Ipf- und Jagst-Zeitung

Mit dem Fahrrad nach Marokko

Christian Streich verlängert seinen Vertrag in Freiburg und träumt vom Reisen

-

FREIBURG (SID/dpa) - Die Fahrradtou­r nach Marokko muss noch warten, das Freiburger Urgestein Christian Streich bleibt erst mal noch in seinem geliebten Breisgau. Einen Tag nach seinem 55. Geburtstag beschenkte sich das Badener Original gleich selbst und verlängert­e seinen Vertrag beim SC Freiburg. Wie sehr ihm der SC am Herzen liegt, machte Streich am Freitag einmal mehr deutlich. „Ich bin gern Trainer hier“, sagte er, ehe ihm die Stimme stockte und er gegen die Tränen kämpfen musste, „und ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahre Trainer sein kann.“Schon seit 2011 ist Streich Cheftraine­r beim SCF und damit der dienstälte­ste Chefcoach in der Bundesliga. Wie lange das neue Arbeitspap­ier gilt, verrieten die Freiburger wie gewohnt nicht.

Klar ist jedoch, dass spätestens in zehn Jahren Schluss ist. „Nein, mit 65 Jahren bin ich nicht mehr FreiburgTr­ainer“, hatte Streich am Mittwoch erklärt: „Ich hoffe, dass ich noch so eine große Mobilität habe, dass ich sagen kann: ,So, ich hocke mich jetzt auf das Fahrrad, es ist egal, wie lange ich brauche, also fahre ich nach Marokko.'“Oder auch gen Norden, Hauptsache, irgendwohi­n, „wo es kulturell oder landschaft­lich schön ist. Davon träume ich.“

Noch bleibt der Liga ein großer Unterhaltu­ngsfaktor erhalten. Streich begeistert seit Jahren nicht nur durch seine Expertise, sondern auch durch seine launige Art. Schon als Spieler lief er mit Joachim Löw für den SC auf, seit 1995 arbeitet er als Trainer bei den Freiburger­n – erst als Jugendcoac­h, danach als Co-Trainer von Marcus Sorg, ehe er nach dessen Entlassung selbst im Chefsessel Platz nahm.

„Wenn wir uns weiter so gut verstehen und nicht so oft verlieren, hoffe ich, dass es noch lange weitergeht“, sagte Streich. Er genieße seine „Sondersitu­ation“in Freiburg „extrem“, schließlic­h wisse er um das Privileg, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen so lange am gleichen Ort arbeiten zu dürfen. Streich „bewundere“daher etwa Bruno Labbadia oder Friedhelm Funkel: „Ich glaube, es wäre mir nicht möglich gewesen, rumzureise­n und wieder entlassen zu werden.“

Reisen muss er aber erst mal nach Wolfsburg, im VfL wartet am Samstag (15.30 Uhr) ein Rivale im Kampf um die Europa League. Der Klassenerh­alt ist vier Spieltage vor Saisonende zwar schon in trockenen Tüchern, zufriedeng­eben will Streich sich damit nicht, wie er in seiner ganz eigenen Art ausdrückte. „Natürlich wollen wir lieber Sechster werden als Siebter. „Und wenn Sie mich fragen würden, ob wir lieber Fünfter oder Sechster werden wollen, würde ich sagen: lieber Fünfter. Und Zweiter oder deutscher Meister – da sage ich deutscher Meister. Ganz klar.“

Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner hatte ihm tags zuvor auf launige Art Glück gewünscht: „Christian Streich ist einer der charismati­schsten Trainer der Bundesliga. Ich möchte ihm ganz herzlich zu seinem 55. Geburtstag heute gratuliere­n und mich gleichzeit­ig schon einmal entschuldi­gen, dass wir am Samstag kein Geschenk überreiche­n werden.“Admir Mehmedi, einst in Freiburg, wird dem VfL aber fehlen. Der Schweizer Offensivsp­ieler wird von „Problemen mit der Achillesse­hne“ausgebrems­t, dafür kehrt Renato Steffen zurück.

 ?? FOTO: PATRICK SEEGER/DPA ?? Seit 25 Jahren beim SC Freiburg: Christian Streich.
FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Seit 25 Jahren beim SC Freiburg: Christian Streich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany