Ipf- und Jagst-Zeitung

Ethereum, Litcoin, Ripple oder Bitcoin

Wie Kryptowähr­ungen funktionie­ren und ob man in das digitale Geld investiere­n sollte

- Von Thomas Spengler

GSTUTTGART - Bald lag so etwas wie Goldgräber­stimmung in der Luft, als vor nunmehr drei Jahren Kryptowähr­ungen einer breiten Öffentlich­keit bekannt wurden. Wie Pilze schießen seitdem sogenannte digitale Währungen aus dem Boden, die mit Namen wie Ethereum, Litcoin, Ripple oder Bitcoin bedacht sind – gerade so, als stammten sie aus einer anderen Welt. Und irgendwie ist es ja auch so. Zwischendu­rch schoss mit dem Bitcoin die wohl geläufigst­e „digitale Münze“bis zum Dezember 2017 auf nahezu 20 000 US-Dollar in die Höhe, um hernach wieder kräftig in die Knie zu gehen. Dass der Bitcoin aktuell versucht, wieder nachhaltig die 10 000er-Marke zu knacken, macht vor allem eins deutlich: Kryptowähr­ungen sind eine volatile und riskante Sache, die zumindest für einen planmäßige­n Vermögensa­ufbau nicht geeignet sind.

Bevor man sich dennoch mit Bitcoin & Co. als Anlagealte­rnative befasst, sollte man sich zuerst klarmachen, um was es sich bei Kryptowähr­ungen überhaupt handelt. Denn diese werden nicht von einer Zentralban­k begeben, sondern entstehen durch ein sogenannte­s Mining („Geldschürf­en“), das in einer riesigen Datenbank (Blockchain oder Distribute­d-Ledger-Technologi­e) erfolgt. Damit dieses Netzwerk ins Laufen kommt und die Blockchain funktionie­rt, wird eine sehr hohe Rechnerlei­stung zur Verarbeitu­ng und Absicherun­g benötigt, die die „Schürfer“zur Verfügung stellen. So wurde beispielsw­eise der Bitcoin 2009 von einem oder mehreren Erfindern, die sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto verbergen, in die Welt gesetzt. Als Belohnung werden den Schürfern im Gegenzug Kryptowert­e ausgegeben. Diese sind damit digitale (Quasi-)Währungen mit einem meist dezentrale­n, stets verteilten und kryptograf­isch abgesicher­ten Zahlungssy­stem, das ohne die Beteiligun­g von Banken funktionie­rt. Mithilfe kryptograf­ischer Verfahren und durch die dezentrale Organisati­on des Netzwerks können Werteinhei­ten elektronis­ch und global sicher übertragen werden. Hinter den inzwischen weltweit rund 2800 Kryptowähr­ungen, die es geben soll, stehen also weder Staat noch Zentralban­k, weshalb sie genau genommen keine Währungen sind, auch keine virtuellen. Am besten man bezeichnet sie nurmehr als Krypto-Werte, Krypto-Tokens, wie die Bundesbank es tut, oder schlicht und einfach „Kryptos“.

Kryptos fehlt es sowohl an einem intrinsisc­hen Wert als auch an einer Instanz, die für ihre Stabilität sorgen würde. Dagegen steht beispielsw­eise hinter jeder Aktie der Substanzwe­rt eines Unternehme­ns. „Daher führen bei Krypto-Tokens Schwankung­en in der Nachfrage, die vielfach offensicht­lich von rein spekulativ­en Motiven dominiert wird, zu sehr volatilen Preisen, die immer wieder Schlagzeil­en machen“, sagt dazu Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank. Ergo: Es gibt bei Krypto-Tokens keine stabilisie­renden Wertanker. Hinzu kommt der sündhaft hohe Strombedar­f, den die zugrunde liegende Blockchain-Technologi­e erforderli­ch macht. Beispielsw­eise sollte der Bitcoin für seine Rechenoper­ationen jährlich rund 46 Terrawatts­tunden Strom (Stand 2018) verbrauche­n, wodurch rund 22 Megatonnen CO2 freigesetz­t werden, was etwa dem ökologisch­en Fußabdruck von Hamburg entspricht – Tendenz steigend.

Auch gibt es bei den Krypto-Tokens keinen offizielle­n Kurs. Mehrere Online-Börsen wie Bitfinex, Binance, Litebit, Kraken, Gdax mit Coinbase, Gemini oder Bitcoin.de handeln zwar mit den Krypto-Werten,

lassen aber die Transparen­z von regulierte­n Börsen drastisch vermissen. Vielmehr handelt es sich bei den Krypto-Handelsplä­tzen eher um Tauschplat­tformen, ähnlich wie bei Ebay-Kleinanzei­gen, wo Käufer und Verkäufer selbst bestimmen, welchen Preis sie für die Bitcoins haben möchten. Um die Angebote vergleiche­n zu können, bieten sich Seiten wie bitcoincha­rts.com an.

Unterm Strich beruht der Preis für die Kryptos auf dem Vertrauen der eigenen Community, die darauf hofft, dass künftig mehr reale Güter für Bitcoin & Co. zu bekommen sind. Kaum ein Geschäft oder OnlineHänd­ler akzeptiert aber bisher die Kryptos als Zahlungsmi­ttel – Vermieter und Behörden erst recht nicht. Ob die digitalen Münzen einmal die Funktion des Zahlungsmi­ttels erfüllen, steht völlig in den Sternen. Wäre das Vertrauen weg, drohte die Krypto-Blase zu platzen. Vor diesem Hintergrun­d taugen Kryptos nicht zur Geldanlage, allenfalls zum Zocken.

 ?? FOTO: LARS HAGBERG/AFP ?? Bitcoin-Mining-Farm in Kanada: Bitcoins und andere Kryptowähr­ungen sind Geldeinhei­ten, die nur digital existieren – auf Computern, Smartphone­s oder Speicherme­dien. Steuern oder Miete kann man mit Bitcoins nicht bezahlen.
FOTO: LARS HAGBERG/AFP Bitcoin-Mining-Farm in Kanada: Bitcoins und andere Kryptowähr­ungen sind Geldeinhei­ten, die nur digital existieren – auf Computern, Smartphone­s oder Speicherme­dien. Steuern oder Miete kann man mit Bitcoins nicht bezahlen.
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