Ipf- und Jagst-Zeitung

Stadtfest soll auch in Corona-Zeiten stattfinde­n

Weniger Bühnen, abgespeckt­es Programm und räumliche Entzerrung: Aalener sollen auch unter Auflagen feiern können

- Von Verena Schiegl

GAALEN - Die Stadt Aalen hält nach wie vor an den Reichsstäd­ter Tagen fest. Wenn die Landesregi­erung nach dem 31. August Großverans­taltungen zulässt, der Gemeindera­t sein Okay gibt und die Vereine mitziehen, soll das Stadtfest am zweiten Septemberw­ochenende über die Bühne gehen, sagt OB Thilo Rentschler. Klar sei aber auch, dass die 46. Reichsstäd­ter Tage unter Auflagen nicht das sein werden, was sie die Jahrzehnte davor waren.

Dass das traditione­lle und größte Stadtfest in der Region einmal auf der Kippe stehen könnte, hätte kein Aalener gedacht. Kein Aalener hätte allerdings auch gedacht, dass ein Virus jemals so zuschlagen könnte wie Covid-19. Viele Veranstalt­ungen sind angesichts der Pandemie abgesagt worden. An den Reichsstäd­ter Tagen wollte die Stadt bislang allerdings nicht rütteln. Man wolle erst die Verordnung der Landesregi­erung abwarten, ob nach dem 31. August größere Veranstalt­ungen wieder möglich sind, hieß es bereits Anfang Mai aus dem Aalener Rathaus. Seit geraumer Zeit arbeitet das Kulturamt der Stadt Aalen an einem Konzept, wie die Reichsstäd­ter Tage vom 11. bis 13. September unter Einhaltung von Abstands- und Hygienereg­eln stattfinde­n könnten.

Das Grundkonze­pt stehe bereits, sagt Rentschler. Im Gegensatz zu Festen wie dem Cannstatte­r Wasen oder dem Münchner Oktoberfes­t habe das Aalener Stadtfest den großen Vorteil, dass es seit eh und je im Freien und nicht in Bierzelten stattgefun­den hat. Darüber hinaus seien die Reichsstäd­ter Tage dezentral organisier­t und angesichts des Sicherheit­skonzepts der Stadt bereits vor Jahren auf weitere Plätze ausgedehnt worden, um Nadelöhre und Engpässe in den Gassen zu vermeiden.

Die dreitägige Veranstalt­ung in Zeiten von Corona weiter zu entzerren, um mehr Platz zu schaffen, sei ein Bestandtei­l des Konzepts. So könnte das Stadtfest in Richtung Bahnhofstr­aße und Stuttgarte­r Straße bis zum Amtsgerich­t ausgedehnt werden.

Auch den Stadtgarte­n könnte man ebenso wie den Platz rund um den Kulturbahn­hof auf dem Stadtoval nutzen. Zudem könnte der Zentrale Omnibusbah­nhof (ZOB) als Veranstalt­ungsort einbezogen werden. Der Busverkehr müsste dann allerdings nach Absprache mit der OVA über den Gmünder Torplatz abgewickel­t werden. Dort würde dann die große Bühne, auf der die vergangene­n Jahre am Freitagabe­nd immer die Band Gerda gespielt hat, wegfallen.

Große zentrale Bühnen, vor denen die Massen bei Showacts die Jahre zuvor dicht an dicht gestanden sind, werde es ohnehin nicht geben, sagt Rentschler. Auch die Anzahl der Bühnen werde sich in Grenzen halten. Darüber hinaus werde für jeden Platz genau definiert, wie viele Besucher sich dort aufhalten dürfen, um den Abstandsre­geln Rechnung zu tragen. Zelte der Vereine zum Verweilen und zum Essen und Trinken werde es nicht geben. Vielmehr könnten sich die Besucher Spezialitä­ten wie Kässpätzle, Schaschlik und Co. to go mitnehmen.

Abstriche müsse man auch beim Bühnenprog­ramm machen. Auftritte großer Bands seien nicht vorgesehen, denkbar sei allerdings, dass eine Sängerin oder ein DJ die Besucher unterhält. Auch der Fassanstic­h vor dem Großen Sitzungssa­al des Rathauses werde in der bislang bewährten Form nicht möglich sein. Abstandhal­ten sei auch beim Auftritt der Vereine das oberste Gebot. „Wir werden keinen

Veranstalt­ungspunkt zulassen, der ein erhöhtes Risiko mit sich bringt“, sagt Rentschler. Deshalb seien viele Highlights auch im Programm der Vereine und Gruppen in diesem Jahr einfach nicht möglich. Für Rentschler soll das diesjährig­e Stadtfest mehr den Charakter eines Bürgerfest­es denn eines Volksfeste­s haben. Den Aalenern wieder ein Stück Normalität zurückzubr­ingen und ihnen zu zeigen, „wir sind wieder da“, sei wichtig, sagt Rentschler. Auch für den in Corona-Zeiten schwer gebeutelte­n Einzelhand­el und die Gastronomi­e sei das Stadtfest ein Signal, dass es jetzt wieder aufwärts gehe. Eingeladen werden sollen zu den Reichsstäd­ter Tagen auch die Vertreter der Partnerstä­dte. „Wir werden alle anschreibe­n, aber niemanden zu einem Besuch drängen“, sagt Rentschler. Der Oberbürger­meister von Antakya, Lütfü Savas, brenne allerdings bereits darauf, am zweiten Septemberw­ochenende nach Aalen zu kommen.

Das grobe Konzept, das im Detail noch ausgearbei­tet werden müsse, wird den Mitglieder­n des Kultur-, Bildungsun­d Finanzauss­chusses in der Sitzung am Mittwoch, 17. Juni, vorgestell­t. Das letzte Wort hat allerdings der Gemeindera­t, der darüber in seiner Sitzung am 25. Juni entscheide­n wird. Auch die Vereine müssen mitziehen und final ihre Bereitscha­ft signalisie­ren. Wenn dann noch das Okay vom Land kommt, stehe einem dreitägige­n Fest in einer etwas anderen Form nichts mehr im Weg, sagt Rentschler.

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Ein solches Bild wird sich in diesem Jahr auf den Reichsstäd­ter Tagen, sollten sie stattfinde­n, nicht bieten. Dass sich Massen durch die Gassen schlängeln oder dicht an dicht vor den Bühnen stehen, wird angesichts der Corona-Auflagen nicht möglich sein.

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