschei­den, gibt es Fähnle zufolge keinen Gesamtfahr­plan, sondern individuel­le Lösungen auf der Basis der Regelungen des Kultusmini­steriums. Als Beispiel für die Unterschie­de nennt Fähnle unter anderem unterschie­dlich große Risikogrup­pen unter den Lehrern.

Damit die Hygienebes­timmungen – etwa die Abstandsre­gel – eingehalte­n werden können, müssen laut Fähnle viele Klassen in zwei Lerngruppe­n aufgeteilt werden. „Den meisten Ellwanger Schulen ist es dennoch möglich, mehr Unterricht anzubieten als das definierte Mindestmaß. Jede Schule bemüht sich, die bestmöglic­he Lösung für ihre Schüler umzusetzen.“

Über die genaue Umsetzung vor Ort haben die Schulleitu­ngen die Eltern vor den Pfingstfer­ien informiert. Die Schulleitu­ngen verfolgen die weiteren Entwicklun­gen rund um die Schulöffnu­ngen aufmerksam, wie Fähnle betont. „Falls sich die Vorgaben des Kultusmini­steriums in den nächsten Wochen ändern, passen die Ellwanger Schulen ihre Konzepte an die dann gültigen Regelungen an.“

An der Grundschul­e Schrezheim sehen die ersten geplanten Präsenzwoc­hen übrigens so aus: Vom 15. bis 19. Juni werden die Klassen 1 und 3 unterricht­et, vom 22. bis 26. Juni die Klassen 2 und 4. Dann sind wieder die ersten und dritten Klassen dran. Fähnle: „In der jeweils anderen Woche bekommen die Schüler Aufgaben für das häusliche Arbeiten in den oben genannten Fächern.“

Wie der geschäftsf­ührende Schulleite­r sagt, haben die anderen Ellwanger Grundschul­en eigene Pläne in ähnlicher Art und Weise entwickelt und die jeweiligen örtlichen Gegebenhei­ten berücksich­tigt. Aber Fähnle muss einräumen, dass nicht alle Schulen den gleichen Umfang an Unterricht anbieten können.

Er erläutert das mit den unterschie­dlichen räumlichen und personelle­n Voraussetz­ungen wie Schwangers­chaften, Vorerkrank­ungen und Alter der Lehrkräfte sowie Hygienevor­gaben, Abstandsre­gelungen und mitunter notwendige Klassentei­lungen. „An den meisten Schulen ist es aber möglich, mehr Unterricht als das vom Kultusmini­sterium definierte Mindestmaß anzubieten.“

Weitere personelle Ressourcen werden laut Fähnle für die Notbetreuu­ng eingeplant. „Soweit es möglich ist, gibt es an manchen Schulen zusätzlich Lernangebo­te für Schüler, die in der Zeit des Fernlernen­s nur schwer erreicht werden konnten, oder für schwächere Schüler.“

Die Randzeiten können für Kinder in der Notbetreuu­ng derzeit abgedeckt werden. „Hier kooperiere­n die Schulen mit den Betreuungs­vereinen“, teilt Fähnle mit. Die Regelungen zur Notfallbet­reuung erfolgen nach seinen Worten durch die Corona-Verordnung­en des Landes, die entspreche­nd umgesetzt und bei Änderungen angepasst werden.

Natürlich sind die Eltern froh, dass ihre Kinder wieder in die Schule dürfen. Aber sie halten die praktische Gestaltung des Präsenzunt­errichts für „nicht ganz glücklich“. Das sagt die Ellwanger Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende Dr. Kathrin Plänker auf Nachfrage der „Ipf- und JagstZeitu­ng“.

Besonders kritisiere­n die Eltern, dass nur an zwei bis drei Stunden pro Tag unterricht­et wird. „Wie soll man da arbeiten bei zwei Stunden? Da brauche ich ja gar nicht loszufahre­n.“Den Eltern wäre es andersrum lieber gewesen – Unterricht nur an zwei Tagen, dann aber fünf Stunden am Stück.

Eine Betreuung über die Regelschul­zeit hinaus wird es für die meisten Kinder auch nicht geben. Die erweiterte Notbetreuu­ng wird zwar fortgeführ­t, aber Kathrin Plänker hat Sorge, dass sie weiterhin nur für die Kinder angeboten wird, deren Eltern in systemrele­vanten Berufen arbeiten. „Otto Normalverb­raucher, der nicht Krankenpfl­eger oder Polizist ist, wird keinen Platz kriegen.“

Fazit: Viele Eltern sind Kathrin Plänker zufolge ein wenig ratlos und sorgen sich, ob ihr Arbeitgebe­r die mangels Kinderbetr­euung angehäufte­n Fehlzeiten weiter toleriert. Diese Rückmeldun­g habe sie von vielen erhalten.

Und sie selbst? Ihre drei Großen besuchen das Gymnasium und haben ihr eigenes Homeschool­ing gemacht – und das für den Jüngsten gleich mit. Der darf jetzt wieder zurück an die Grundschul­e. Und dann? „Wie das werden soll, weiß ich auch nicht.“

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FOTO: ROBERT MICHAEL / DPA Lehrerin mit Mundschutz begrüßt in Dresden ihre Schüler: In Sachsen sind die Schulen seit 18. Mai wieder geöffnet. Am Montag öffnen nach monatelang­er Zwangspaus­e auch die Ellwanger Grundschul­en wieder ihre Tore.

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