Urlaub auf eigene Verantwortung
Billigtickets waren es nicht, mit denen rund 240 000 deutsche Urlauber aus ihren Ferienzielen zurückgeflogen wurden. Die Bundesregierung hatte eigens Maschinen dafür gechartert. Das hat viele Millionen Euro gekostet. Nun erhalten die Heimkehrer die späte Rechnung dafür. Sie müssen sich an den Kosten für den Transfer in die Heimat beteiligen. Manch Betroffenen wird es zwar ärgern, doch ist dieses Vorgehen des Auswärtigen Amtes nur gerecht. Schließlich haben sich die Reisenden selbst in die missliche Lage gebracht, im Ausland festzusitzen. Auch wenn dies niemand ahnen konnte, fällt die Verantwortung dafür nicht dem Staat zu.
Es war und bleibt eine in diesem Umfang für den Steuerzahler teure Solidaritätsaktion des Staates. In der damaligen Situation war sie richtig und hat den gestrandeten Urlaubern in der Not geholfen. Heute wäre die Lage eine andere. Jeder und jede Reisende weiß nun, dass überall auf dieser Welt Extremsituationen eintreten können. Darauf sollte man sich einstellen und sich etwa vor dem Trip in ein potenzielles Krisengebiet informieren. Denn die Rückholaktion wird einmalig bleiben. Diese Eigenverantwortung trübt vielleicht die Ferienlaune, ist jedoch vonnöten.
Wenn nun die meisten Grenzen innerhalb der EU wieder geöffnet werden, ist dies nur bedingt ein Signal der Entwarnung. Die Pandemie ist derzeit unter Kontrolle. Trotzdem gibt es Regionen, in denen sie nach wie vor präsent ist oder jederzeit wieder ausbrechen kann. Entsprechend vorsichtig sollte die Reiseplanung in diesem Jahr sein. Wachsam bleiben und Hygieneregeln beachten, lautet 2020 die erste Reisedevise.
Lehren müssen auch die Staaten ziehen. Die Rettung wäre bei Weitem nicht in dieser Größenordnung nötig geworden, wenn sie innerhalb der EU nicht ohne Absprache alles dicht gemacht hätten. Sollte die Pandemie in einer zweiten Welle massiv wiederkommen oder es irgendwann ein neues global zirkulierendes Virus geben, ist ein abgestimmtes Vorgehen gefragt, um die Schäden durch die nationale Abschottung geringer zu halten als diesmal.
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