Die Kinder kehren an die Grundschulen zurück
Nach den Pfingstferien beginnt für die Klassenstufen 1 bis 4 der Unterricht – So sind die Schulen vorbereitet
GELLWANGEN - Seit Mitte März sind die Kinder jetzt zu Hause – und viele Eltern mit ihrem Latein am Ende. Das „Homeschooling“hat mal gut funktioniert und war mal zäh, wie eine Mutter aus dem Raum Ellwangen sagt. Ihr achtjähriger Sohn Anton (Name von der Redaktion geändert) ist froh, dass er nach den Pfingstferien wieder in die Schule darf. „Des isch scho besser“, sagt er.
Den meisten Kindern dürfte es gehen wie Anton. Sie vermissen die Schule und ihre Spielkameraden. Jetzt kehrt ein Stück Normalität zurück. Ellwangens Bürgermeister Volker Grab hat angekündigt, dass ab 15. Juni wieder alle Grundschüler unterrichtet werden. Um den Abstand einhalten zu können, sollen dazu sogar Turnhallen genutzt werden.
Aber wie sieht der Fahrplan aus? Und in welchem Umfang werden die Kinder wieder unterrichtet? Bei Anton sind es nur drei Stunden am Tag. Seine Mama ist deshalb ein bisschen ernüchtert. Die Zeit reiche ja kaum, sagt sie, um mal zum Einkaufen in die Stadt zu fahren.
Heiko Fähnle ist der Leiter der Grundschule in Schrezheim und der geschäftsführende Schulleiter in Ellwangen. Er antwortet schriftlich auf die Fragen der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Nach den Vorgaben des Kultusministeriums sei geplant, alle Klassenstufen in der Grundschule nach den Pfingstferien wieder zu unterrichten. „Dabei werden die ersten und dritten Klassen und die zweiten und vierten Klassen im wöchentlichen Wechsel unterrichtet, schwerpunktmäßig in den Fächern Mathematik, Deutsch und Sachunterricht.“
Das Vorgehen wurde in einer Schulleiterbesprechung beschlossen. Eltern waren nach Informationen der „Ipf- und Jagst-Zeitung“nicht einbezogen. Da sich die Schulen bei den räumlichen und personellen Kapazitäten unterscheiden, gibt es Fähnle zufolge keinen Gesamtfahrplan, sondern individuelle Lösungen auf der Basis der Regelungen des Kultusministeriums. Als Beispiel für die Unterschiede nennt Fähnle unter anderem unterschiedlich große Risikogruppen unter den Lehrern.
Damit die Hygienebestimmungen – etwa die Abstandsregel – eingehalten werden können, müssen laut Fähnle viele Klassen in zwei Lerngruppen aufgeteilt werden. „Den meisten Ellwanger Schulen ist es dennoch möglich, mehr Unterricht anzubieten als das definierte Mindestmaß. Jede Schule bemüht sich, die bestmögliche Lösung für ihre Schüler umzusetzen.“
Über die genaue Umsetzung vor Ort haben die Schulleitungen die Eltern vor den Pfingstferien informiert. Die Schulleitungen verfolgen die weiteren Entwicklungen rund um die Schulöffnungen aufmerksam, wie Fähnle betont. „Falls sich die Vorgaben des Kultusministeriums in den nächsten Wochen ändern, passen die Ellwanger Schulen ihre Konzepte an die dann gültigen Regelungen an.“
An der Grundschule Schrezheim sehen die ersten geplanten Präsenzwochen übrigens so aus: Vom 15. bis 19. Juni werden die Klassen 1 und 3 unterrichtet, vom 22. bis 26. Juni die Klassen 2 und 4. Dann sind wieder die ersten und dritten Klassen dran. Fähnle: „In der jeweils anderen Woche bekommen die Schüler Aufgaben für das häusliche Arbeiten in den oben genannten Fächern.“
Wie der geschäftsführende Schulleiter sagt, haben die anderen Ellwanger Grundschulen eigene Pläne in ähnlicher Art und Weise entwickelt und die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt. Aber Fähnle muss einräumen, dass nicht alle Schulen den gleichen Umfang an Unterricht anbieten können.
Er erläutert das mit den unterschiedlichen räumlichen und personellen Voraussetzungen wie Schwangerschaften, Vorerkrankungen und Alter der Lehrkräfte sowie Hygienevorgaben, Abstandsregelungen und mitunter notwendige Klassenteilungen. „An den meisten Schulen ist es aber möglich, mehr Unterricht als das vom Kultusministerium definierte Mindestmaß anzubieten.“
Weitere personelle Ressourcen werden laut Fähnle für die Notbetreuung eingeplant. „Soweit es möglich ist, gibt es an manchen Schulen zusätzlich Lernangebote für Schüler, die in der Zeit des Fernlernens nur schwer erreicht werden konnten, oder für schwächere Schüler.“
Die Randzeiten können für Kinder in der Notbetreuung derzeit abgedeckt werden. „Hier kooperieren die Schulen mit den Betreuungsvereinen“, teilt Fähnle mit. Die Regelungen zur Notfallbetreuung erfolgen nach seinen Worten durch die Corona-Verordnungen des Landes, die entsprechend umgesetzt und bei Änderungen angepasst werden.
Natürlich sind die Eltern froh, dass ihre Kinder wieder in die Schule dürfen. Aber sie halten die praktische Gestaltung des Präsenzunterrichts für „nicht ganz glücklich“. Das sagt die Ellwanger Gesamtelternbeiratsvorsitzende Dr. Kathrin Plänker auf Nachfrage der „Ipf- und JagstZeitung“.
Besonders kritisieren die Eltern, dass nur an zwei bis drei Stunden pro Tag unterrichtet wird. „Wie soll man da arbeiten bei zwei Stunden? Da brauche ich ja gar nicht loszufahren.“Den Eltern wäre es andersrum lieber gewesen – Unterricht nur an zwei Tagen, dann aber fünf Stunden am Stück.
Eine Betreuung über die Regelschulzeit hinaus wird es für die meisten Kinder auch nicht geben. Die erweiterte Notbetreuung wird zwar fortgeführt, aber Kathrin Plänker hat Sorge, dass sie weiterhin nur für die Kinder angeboten wird, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. „Otto Normalverbraucher, der nicht Krankenpfleger oder Polizist ist, wird keinen Platz kriegen.“
Fazit: Viele Eltern sind Kathrin Plänker zufolge ein wenig ratlos und sorgen sich, ob ihr Arbeitgeber die mangels Kinderbetreuung angehäuften Fehlzeiten weiter toleriert. Diese Rückmeldung habe sie von vielen erhalten.
Und sie selbst? Ihre drei Großen besuchen das Gymnasium und haben ihr eigenes Homeschooling gemacht – und das für den Jüngsten gleich mit. Der darf jetzt wieder zurück an die Grundschule. Und dann? „Wie das werden soll, weiß ich auch nicht.“