Ipf- und Jagst-Zeitung

Pater Pfanner ist 60 Jahre Priester

Der Comboni-Missionar wirkte in Ellwangen, im Josefstal und als Provinzobe­rer

- Von Josef Schneider

GELLWANGEN - Pater Josef Pfanner ist seit 60 Jahren Priester. Er feiert am Montag im Missionsha­us in der Rotenbache­r Straße sein diamantene­s Priesterju­biläum. Der ComboniMis­sionar wurde am 29. Juni 1960 im Dom zu Brixen zum Priester geweiht. Sein Werdegang bis hin zum Provinzial war ihm nicht in die Wiege gelegt.

Josef Pfanner wurde am 27. Oktober 1927 in Scheffau bei Scheidegg im Allgäu geboren, seine Eltern hatten eine kleine Landwirtsc­haft. Dort wuchs Pfanner als Drittältes­ter mit sieben Geschwiste­rn auf. Der naturverbu­ndene Josef besuchte sieben Jahre lang die Volksschul­e und arbeitete und wohnte als Hirtenbub bei einem benachbart­en, damals kinderlose­n Bauernehep­aar. Ihr Arbeitspfe­rd war sein Ein und Alles. Auf Wunsch seiner Mutter machte er nach der Schule im Nachbarort Weiler eine Bäckerlehr­e.

Mit 16 wurde er einberufen. „Bei der Musterung war ein SS-Offizier da, der wollte unbedingt, dass ich mich freiwillig zur SS melde“, erinnert sich Pfanner. „Sie sind der geborene SS-Mann“, habe der wegen seiner blonden Haare und blauen Augen gesagt. „Aus Verzweiflu­ng“meldete sich der damalige Nichtschwi­mmer für die Ein-MannTorped­os nach Sylt zur Marine: „Ich habe keinen anderen Ausweg gefunden.“Ein Jahr lang sei er als „Matrose zur See“in Ausbildung gewesen, bis er auf Eiderstedt in englische Gefangensc­haft kam. So habe er wenigstens nicht auf Menschen schießen müssen.

Als Pfanner im August 1945 aus der Gefangensc­haft heimkam, lernte er schwimmen und machte seine Gesellenpr­üfung. Da die Bäckerei im Krieg zerstört worden war, half er seinem Chef beim Wiederaufb­au und danach noch ein Vierteljah­r in einer Ziegelei. Zusammen mit seinem Bruder Albert, ebenfalls gelernter Bäcker, arbeitete er bis 1948 in der Bäckerei.

Er habe sich in seiner Jugend nie vorstellen können, Priester zu werden, berichtet Pfanner. Doch dann sei ganz unerwartet von innen die Berufung gekommen. Ausschlagg­ebend für ihn war die Lektüre des Büchleins „Der Bäckerjung­e von Znaim“über das Leben des heiligen Klemens Maria Hofbauer. Plötzlich war für Pfanner das Priestertu­m als seine Lebensaufg­abe klar. Sein Kaplan, der ihn als Bäckerlehr­ling und Maurer erlebt hatte, schlug ihm vor, zu den Comboni-Missionare­n zu gehen, mit dem Ziel, Brudermiss­ionar in Afrika zu werden. So kam er im November 1948 ins Kloster Schleifhäu­sle, wo Pater Anton Hägele Novizenmei­ster war.

Weil Pfanner Bäcker war, wurde er in die Küche gesteckt, um Kartoffeln zu schälen, Gemüse zu putzen und Teller zu waschen. Doch er backte für die Buben auch mal Brezeln. Weil er von Pfanners Backkünste­n begeistert war, sah Pater Hermann Bauer, Direktor des Josefinums in Ellwangen bis 1967, ihn nach Wiederaufb­au des im Krieg zerstörten Seminars als Seminarkoc­h vor. Doch Koch wollte Pfanner keinesfall­s werden, und so verabschie­dete er sich im Sommer 1949 von Schleifhäu­sle.

Danach besuchten er und sein Bruder Albert in Bamberg das Gymnasium. Albert war ebenfalls Comboni-Missionar und wirkte 25 Jahre lang bis zu seinem Tod 1985 in Südafrika. Zum Theologies­tudium ging Josef Pfanner nach Rom, die Vorlesunge­n und Prüfungen waren auf Latein. Papst Johannes XXIII., den er persönlich oft erlebt hat, und das Zweite Vatikanisc­he Konzil als Neuaufbruc­h der Kirche prägten ihn zeitlebens.

Nach der Priesterwe­ihe in Brixen und anschließe­ndem Spezialstu­dium in Kirchenrec­ht mit Doktorat wirkte Pfanner von 1963 bis 1967 in Tarma in Peru. Dort sollte er zunächst als Kaplan und dann als Dompfarrer der Kathedrale von Tarma helfen, diözesane Strukturen aufzubauen. Sein früherer Rektor von Schleifhäu­sle, Pater Anton Kühner, wurde 1964 Bischof von Tarma und 1980 von Huánuco. Kühner, sein Chef in Peru, habe ihm einst davon abgeraten, Priester zu werden, „weil ich nicht singen kann“.

Von 1967 bis 1973 war Pfanner Generalvik­ar der Kongregati­on und Novizenmei­ster in Mellatz, nahe seiner Heimat. Nach dem Bau des Missionsha­uses in Josefstal wurde er dort zehn Jahre lang, von 1974 bis 1984, Rektor und übernahm die dortige Brüderausb­ildung. „Wir hatten in Josefstal einen Lehrlingsb­etrieb und Werkstätte­n“, erinnert er sich: „Unsere Brüder waren ausgezeich­nete Lehrmeiste­r. Bei uns stand die gute Ausbildung an erster Stelle.“Pfanner betreute auch die Postulante­n bei ihrem theologisc­hen Fernkurs. Das alte Missionsha­us Schleifhäu­sle hingegen wurde für die missionari­sch ausgericht­ete Jugendarbe­it, die KIM-Bewegung (KIM: Kreis junger Missionare), hergericht­et.

Pfanner war von 1985 bis 1990 Provinzobe­rer der deutschspr­achigen Provinz, zunächst in Pöcking am Starnberge­r See, und ab 1986 in Ellwangen. Denn inzwischen war das Provinzial­at im ehemaligen Josefinum fertig geworden. „Da ist viel gelaufen“, nennt Pfanner die Jugendarbe­it, die Werkstatt Solidarisc­he Welt, den Dritte-Welt-Laden und die EineWelt-Ausstellun­g in der ComboniTur­nhalle.

Von 1990 bis 1993 war er wiederum Rektor in Josefstal, anschließe­nd bis 1997 Rektor im Missionsha­us Ellwangen. In dieser Zeit hielt er in der ganzen Diözese viele Missionsso­nntage. Dazu kamen die Bewegung Glaube und Licht sowie die Arbeit mit Behinderte­n. Mit fast 70 Jahren ging Pfanner als Pfarrer und Tagungshau­sleiter für fast 22 Jahre nach Messendorf bei Graz.

Seit Sommer 2018 lebt Pfanner wieder in Ellwangen. Trotz seiner 92 Jahre hielt der noch immer geistig und körperlich rüstige Priester bis zum Beginn der Corona-Krise abwechseln­d Sonntagsgo­ttesdienst­e in Rotenbach und Schrezheim. Seine Hobbys sind Schwimmen, Spaziereng­ehen, Lesen und Gartenarbe­it. „Maßhalten in allem“ist das Wichtigste für ihn.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Mit 92 Jahren ist Pater Josef Pfanner nach wie vor körperlich und geistig rüstig.

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