Abtsgmünd ist noch gut versorgt
Doch auch hier droht ein Mangel, wenn der Hausarzt in den Ruhestand geht
GABTSGMÜND/GSCHWEND - Wenn es um die Versorgung mit Hausärzten geht, sind die Gemeinden im Schwäbischen Wald für den Ostalbkreis das Sorgenkind. Die ärztliche Versorgung ist dort nur zu 75 Prozent gesichert, wie Landrat Klaus Pavel in der jüngsten Sitzung des Kreistags gesagt hat. Abhilfe schaffen soll hier wie im gesamten Kreis die Schaffung von lokalen Gesundheitszentren. Dies schlägt ein Gutachten des Forschungs- und Beratungsbüros Quaestio vor.
Zum Schwäbischen Wald mit seinen knapp 35 000 Einwohnern zählt das Büro Abtsgmünd, Durlangen, Eschach, Göggingen, Gschwend, Heuchlingen, Iggingen, Leinzell, Obergröningen, Ruppertshofen, Schechingen, Spraitbach und Täferrot. Dieser Raum habe die schwierigste hausärztliche Versorgung im Kreis. Von Fachärzten betreut würden die Menschen ausschließlich in den Zentren Aalen, Schwäbisch Gmünd oder Mutlangen.
Noch gut versorgt mit Hausärzten ist Abtsgmünd. Aber auch hier hört, wie sich aus Befragungen ergeben hat, ein Hausarzt bald aus Altersgründen auf. Überhaupt ist in diesem Bereich mehr als jeder zweite Mediziner über 60 Jahre alt (acht oder 53 Prozent), und von diesem wiederum sind sechs (40 Prozent) bereits mehr als 65. Bereits jetzt müssen von Abtsgmünd aus Nachbargemeinden versorgt werden. In Untergröningen wurde die Hausarztpraxis aus Altersgründen geschlossen, Schechingen hat keinen Hausarzt mehr. Dasselbe droht Eschach, wo die Allgemeinmediziner zwar das Rentenalter erreicht, aber bisher keinen Nachfolger gefunden haben.
In Durlangen will ein Hausarzt in einem Jahr in Ruhestand gehen und sucht einen Nachfolger. Ohnehin ist aus der Doppelpraxis 2017 eine Einzelpraxis geworden, weil sich damals kein neuer Partner gefunden hatte. Auch in Spraitbach wurde aus der Doppeleine Einzelpraxis, ein weiterer Hausarzt sucht seit vier Jahren einen Nachfolger. Gar keinen Mediziner haben Iggingen, Ruppertshofen und Täferrot.
In Gschwend ist die hausärztliche Versorgung dem Gutachten zufolge gut. Von dort aus werden kleine Nachbargemeinden in einem Radius von etwa 15 Kilometern mitversorgt. Aber wegen der Altersstruktur der Mediziner droht auch hier ein Notstand. Eine
Doppelpraxis in Gschwend-Kirchenkirnberg ist zum Jahreswechsel geschlossen worden. In Heuchlingen schließlich zeichnet sich eine Unterversorgung ab, wenn in fünf bis zehn Jahren die Hausarztpraxis aus Altersgründen schließt.
Mehrere Ärzte haben laut Umfrage mitgeteilt, sie würden gerne Kollegen anstellen, wenn es eine stärkere finanzielle Unterstützung gäbe. Sie könnten sich auch ein Kooperationsmodell vorstellen, wenn die Selbstständigkeit erhalten bliebe. Andere Mediziner würden ihre Praxis ebenfalls in ein Gesundheitszentrum integrieren, wenn es eine Betreibergesellschaft gäbe.
Das Gutachten schlägt ebenfalls ein lokales Gesundheitszentrum vor, das aber mit Gschwend und Abtsgmünd zwei Hauptstandorte haben soll, um eine Versorgung in der Fläche sicherzustellen. Diese Standorte würden von einem Ärzteteam mit bis zu neun Versorgungsaufträgen betrieben. Für Kontinuität an den Standorten stünden die medizinischen Fachangestellten vor Ort. In einem ersten Schritt zur Entwicklung einer solchen Struktur sollte der Kontakt zu den bestehenden Praxen an den beiden Standorten gesucht werden. Dort seien auch jüngere Ärzte tätig, die möglicherweise für eine Kooperation gewonnen werden könnten.
Eine weitere Herausforderung ist laut Gutachten, die stark dörflichländlich geprägte Region in der Fläche zu versorgen. Eine Praxis für jede Gemeinde bleibe illusorisch; Ziel müsse die bestmögliche Versorgung für die größte Zahl von Einwohnern sein Das bedeute vor allem, eingeschränkt mobilen Menschen, die nicht ohne Weiteres mit dem eigenen Auto in die nächste Praxis kommen können, einen längeren Verbleib im eigenen Heim zu ermöglichen. Es müssten also Lösungen gefunden werden, um diese Personengruppe zu Hause zu versorgen. Mobile Personen, die nur in seltenen Fällen den Besuch des Hausarztes bräuchten, müssten – Notfallsituationen ausgenommen – selbst zu den Hauptstandorten fahren.
Denkbar ist dem Gutachten zufolge der Aufbau und Betrieb einer Zweigpraxis in einer der kleineren Gemeinden als Außenposten, um die Fahrzeiten für Ärzte und Patienten möglichst gering zu halten. Derzeit würden noch einzelne Praxen in diesen Gemeinden betrieben. Diese könnte ein neuer Verbund übernehmen als Keim für eine solche Zweigpraxis.