Planinsolvenz als „letzte Patrone“von Kaiserslautern
Spielbetrieb des Traditionsclubs soll normal weiterlaufen
KAISERSLAUTERN (dpa) - Der große Fritz Walter wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden, und der 1. FC Kaiserslautern feierte gerade erst sein 120-jähriges Bestehen: Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr steht der Traditionsverein aus der Pfalz vor dem Gang in die Insolvenz. Der Drittligist bestätigte am Montag, beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt zu haben. „Der Antrag auf die Insolvenz muss als Chance gesehen werden. Es ist zwar die letzte Patrone, aber es soll auch einen ,Re-Start’ für den FCK darstellen“, sagte der Generalbevollmächtigte des viermaligen Fußballmeisters, Dirk Eichelbaum. „Wir wollen nicht mehr in der Vergangenheit investieren, sondern in die Zukunft. Es gibt viele, die den Weg mit uns beschreiten wollen, weil der FCK ein Verein mit großen Chancen ist“, sagte Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt.
Kaiserslautern sollen mittlerweile Schulden in Höhe von rund 24 Millionen Euro plagen. Mit einer Planinsolvenz könnte sich der FCK sanieren und den drohenden Absturz in die Bedeutungslosigkeit abwenden. Sportlich hat der Schritt wegen der derzeitigen Corona-Krise keine Konsequenzen für die Roten Teufel. Der Deutsche Fußball-Bund hat den bei einem Insolvenzantrag vorgesehenen Neun-Punkte-Abzug wegen der besonderen Situation ausgesetzt. Die Pfälzer sind mit 44 Punkten Tabellen-Zwölfter. Das Polster zu einem Abstiegsrang beträgt sieben Zähler.
„Ziel des Verfahrens ist es, zügig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen“, sagte Voigt. Man wolle die Chance nutzen, „die Eigenkapitalbasis mit Investoren für einen grundlegenden wirtschaftlichen Neustart zu stärken“. Gemeinsam mit Eichelbaum will der Geschäftsführer Gespräche mit Investoren führen. Dass Profis auf einen Teil ihres Gehalts verzichten, nannte Voigt „ein bemerkenswertes Signal“.
Die FCK-Führung um Beiratssprecher Markus Merk und Voigt hatte in den vergangenen Wochen intensiv nach Auswegen aus der Finanzkrise gesucht. Der erhoffte Schuldenschnitt kam jedoch nicht zustande, weil potenzielle Investoren ihr Geld offenbar erst nach der kompletten Sanierung des Vereins zur Verfügung stellen wollen.
Der Club des verstorbenen 1954er-Weltmeisters Fritz Walter hat turbulente Jahre hinter sich, sowohl sportlich als auch finanziell. 2011 stieg Lautern aus der Bundesliga ab, die Rückkehr wurde mehrere Male nur knapp verfehlt, bevor der Club 2018 den Gang in die 3. Liga antreten musste. Trainer wurden immer wieder getauscht, Verantwortliche mussten gehen, der Frust bei den Fans stieg. Der Gang in die Planinsolvenz beschert dem FCK jetzt vor allem eines: etwas mehr Zeit. Nach dem Antrag auf die Eröffnung eines Verfahrens folgt ein mehrmonatiges Prozedere, in dem der FCK seinen Antrag jederzeit zurückziehen kann, sofern es zu einer Einigung mit seinen Gläubigern kommt.