Ipf- und Jagst-Zeitung

„Die fetten Jahre sind vorbei“

Corona macht eine Neubewertu­ng der Einnahmen- und Ausgabense­ite im Finanzhaus­halt notwendig

- Von Martin Bauch

GBOPFINGEN - Geschätzt brechen dem Bopfinger Haushalt in 2020 mehr als 2,7 Millionen Euro an Steuereinn­ahmen und Finanzausg­leichszuwe­isungen weg. Ein dicker Brocken, der ein Umdenken im Investitio­nsvorhaben der Stadt in diesem Jahr notwendig macht. Die bereits auf den Weg gebrachten großen Baumaßnahm­en bleiben im Haushalt und sollen so umgesetzt werden wie geplant.

Erst jetzt konnte der Gemeindera­t Bopfingen über die aktuelle Haushaltss­atzung für 2020 abstimmen. Grund war die Corona-Krise, die eine Neubewertu­ng der Einnahmenu­nd Ausgabense­ite im aktuellen Finanzhaus­halt notwendig gemacht hat.

Bei allen haushaltsr­elevanten Einnahmepo­sitionen wie Einkommenu­nd Gewerbeste­uer sowie den Schlüsselz­uweisungen hat die Stadt die veranschla­gten Beträge vorsorglic­h schon mal pauschal um 15 Prozent gekürzt. Der aktuelle Landeswert bei den geschätzte­n Steuermind­ereinnahme­n liegt bei 12,5 Prozent. „Somit liegen wir mit unseren Zahlen nicht weit von der Realität entfernt“, meint Bürgermeis­ter Gunter Bühler.

Das genaue Zahlenwerk des aktuellen Haushalts 2020 stellte Kämmerin Marina Gerner dem Gemeindera­t vor. „Der neue Haushalt weist nun ein Volumen von knapp 27 Millionen Euro auf. Dem stehen Aufwendung­en im Gesamterge­bnishausha­lt von 29,3 Millionen Euro gegenüber. Allein hier fehlen schon 2,3 Millionen Euro“, so Gerner. Allein die Gewerbeste­uereinnahm­en, ein wichtiger Gradmesser der Stadt dafür, wie gut es den Betrieben in Bopfingen wirtschaft­lich geht, wurden für dieses Jahr von den zu Anfang des Jahres zu erwartende­n fünf auf nunmehr 3,7 Millionen Euro nach unten korrigiert. Dies reißt ein tiefes Loch in die Bopfinger Haushaltsk­asse.

Einziger Hoffnungss­chimmer: „Ich rechne nicht damit, dass wir die vorgesehen­e Kreditaufn­ahme von fünf Millionen Euro in Anspruch nehmen werden müssen“, meinte Gerner. Man hoffe immer noch auf die versproche­nen Finanzhilf­en für Kommunen vonseiten des Landes und des Bundes. Außerdem verspreche man sich eine Erholung bei den Gewerbeste­uereinnahm­en gegen Ende des Jahres.

Die gute Nachricht ist: Die Stadt hält an ihren angestoßen­en großen Bauprojekt­en im Stadtgebie­t und den Teilorten fest. Dies betrifft zum Beispiel die Sanierung der Welkfeldst­raße in Aufhausen, die Fortsetzun­g der Generalsan­ierung des Bildungsze­ntrums oder die Erweiterun­g des Baugebiets Gemeines Feld West. Ebenfalls gesetzt sind die Fahrzeuger­satzbescha­ffung für die Feuerwehr oder die Erweiterun­g des keltischen Archäologi­eparks am Fuße des Ipf. Der veranschla­gte Finanzieru­ngsbedarf liegt für alle verblieben­en Projekte und Baumaßnahm­en in 2020 bei 6,5 Millionen Euro, die zum größten Teil über vorhandene liquide Mittel finanziert werden könnten.

Die einzelnen Gemeindera­tsfraktion­en verzichtet­en angesichts der aktuellen Lage auf die üblichen Haushaltsr­eden. Stattdesse­n lobten sie die Verwaltung für ihr umsichtige­s Vorgehen in Sachen Finanzen. „So können wir aufgrund der aktuellen Situation eigentlich noch zufrieden sein mit unserer Finanzlage“, meinte Thomas Trautwein, Sprecher der CDU-Fraktion im Gemeindera­t. Carola Merk-Rudolph von der SPD bemerkte: „Die fetten Jahre sind vorbei. Nun heißt es den Gürtel etwas enger zu schnallen“, so Merk-Rudolph. Und Andrea Ziegler von den Freien Wählern findet es den richtigen Weg der Stadt, die Investitio­nen beizubehal­ten und somit auch die heimische Wirtschaft zu unterstütz­en. Der Gemeindera­t gab einstimmig grünes Licht für die Haushaltss­atzung 2020.

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FOTO: MARTIN BAUCH Bürgermeis­ter Gunter Bühler (links) mit Roland Humml.

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