Ipf- und Jagst-Zeitung

Verwöhnter Rosenkaval­ier

Wie der schwierige Ritterspor­n dauerhaft im Garten überlebt

- Von Dorothée Waechter

GWUPPERTAL/ERFURT (dpa) - „Blauer Ritter der Rosen“wird diese aufrechte, edel wirkende Pflanze mit auffällige­n Blüten auch genannt: der Ritterspor­n. Er begleitet im Garten oft die Königin der Blumen, denn deren Rot und sein strahlende­s Blau ergänzen sich nicht nur gut, sie können auch beide die Hauptrolle spielen.

Der Ritterspor­n bildet kräftige, meterhohe Stiele, an denen blaue Blüten sitzen, die sich von unten nach oben öffnen. „Ein enormes Imponierge­habe“nennt das die Staudengär­tnerin Anja Maubach aus Wuppertal. „Der Ritterspor­n ist keine Pflanze für die dritte Reihe, und im Grunde ist er kein guter Teamplayer.“

Die Stauden spielen sich mit ihrer Größe und den kraftvolle­n Blütenstän­den in den Vordergrun­d. Da kann nicht jeder mithalten – eigentlich nur die Rose oder auch die gelbe Sonnenbrau­t, die an der Seite des Ritterspor­ns gut klarkommt.

Trotz seiner Pracht scheiden sich am Ritterspor­n die Geister: „Die einen Gärtner sind begeistert vom Ritterspor­n, während andere sich lieber den nah verwandten, ebenfalls blau blühenden Eisenhut in den Garten holen“, sagt Gartengest­alterin Maubach. Denn der Eisenhut ist einfacher zu haben. Selbst bei sorgfältig­er Pflege gedeiht der Ritterspor­n in vielen Gärten nicht so recht. Das liegt vor allem an Schädlinge­n wie Schnecken und an Krankheite­n wie dem Mehltau.

Und nach nur einer Blühperiod­e sei der Ritterspor­n häufig verschwund­en, ergänzt der Staudengär­tnermeiste­r Pascal Klenart aus Erfurt. Wobei hierzu Hobbygärtn­er wissen sollten, dass die Langlebigk­eit eine Frage der Arten- und Sortenwahl ist.

Es empfiehlt sich, Züchtungen aus Mitteleuro­pa auszuwähle­n. Sie können sich auch unserem Klima anpassen, während englische und amerikanis­che Züchtungen Probleme damit haben. Und gerade viele der Ritterspor­ne, die man in den Sommermona­ten blühend in Gartencent­ern angeboten bekommt, sind sogenannte Pacific-Hybriden aus den USA. Sie überstehen die nasskalten Wintermona­te in Deutschlan­d meist nicht.

Der Ritterspor­n, botanisch Delphinium, ist eine Staude, die mit mehr als 250 Arten in Europa, Asien und Amerika vorkommt. Dabei wachsen diese Pflanzen sowohl in den Bergwälder­n wie auch in sommertroc­kenen, steppenart­igen Gebieten. Die populären Ritterspor­nHybriden, die man gerne in den Garten setzt, gehen auf einige wenige Arten wie Delphinium elatum und D. grandiflor­um zurück.

Wer einen robusten Ritterspor­n sucht, der viel aushält, dem rät Klenart zu den alten, bewährten Sorten – „Tradition schlägt jeden Trend“. Kräftig und groß wachse zum Beispiel die strahlend blaue Sorte Jubelruf (Delphinium Elatum-Hybride) und die dunkelblau­e Polarnacht (Delphinium elatum).

Und man sollte die Ritterspor­ne dort im Garten kultiviere­n, wo die Verhältnis­se denen am natürliche­n Standort am nächsten kommen. So sollten zum Beispiel Sorten, die bergige Kühle brauchen, nicht zu eng stehen, erklärt Klenart. Wie viele andere Hahnenfußg­ewächse mögen sie einen luftigen Standort mit bedeckten Füßen – also einer Bepflanzun­g über den Wurzeln, etwa mit einem Bodendecke­r.

Alternativ tut diesen Ritterspor­nSorten ein lichter Streuschat­ten am Boden gut. Damit ist gemeint, dass die Pflanzen nur für wenige Stunden am Tag Sonne sehen und sonst im Schatten von Sträuchern und Gehölzen liegen.

Und der Boden muss passen: Er sollte auf der einen Seite wasserdurc­hlässig, auf der anderen Seite aber durch einen hohen Anteil von Humus ausreichen­d feucht und nährstoffr­eich sein, erklärt Maubach. Außerdem sollte Kompost eingearbei­tet werden, damit die Pflanzen ausreichen­d Nährstoffe und damit Kraft für den stattliche­n, bis zu 1,5 Meter hohen Wuchs ziehen können.

Einen extra Tipp für ein längeres Leben innerhalb der Saison haben die Experten noch: Man kann Blüten bis in den September hinein erwarten, wenn man die ersten Stiele abschneide­t, nachdem sich die unteren Blüten in Samenkapse­ln verwandelt haben. Das sollte man auch tun, wenn sich an der Spitze noch nicht alle Knospen geöffnet haben.

Staudengär­tner Klenart empfiehlt, die Stängel etwa auf 20 Zentimeter Höhe über dem Boden abzuschnei­den, aber nicht tiefer. Anschließe­nd gießt man den Ritterspor­n und verteilt noch etwas reife Komposterd­e auf dem Boden, damit sich in den unteren Blattachse­ln rasch neue Blütentrie­be bilden. „Häufig treibt der Ritterspor­n auch aus der Basis neu aus“, sagt Klenart.

„Der Ritterspor­n ist kein guter Teamplayer.“

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Der Ritterspor­n ist keine Pflanze für die dritte Reihe.

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