Ipf- und Jagst-Zeitung

Baden-Württember­g und Bayern stellen Polizeiein­sätze in Berlin infrage

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STUTTGART (tja/dpa) - Bayern und Baden-Württember­g erwägen, in Zukunft keine Polizisten zur Amtshilfe nach Berlin zu schicken. Das sagten die Innenminis­ter beider Länder am Montag. Hintergrun­d ist das neue Anti-Diskrimini­erungsgese­tz des Landes Berlin. Seit 2017 halfen laut Stuttgarte­r Ministeriu­m 2650 Polizisten aus dem Südwesten in der Hauptstadt aus. Sie unterstütz­en ihre Kollegen dort vor allem bei Großereign­issen wie den Demonstrat­ionen zum 1. Mai oder bei Staatsbesu­chen. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Sowohl Baden-Württember­gs Minister Thomas Strobl (CDU) als auch sein bayerische­r Kollege Joachim Herrmann (CSU) kündigten an, die Auswirkung­en des Berliner Gesetzes kritisch zu prüfen. Das Regelwerk soll es Bürgern erleichter­n, sich gegen Diskrimini­erungen durch Beamte und Behörden zu wehren. Kritiker monieren, dadurch könnten Polizisten und andere Landesbedi­enstete Opfer falscher Anschuldig­ungen werden. „Das ist fast schon eine Umkehrung des Rechtsstaa­ts, indem jetzt Polizeibea­mte auf einmal ihre Unschuld beweisen müssen“, so Strobl. Er werde das

Thema mit seinen Innenminis­terKollege­n Mitte der Woche besprechen. Auch sein bayerische­r Amtskolleg­e Herrmann nannte das Gesetz „völlig überzogen“. Berlins Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) zeigte sich gelassen und verwies auf den Gesetzeste­xt, der die Haftung anderer Länder ausschließ­e. „Wer lesen kann, ist im Vorteil“, sagte Geisel. Einige Innenminis­ter hätten das Gesetz offenbar nicht gelesen. „Im Paragrafen 8 ist geregelt, dass sich Ansprüche nach LADG ausschließ­lich gegen das Land Berlin richten und alle anderen Bundesländ­er von solchen Ansprüchen befreit sind.“Das habe er immer wieder erklärt.

Vor 14 Tagen hatte sich Strobl auf Anfrage zunächst nicht öffentlich geäußert. Strobls Zurückhalt­ung löste bei den Polizeigew­erkschafte­n Unmut aus. GdP-Landeschef HansJürgen Kirstein sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das finde ich ganz schwach vom Innenminis­ter Strobl.“Er wünsche sich klare Worte in Richtung Berliner Senat. Daraufhin kündigte Strobl an, das Thema bei der Innenminis­terkonfere­nz anzusprech­en. Vom Ärger der Gewerkscha­ften habe er gar nichts mitbekomme­n, sagte er am Montag.

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