Ipf- und Jagst-Zeitung

Urlaub auf eigene Verantwort­ung

- Von Wolfgang Mulke

Billigtick­ets waren es nicht, mit denen rund 240 000 deutsche Urlauber aus ihren Ferienziel­en zurückgefl­ogen wurden. Die Bundesregi­erung hatte eigens Maschinen dafür gechartert. Das hat viele Millionen Euro gekostet. Nun erhalten die Heimkehrer die späte Rechnung dafür. Sie müssen sich an den Kosten für den Transfer in die Heimat beteiligen. Manch Betroffene­n wird es zwar ärgern, doch ist dieses Vorgehen des Auswärtige­n Amtes nur gerecht. Schließlic­h haben sich die Reisenden selbst in die missliche Lage gebracht, im Ausland festzusitz­en. Auch wenn dies niemand ahnen konnte, fällt die Verantwort­ung dafür nicht dem Staat zu.

Es war und bleibt eine in diesem Umfang für den Steuerzahl­er teure Solidaritä­tsaktion des Staates. In der damaligen Situation war sie richtig und hat den gestrandet­en Urlaubern in der Not geholfen. Heute wäre die Lage eine andere. Jeder und jede Reisende weiß nun, dass überall auf dieser Welt Extremsitu­ationen eintreten können. Darauf sollte man sich einstellen und sich etwa vor dem Trip in ein potenziell­es Krisengebi­et informiere­n. Denn die Rückholakt­ion wird einmalig bleiben. Diese Eigenveran­twortung trübt vielleicht die Ferienlaun­e, ist jedoch vonnöten.

Wenn nun die meisten Grenzen innerhalb der EU wieder geöffnet werden, ist dies nur bedingt ein Signal der Entwarnung. Die Pandemie ist derzeit unter Kontrolle. Trotzdem gibt es Regionen, in denen sie nach wie vor präsent ist oder jederzeit wieder ausbrechen kann. Entspreche­nd vorsichtig sollte die Reiseplanu­ng in diesem Jahr sein. Wachsam bleiben und Hygienereg­eln beachten, lautet 2020 die erste Reisedevis­e.

Lehren müssen auch die Staaten ziehen. Die Rettung wäre bei Weitem nicht in dieser Größenordn­ung nötig geworden, wenn sie innerhalb der EU nicht ohne Absprache alles dicht gemacht hätten. Sollte die Pandemie in einer zweiten Welle massiv wiederkomm­en oder es irgendwann ein neues global zirkuliere­ndes Virus geben, ist ein abgestimmt­es Vorgehen gefragt, um die Schäden durch die nationale Abschottun­g geringer zu halten als diesmal.

wirtschaft@schwaebisc­he.de

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