Ethereum, Litcoin, Ripple oder Bitcoin
Wie Kryptowährungen funktionieren und ob man in das digitale Geld investieren sollte
GSTUTTGART - Bald lag so etwas wie Goldgräberstimmung in der Luft, als vor nunmehr drei Jahren Kryptowährungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Wie Pilze schießen seitdem sogenannte digitale Währungen aus dem Boden, die mit Namen wie Ethereum, Litcoin, Ripple oder Bitcoin bedacht sind – gerade so, als stammten sie aus einer anderen Welt. Und irgendwie ist es ja auch so. Zwischendurch schoss mit dem Bitcoin die wohl geläufigste „digitale Münze“bis zum Dezember 2017 auf nahezu 20 000 US-Dollar in die Höhe, um hernach wieder kräftig in die Knie zu gehen. Dass der Bitcoin aktuell versucht, wieder nachhaltig die 10 000er-Marke zu knacken, macht vor allem eins deutlich: Kryptowährungen sind eine volatile und riskante Sache, die zumindest für einen planmäßigen Vermögensaufbau nicht geeignet sind.
Bevor man sich dennoch mit Bitcoin & Co. als Anlagealternative befasst, sollte man sich zuerst klarmachen, um was es sich bei Kryptowährungen überhaupt handelt. Denn diese werden nicht von einer Zentralbank begeben, sondern entstehen durch ein sogenanntes Mining („Geldschürfen“), das in einer riesigen Datenbank (Blockchain oder Distributed-Ledger-Technologie) erfolgt. Damit dieses Netzwerk ins Laufen kommt und die Blockchain funktioniert, wird eine sehr hohe Rechnerleistung zur Verarbeitung und Absicherung benötigt, die die „Schürfer“zur Verfügung stellen. So wurde beispielsweise der Bitcoin 2009 von einem oder mehreren Erfindern, die sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto verbergen, in die Welt gesetzt. Als Belohnung werden den Schürfern im Gegenzug Kryptowerte ausgegeben. Diese sind damit digitale (Quasi-)Währungen mit einem meist dezentralen, stets verteilten und kryptografisch abgesicherten Zahlungssystem, das ohne die Beteiligung von Banken funktioniert. Mithilfe kryptografischer Verfahren und durch die dezentrale Organisation des Netzwerks können Werteinheiten elektronisch und global sicher übertragen werden. Hinter den inzwischen weltweit rund 2800 Kryptowährungen, die es geben soll, stehen also weder Staat noch Zentralbank, weshalb sie genau genommen keine Währungen sind, auch keine virtuellen. Am besten man bezeichnet sie nurmehr als Krypto-Werte, Krypto-Tokens, wie die Bundesbank es tut, oder schlicht und einfach „Kryptos“.
Kryptos fehlt es sowohl an einem intrinsischen Wert als auch an einer Instanz, die für ihre Stabilität sorgen würde. Dagegen steht beispielsweise hinter jeder Aktie der Substanzwert eines Unternehmens. „Daher führen bei Krypto-Tokens Schwankungen in der Nachfrage, die vielfach offensichtlich von rein spekulativen Motiven dominiert wird, zu sehr volatilen Preisen, die immer wieder Schlagzeilen machen“, sagt dazu Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank. Ergo: Es gibt bei Krypto-Tokens keine stabilisierenden Wertanker. Hinzu kommt der sündhaft hohe Strombedarf, den die zugrunde liegende Blockchain-Technologie erforderlich macht. Beispielsweise sollte der Bitcoin für seine Rechenoperationen jährlich rund 46 Terrawattstunden Strom (Stand 2018) verbrauchen, wodurch rund 22 Megatonnen CO2 freigesetzt werden, was etwa dem ökologischen Fußabdruck von Hamburg entspricht – Tendenz steigend.
Auch gibt es bei den Krypto-Tokens keinen offiziellen Kurs. Mehrere Online-Börsen wie Bitfinex, Binance, Litebit, Kraken, Gdax mit Coinbase, Gemini oder Bitcoin.de handeln zwar mit den Krypto-Werten,
lassen aber die Transparenz von regulierten Börsen drastisch vermissen. Vielmehr handelt es sich bei den Krypto-Handelsplätzen eher um Tauschplattformen, ähnlich wie bei Ebay-Kleinanzeigen, wo Käufer und Verkäufer selbst bestimmen, welchen Preis sie für die Bitcoins haben möchten. Um die Angebote vergleichen zu können, bieten sich Seiten wie bitcoincharts.com an.
Unterm Strich beruht der Preis für die Kryptos auf dem Vertrauen der eigenen Community, die darauf hofft, dass künftig mehr reale Güter für Bitcoin & Co. zu bekommen sind. Kaum ein Geschäft oder OnlineHändler akzeptiert aber bisher die Kryptos als Zahlungsmittel – Vermieter und Behörden erst recht nicht. Ob die digitalen Münzen einmal die Funktion des Zahlungsmittels erfüllen, steht völlig in den Sternen. Wäre das Vertrauen weg, drohte die Krypto-Blase zu platzen. Vor diesem Hintergrund taugen Kryptos nicht zur Geldanlage, allenfalls zum Zocken.