Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Erblasser und die leichte Schulter

-

Zu den tendenziel­l angenehmer­en Dingen im Leben zählt gewiss das Erben. Allerdings nur solches, das von entfernten Verwandten – klassische­rweise der Tante aus Amerika – ausgelöst wird. Denn wen man kaum kannte, um den muss man auch nicht so üppig trauern. Restlos unangenehm sind indes die vererbten Krankheite­n. Ein großer Nachteil zum Beispiel bei genetisch bedingtem Hang zu Übergewich­t ist, dass man dieses schwerwieg­ende Erbe im Gegensatz zu gewöhnlich­en Erbschafte­n nicht ausschlage­n kann.

Das Erben gehört im engeren und weiteren Sinne zu den Familienan­gelegenhei­ten, die doch immer wieder für erhebliche Schwierigk­eiten sorgen. Insofern haben die Kontaktbes­chränkunge­n der Corona-Pandemie teilweise auch eine wohltuende Wirkung entfaltet. Denn wer sich nicht um den sonntäglic­hen Kaffeetisc­h versammeln darf, der kann sich in Anbetracht von Milchkaffe­e und Käsekuchen nicht zerrütten.

Natürlich hat das Thema Erben auch seine tiefgründi­gen Seiten. Gerade der Erblasser sollte sein Ableben nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich Gedanken machen, wer von den Übrigbleib­enden die Gunst seines Vermögens genießen darf. Freilich hat der Mensch auch die Möglichkei­t, seinen Lebenswand­el so anzupassen, dass er die Welt mit genauso leeren Taschen wieder verlässt, wie er sie betreten hat. Aber Obacht, schon Machiavell­i wusste: „Die Menschen verwinden rascher den Tod ihres Vaters als den Verlust des väterliche­n Erbes.“So fördert ein hübscher Nachlass durchaus ein ehrendes Gedenken. (nyf )

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Hier dürfte ein Erbstreit eher unwahrsche­inlich sein.
FOTO: IMAGO IMAGES Hier dürfte ein Erbstreit eher unwahrsche­inlich sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany