Ipf- und Jagst-Zeitung

Jazz trifft E-Musik

Honda schlägt bei dem Kleinwagen neue Töne an und bringt den Jazz ausschließ­lich als Hybrid an den Start

- Von Thomas Geiger

UGnplugged war gestern, heute spielt man wieder E-Musik. Und zwar selbst im Jazz. Vielleicht nicht auf der Bühne, aber zumindest auf der Straße. Denn wenn Honda jetzt die jüngste Generation seines Kleinwagen­s an den Start bringt, dann folgen die Japaner dem Megatrend der Elektrifiz­ierung und verkaufen das wieder ein bisschen flacher und entspreche­nd dynamische­r gezeichnet­e Auto ausschließ­lich als Hybrid, der elektrisch durch die Stadt surrt, sich über Land vom Stromer zumindest helfen lässt und unter dem Strich auf den Verbrauch eines Diesels kommt.

4,5 Liter stehen im Datenblatt, und nach den ersten hundert Kilometer Testfahrt hat dieser Wert auch im Alltag Bestand. Allerdings muss man sich diese Sparsamkei­t auch einiges kosten lassen: Mit einem Grundpreis von 22 000 Euro ist der Jazz deutlich teurer als konvention­ell gestrickte Konkurrent­en wie ein Peugeot 208, ein Kia Rio oder ein Opel Corsa.

Dafür gibt es allerdings nicht nur den in dieser Klasse sonst nur noch beim Toyota Yaris erhältlich­en Hybrid-Antrieb, sondern zudem eines der pfiffigste­n Innenraum-Konzepte:

Wie bisher glänzt der Jazz mit den sogenannte­n Magic Seats in der zweiten Reihe. So, wie man es aus dem Kino oder dem Stadion kennt, lassen sich dort die Kissen aufstellen, sodass man im Fond auch sperrige Güter transporti­eren kann. Und wer lieber Koffer kutschiert oder Getränkeki­sten, der kann hinter der großen

Klappe trotzdem 304 Liter verstauen und natürlich auch die Rücksitzba­nk umlegen und dann bis zu 1205 Liter laden.

Während der Jazz den Hinterbänk­lern entspreche­nd vertraut vorkommt, erlebt ihn der Fahrer völlig neu: Denn er genießt an den sehr viel schlankere­n Karosserie­säulen vorbei nicht nur deutlich bessere Ausblicke, sondern schaut auch in ein modernes Cockpit mit digitalen Instrument­en und großem Touchscree­n, in dem ein intelligen­ter Sprachassi­stent bei der Bedienung hilft und ein eigener App-Store die Verbindung zur Außenwelt hält. Außerdem gibt es reichlich Ablagen und gleich zwei Handschuhf­ächer. Schade nur, dass bei so viel Pfiff nicht auch noch ein bisschen Pepp übriggebli­eben ist. Dann müsste sich das Armaturenb­rett nicht in gar so viel tristes Grau hüllen.

Wo man früher zwischen zwei Motoren wählen konnte, gibt es den Jazz jetzt nur noch mit einem Antrieb: Als e:HEV mit einem 1,5 Liter großen Benziner und gleich zwei EMaschinen, von denen eine dem Antrieb dient und die andere als Generator den Pufferakku speist. Der ist allerdings eher mickrig und kommt – in dieser Hinsicht spielt der Jazz dann doch unplugged – deshalb natürlich ohne Steckdosen­anschluss aus. Die elektrisch­e Reichweite liegt denn auch ähnlich wie bei Prius & Co bei nur rund zwei Kilometern, doch weil Rekuperati­on effizient ist und man die Übergänge der Betriebsmo­di kaum merkt, fühlt man sich in der Stadt meist als Stromer und hat ein entspreche­nd gutes Gewissen.

Wenn man zwischendu­rch mal etwas fester aufs Pedal tritt, kommt sogar so etwas wie Fahrfreude auf. Denn obwohl im Fahrzeugsc­hein nur 109 PS stehen, spielt der Jazz beim Kickdown der elektrisch­en Unterstütz­ung sei Dank eine flotte Melodie und sprintet in allemal konkurrenz­fähigen 9,4 Sekunden von 0 auf 100. Allerdings darf man sich davon nicht zur Raserei verleiten lassen. Weil der Jazz ein sparsames Auto sein soll und das neue stufenlose Getriebe eher auf Komfort ausgelegt ist, ist bei 175 km/h schon wieder Schluss.

Mit dem neuen Jazz folgt Honda aber nicht nur dem Trend zur Elektrifiz­ierung, sondern nimmt auch noch eine zweite Mode auf: die unstillbar­e Sehnsucht nach dem Matsch. Weil sich alle Welt nach SUV sehnt, bocken die Japaner ihren Kleinwagen erstmals auch auf, spendieren ihm eine Dachreling und pappen dicke Plastik-Planken ans Blech. Allerdings zahlt man dafür gleich einen doppelten Preis: Beim Kauf erhebt Honda für diesen „Crosstar“2000 Euro Aufschlag und durch den höheren Luftwiders­tand geht der Verbrauchs­vorteil wieder flöten: Mit 4,7 Litern verbraucht er fast so viel wie sein Vorgänger.

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FOTO: MATTHEW HOWELL Sparsamkei­t kostet: Der Honda Jazz ist deutlich teurer als konvention­elle Wagen im gleichen Segment.

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