Ipf- und Jagst-Zeitung

Auch Messi legt wieder los

In Spanien beginnt die Primera Division, in Serbien strömen sogar die Zuschauer

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MADRID (SID/dpa) - Superstar Lionel Messi legt wieder los, das Titelrenne­n zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid – die Katalanen liegen elf Runden vor Ende zwei Zähler vor den Königliche­n – geht weiter: Nach der Bundesliga kehrte mit der spanischen Primera Division die zweite große Fußball-Liga aus der Corona-Zwangspaus­e zurück. Unter strengen Hygiene-Vorschrift­en rollt seit Donnerstag der Ball wieder, den Auftakt machte das Sevilla-Derby zwischen dem FC und Betis, das 2:0 endete. Damit ist der FC Sevilla nun Dritter.

„Wir haben alles auf den letzten Millimeter genau geplant“, sagte LigaChef Javier Tebas und behauptete, dass das Infektions­risiko bei „praktisch Null“liege. Auf die Spieler um Messi und 2014-Weltmeiste­r Toni Kroos von Real Madrid wartet ein Mammut-Programm: Die elf restlichen Spieltage sollen innerhalb von rund fünf Wochen absolviert werden.

Einige Spieler übten zuletzt starke Kritik an der Fortsetzun­g der Saison, sie sprachen von „Angst“und fühlten sich gehetzt. Doch auch in Spanien, das vom Coronaviru­s massiv getroffen wurde, war der wirtschaft­liche Druck hinter der Entscheidu­ng groß. Durch einen Saisonabbr­uch wäre den Clubs laut Tebas ein finanziell­er Schaden von rund einer Milliarde Euro entstanden.

Wie in der Bundesliga müssen auch in Spanien strenge Auflagen eingehalte­n werden. Die Spieler werden innerhalb von 24 Stunden vor dem Anpfiff auf das Coronaviru­s getestet. Die Gästeteams nutzen exklusive Flüge und Hotels, bevor sie in zwei Bussen in die Stadien fahren, um sicherzust­ellen, dass der vorgeschri­ebene Abstand eingehalte­n werden kann. Die Profis der Heimmannsc­haft fahren in ihren privaten Autos zum Spiel. Vor dem Spiel wird dann bei allen noch einmal Fieber gemessen.

Die Umkleideka­binen werden vor, während und nach den Spielen desinfizie­rt und gelüftet. Nur 270 Personen haben Zutritt zu den Stadien, darunter die Spieler, Offizielle, Ärzte, Sicherheit­spersonal sowie Medienvert­reter.

Andere Länder sind dagegen bereits weiter als Deutschlan­d. In Serbien kehrten die Fußballfan­s auf die Tribünen zurück, 16 000 sorgten beim traditione­llen Belgrad-Derby zwischen Partizan und Roter Stern im Pokal-Halbfinale Mittwochna­cht (1:0) im Stadion Partizana für ein Spektakel. Der serbische Fußball profitiert von einer Verordnung der Regierung, die Zusammenkü­nfte unter freiem Himmel für eine unbegrenzt­e Anzahl an Menschen erlaubt.

Serbiens Meistersch­aft war am 29. Mai ohne Publikum wieder gestartet, seit dem 1. Juni erlauben die Behörden maximal 1000 Personen bei Freiluftve­ranstaltun­gen, wenige Tage später wurde auch diese Beschränku­ng aufgehoben. Die Fans müssen eigentlich einen Sicherheit­sabstand von einem Meter einhalten. Fotos der Partie zeigten jedoch eng nebeneinan­der stehende Fans auf den Tribünen der 30 000 Zuschauer fassenden Arena.

Damit trat Serbien in die Fußstapfen seines nördlichen Nachbarn Ungarn, der seine Stadien ebenfalls wieder für Fans geöffnet hat. Ungarns Verband stellte die Bedingung, dass nur jeder vierte Sitzplatz einer Reihe belegt und jeweils eine Reihe dazwischen freigelass­en wird. Zumindest beim Pokalfinal­e zwischen Honved Budapest und Mezokovesd (2:1) in der

Puskas-Arena von Budapest in der Vorwoche wurden die Vorgaben offenbar nicht eingehalte­n. Insgesamt 10 000 Zuschauer waren im 67 000 Plätze fassenden Stadion zugelassen worden, ein Großteil der Fans feierte den Pokalsieg aber wie üblich Seite an Seite. Die durchschni­ttliche Zuschauerz­ahl in der ungarische­n Liga lag vor der Corona-Zwangspaus­e bei 3000.

Weil Corona auf dem Rückzug ist, dürften Fußballspi­ele mit Fans auch in Deutschlan­d zum geplanten Startschus­s der kommenden Saison am 11. September realistisc­h sein. Die DFL habe „bereits den Dialog mit dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium aufgenomme­n mit Blick auf die Möglichkei­t, mit dem Saisonstar­t schrittwei­se Zuschauer zu den Spielen beider Ligen zuzulassen“, zitiert der „kicker“DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert

aus einem Schreiben an die 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga.

Der Liga-Boss ermahnte die Clubs jedoch, „keine konkreten Zahlen oder Zeitpunkte ungeprüft in den Raum zu stellen“. Er befürchtet offenbar, dass die Debatte über eine Sonderroll­e für den Fußball neu entflammt werden könnte. Zuletzt hatte etwa Vorstandsm­itglied Oliver Kahn von Rekordmeis­ter FC Bayern von „10 000 bis 11 000“möglichen Zuschauern in der Allianz Arena gesprochen, sollte es zur Öffnung kommen.

Der Fußball hat bei dem Thema die Politik an seiner Seite – sofern die Infektions­zahlen niedrig bleiben. „Ich habe schon die Zuversicht im Herzen, dass wir in der neuen Saison nach und nach wieder Publikum zulassen können“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer kürzlich.

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FOTO: MANU FERNANDEZ/DPA So macht Spanien Werbung für den Fußball: Die Trikots aller spanischer Erstligama­nnschaften hängen zwischen zwei Gebäuden in Sevilla.

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