Brenzbahn startet wieder durch
Wegen Corona wurde der Fahrplan heruntergefahren – Ab Sonntag läuft der Betrieb wieder normal
GAALEN - „Die Leistung ist spitze und absolut vorbildlich!“Diese Bilanz hat Verkehrsminister Winfried Hermann für den Betrieb auf der Brenzbahn zwischen Aalen und Ulm gezogen. Für diese regionale Verkehrsader ist seit genau einem Jahr die Südwestdeutsche LandesverkehrsAG (SWEG) verantwortlich. Dort glänzt sie nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Tobias Harms mit pünktlichen Zügen und wenig Ausfällen. Coronabedingt wurde der Fahrplan zwar in den vergangenen Wochen auf die Hälfte des Angebots heruntergefahren. Ab Sonntag aber wird der Betrieb wieder in vollem Umfang aufgenommen. Allerdings rechnet Harms damit, dass die Fahrgastzahlen erst im Laufe des kommenden Jahres das Vor-Corona-Niveau erreichen werden.
Vor einem Jahr hat die SWEG den regionalen Zugverkehr von Aalen über Heidenheim nach Ulm übernommen, nachdem sie bei der Ausschreibung 2017 laut Hermann überraschend den Zuschlag bekommen hatte. Zuvor war sie nämlich vorwiegend im südbadischen Raum unterwegs. Auf der Brenzbahn habe die SWEG bewiesen, dass es auch anders geht, sagte Hermann mit Blick auf andere Verkehrsunternehmen, beispielsweise Go-Ahead mit seinen Problemen auf der Remsbahn.
Die Pünktlichkeitswerte der SWEG-Züge auf der Brenzbahn liegen Harms zufolge im Jahr 2020 bei 95,8 Prozent. Dabei wird ein Zug als verspätet eingestuft, wenn er drei Minuten und mehr nach der im Fahrplan vorgesehenen Zeit im Bahnhof eintrifft. Bei der Bahn gelten erst mindestens sechs Minuten als Verspätung. Legt man diesen Wert zugrunde, erreicht die SWEG eine Pünktlichkeitsquote von 87,8 Prozent. Harms: „An einigen Tagen lagen wir sogar komplett bei 100 Prozent.“
Dabei sei diese Pünktlichkeit nicht selbstverständlich, unterstrich Hermann. Denn zum einen sei auch die Deutsche Bahn mit dem Regionalexpress (RE) noch auf der Strecke unterwegs und zum anderen gebe es wegen der Eingleisigkeit zwischen Aalen und Ulm nur wenige Ausweichmöglichkeiten. Wie der Minister weiter wissen ließ, bestehen Aussichten, dank der Erhöhung der Mittel des Bundes im Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz auf zwei Milliarden jährlich beim Ausbau und der Elektrifizierung der Brenzbahn voranzukommen. „Wenn uns Corona nicht alles über den Haufen wirft.“
Im ersten Jahr, zog Harms weiter Bilanz, sind auch nur wenige Züge ausgefallen. Die Quote liegt nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden bei 0,62 Prozent. Und hier wiederum sind beim Löwenanteil, nämlich bei 88 Prozent, äußere Einflüsse wie Polizeieinsätze oder Streckensperrungen die Ursache. Zwölf Prozent habe der Betreiber beispielsweise in Form von technischen Störungen zu verantworten. Personalausfälle gebe es so gut wie keine. Harms: „Wir haben unseren Laden im Griff und sind stolz auf diese Leistungen!“Lob komme denn auch von Fahrgästen: Für die
Pünktlichkeit, für die leisen Fahrgeräusche, für deutliche Lautsprecherdurchsagen und für die Sauberkeit der Züge. Auf diese werde wegen der Pandemie noch mehr als bisher schon geachtet. Weswegen es Hermann wichtig ist zu betonen: „Der öffentliche Verkehr ist keine Virenschleuder!“
Wegen der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen zwar zeitweise auf 15 bis 20 Prozent zurückgegangen. Aber jetzt liegen sie Harms zufolge bei etwa 50 Prozent und steigen weiter. Aber dies sei ein schleichender Prozess. 2021 werde man wohl wieder an die Vor-Corona-Zeiten anschließen können. Das bedeute aber auch: Es sei absehbar, dass die SWEG an Kapazitätsgrenzen stoßen werde. Vor allem die morgendlichen Verbindungen in Richtung Ulm seien sehr stark nachgefragt und entsprechend ausgelastet. Harms: „Wir gehen davon aus, dass die Nutzerzahlen langfristig weiter steigen. Wir haben darauf vorausschauend reagiert und deshalb drei zusätzliche Fahrzeuge bestellt.“Die neuen Triebfahrzeuge sollen ab November 2021 eingesetzt werden.