Weltweit sind die Erfolge bisher gering
In vielen Ländern sind Apps zur Bekämpfung der Pandemie gescheitert – Deutschland will es besser machen
GBERLIN - Deutschland ist ein AppNachzügler: 30 Länder nutzen laut „MIT Technology Review“bereits digitale Anwendungen, mit denen Covid-19-Infektionen zurückverfolgt werden sollen. Die Erfolge der Regierungen sind bisher jedoch bescheiden.
Ein häufiges Problem sind geringe Nutzungszahlen. Singapur und Südkorea etwa gehörten zu den ersten Ländern, die sich für eine Kontaktverfolgung per App entschieden haben. Die Anwendungen dort erlauben es, Bewegungsprofile zu erstellen, was nicht gerade zur Akzeptanz in der Bevölkerung beigetragen hat. In Singapur haben seit dem Start im März nur 1,5 Millionen Menschen die App heruntergeladen, etwa 27 Prozent der Bevölkerung. Südkorea habe zwar „schon sehr früh begonnen mit solchen Apps zu experimentieren“, sagt Marcel Salathé, Professor für digitale Epidemiologie an der ETH Lausanne. Allerdings sei deren Methode noch sehr energieintensiv gewesen und habe die Akkus der Smartphones leer gesaugt. „Das war ein entscheidender Faktor, der zu einer niedrigen Akzeptanz der App geführt hat.“
Selbst dort, wo es eine starke Verbreitung der Apps gibt, sind Erfolge bisher gering. Island habe mit 38 Prozent von 364 000 Inselbewohnern laut MIT die weltweit höchste Durchdringungsquote. Doch trotz der hohen Zahl sei der Effekt der App, die die GPS-Technologie nutzt, im Vergleich zu manueller Rekonstruktion von Infektionsketten gering, berichten Verantwortliche. „Die Technologie ist mehr oder weniger ... ich würde nicht sagen, nutzlos“, sagte ein Polizist, der die Ermittlung von Kontaktpersonen überwacht, dem MIT.
Die deutsche Regierung hofft, es besser zu machen. So hat die Entwicklung
hierzulande länger gedauert, weil man mitten im Entwicklungsprozess auf eine dezentrale Speicherung der Daten umgeschwenkt ist. Zum anderen hat es gedauert, bis Apple und Google ihre Betriebssysteme so angepasst haben, dass die Apps stromsparend genutzt werden können. Die Bluetooth-Methode ist zudem genauer und anonymer als die GPS-App der Isländer. Ob sich die längere Entwicklung und die Kosten von 20 Millionen Euro gelohnt haben, muss sich noch erweisen. Laut Umfragen würden sich zwischen 42 und 53 Prozent der Bürger die App herunterladen.