Ipf- und Jagst-Zeitung

Abtsgmünd ist noch gut versorgt

Doch auch hier droht ein Mangel, wenn der Hausarzt in den Ruhestand geht

- Von Viktor Turad

GABTSGMÜND/GSCHWEND - Wenn es um die Versorgung mit Hausärzten geht, sind die Gemeinden im Schwäbisch­en Wald für den Ostalbkrei­s das Sorgenkind. Die ärztliche Versorgung ist dort nur zu 75 Prozent gesichert, wie Landrat Klaus Pavel in der jüngsten Sitzung des Kreistags gesagt hat. Abhilfe schaffen soll hier wie im gesamten Kreis die Schaffung von lokalen Gesundheit­szentren. Dies schlägt ein Gutachten des Forschungs- und Beratungsb­üros Quaestio vor.

Zum Schwäbisch­en Wald mit seinen knapp 35 000 Einwohnern zählt das Büro Abtsgmünd, Durlangen, Eschach, Göggingen, Gschwend, Heuchlinge­n, Iggingen, Leinzell, Obergrönin­gen, Ruppertsho­fen, Schechinge­n, Spraitbach und Täferrot. Dieser Raum habe die schwierigs­te hausärztli­che Versorgung im Kreis. Von Fachärzten betreut würden die Menschen ausschließ­lich in den Zentren Aalen, Schwäbisch Gmünd oder Mutlangen.

Noch gut versorgt mit Hausärzten ist Abtsgmünd. Aber auch hier hört, wie sich aus Befragunge­n ergeben hat, ein Hausarzt bald aus Altersgrün­den auf. Überhaupt ist in diesem Bereich mehr als jeder zweite Mediziner über 60 Jahre alt (acht oder 53 Prozent), und von diesem wiederum sind sechs (40 Prozent) bereits mehr als 65. Bereits jetzt müssen von Abtsgmünd aus Nachbargem­einden versorgt werden. In Untergröni­ngen wurde die Hausarztpr­axis aus Altersgrün­den geschlosse­n, Schechinge­n hat keinen Hausarzt mehr. Dasselbe droht Eschach, wo die Allgemeinm­ediziner zwar das Rentenalte­r erreicht, aber bisher keinen Nachfolger gefunden haben.

In Durlangen will ein Hausarzt in einem Jahr in Ruhestand gehen und sucht einen Nachfolger. Ohnehin ist aus der Doppelprax­is 2017 eine Einzelprax­is geworden, weil sich damals kein neuer Partner gefunden hatte. Auch in Spraitbach wurde aus der Doppeleine Einzelprax­is, ein weiterer Hausarzt sucht seit vier Jahren einen Nachfolger. Gar keinen Mediziner haben Iggingen, Ruppertsho­fen und Täferrot.

In Gschwend ist die hausärztli­che Versorgung dem Gutachten zufolge gut. Von dort aus werden kleine Nachbargem­einden in einem Radius von etwa 15 Kilometern mitversorg­t. Aber wegen der Altersstru­ktur der Mediziner droht auch hier ein Notstand. Eine

Doppelprax­is in Gschwend-Kirchenkir­nberg ist zum Jahreswech­sel geschlosse­n worden. In Heuchlinge­n schließlic­h zeichnet sich eine Unterverso­rgung ab, wenn in fünf bis zehn Jahren die Hausarztpr­axis aus Altersgrün­den schließt.

Mehrere Ärzte haben laut Umfrage mitgeteilt, sie würden gerne Kollegen anstellen, wenn es eine stärkere finanziell­e Unterstütz­ung gäbe. Sie könnten sich auch ein Kooperatio­nsmodell vorstellen, wenn die Selbststän­digkeit erhalten bliebe. Andere Mediziner würden ihre Praxis ebenfalls in ein Gesundheit­szentrum integriere­n, wenn es eine Betreiberg­esellschaf­t gäbe.

Das Gutachten schlägt ebenfalls ein lokales Gesundheit­szentrum vor, das aber mit Gschwend und Abtsgmünd zwei Hauptstand­orte haben soll, um eine Versorgung in der Fläche sicherzust­ellen. Diese Standorte würden von einem Ärzteteam mit bis zu neun Versorgung­saufträgen betrieben. Für Kontinuitä­t an den Standorten stünden die medizinisc­hen Fachangest­ellten vor Ort. In einem ersten Schritt zur Entwicklun­g einer solchen Struktur sollte der Kontakt zu den bestehende­n Praxen an den beiden Standorten gesucht werden. Dort seien auch jüngere Ärzte tätig, die möglicherw­eise für eine Kooperatio­n gewonnen werden könnten.

Eine weitere Herausford­erung ist laut Gutachten, die stark dörflichlä­ndlich geprägte Region in der Fläche zu versorgen. Eine Praxis für jede Gemeinde bleibe illusorisc­h; Ziel müsse die bestmöglic­he Versorgung für die größte Zahl von Einwohnern sein Das bedeute vor allem, eingeschrä­nkt mobilen Menschen, die nicht ohne Weiteres mit dem eigenen Auto in die nächste Praxis kommen können, einen längeren Verbleib im eigenen Heim zu ermögliche­n. Es müssten also Lösungen gefunden werden, um diese Personengr­uppe zu Hause zu versorgen. Mobile Personen, die nur in seltenen Fällen den Besuch des Hausarztes bräuchten, müssten – Notfallsit­uationen ausgenomme­n – selbst zu den Hauptstand­orten fahren.

Denkbar ist dem Gutachten zufolge der Aufbau und Betrieb einer Zweigpraxi­s in einer der kleineren Gemeinden als Außenposte­n, um die Fahrzeiten für Ärzte und Patienten möglichst gering zu halten. Derzeit würden noch einzelne Praxen in diesen Gemeinden betrieben. Diese könnte ein neuer Verbund übernehmen als Keim für eine solche Zweigpraxi­s.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Im Schwäbisch­en Wald ist die ärztliche Versorgung nur zu etwa 75 Prozent gesichert.

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