Musikalischer Hochgenuss mit Phaeton Piano Trio
„Die Tradition lebt“: Ellwanger Schlosskonzerte trotzen der Corona-Krise und begeistern das Publikum
GELLWANGEN - Aus dem Kulturkalender der Stadt sind die Ellwanger Schlosskonzerte nicht mehr wegzudenken. Alljährlich sorgen sie für unvergessliche Stunden mit virtuoser Kammermusik unter den strengen Blicken der Fürstpröpste im Thronsaal des Schlossmuseums. Umso schöner, dass sie auch in diesem ungewöhnlichen Jahr stattfinden. Das Phaeton Piano Trio hat den Reigen eröffnet und die Idee, wie trotz Corona möglichst viele Zuhörer in den Genuss der Konzerte kommen können, gleich mitgeliefert: Die Musiker spielen zweimal vor jeweils 40 Besuchern.
Ellwanger Schlosskonzerte „spezial“und exklusiv: „Die Tradition lebt“, hat es Hans-Ulrich Engel vom Stiftsbund auf den Punkt gebracht. Seit mehr als 30 Jahren ist Engel Chefdenker und Programmdirektor der Schlosskonzerte. Seit 2008 ist das städtische Kulturamt mit im Boot.
Schnöde Notwendigkeiten wie der vorsorglich am Eingang zum Thronsaal bereit gestellte Spender mit Desinfektionsmittel und die beim Auf- und Abgang herrschende Maskenpflicht waren spätestens beim ersten Ton von Beethovens „Gassenhauer-Trio“vergessen. Nicht zufällig hat sich das Phaeton Piano Trio nach dem Sohn des griechischen Sonnengottes Helios benannt. Phaeton, der Strahlende, lenkte den mit vier feurigen Rossen bespannten Sonnenwagen seines Vaters täglich über den Himmel und führte ihn nachts über das Meer zurück. So anspruchsvoll der Name, so fantastisch das Ensemble.
Mit dem Geiger Friedemann Eichhorn, dem Cellisten Peter Hörr und Florian Uhlig am Flügel vereint das Phaeton Piano Trio Künstler von internationalem Rang zu einem herausragenden Trio der aktuellen Kammermusikszene. Im Mittelpunkt des Abends stand Beethoven. Wie könnte es auch anders sein in diesem Jahr, in dem die Musikwelt den 250. Geburtstag dieses Revolutionärs der Instrumentalmusik weltweit feiert. Der bedeutendste Satz von Beethovens Trio B-Dur, des sogenannten „Gassenhauer-Trios“, ist zweifellos der erste, der sich temperamentvoll, stolz und kühn gibt. Das Phaeton Trio faszinierte mit hörbarer Spielfreude und betörend schönem Ensembleklang.
Expressiv und melodisch leitete das Adagio über zum anmutigen Allegretto des Finales. Mit seiner für das Phaeton Trio geschriebenen Komposition „Triokonversation“hat der junge zeitgenössische Komponist Johannes Xaver Schachtner Beethovens unvollendete Menuettskizze Es-Dur aus frühen Bonner Jahren weiterentwickelt. Einander in perfekter Harmonie zugewandt, gestalteten die Musiker den ebenso ausdrucksstarken wie humorvollen Impetus des Stücks mitreißend bis zum nonchalant-lässigen Finale.
Zum Abschluss erklang Beethovens Trio G-Dur, das der Meister einer ungarischen Gräfin widmete, mit der er sich nur wenige Wochen nach der Uraufführung überwarf. Seinen Beinamen „Geistertrio“verdankt das Werk Beethovens Schüler Carl Czerny, den der langsame Mittelsatz an Shakespeares „Hamlet“erinnerte und den er als „geisterhaft schauerlich“beschrieb.
Zart und feinfühlig entfalteten Eichhorn, Hörr und Uhlig den fahlen und düsteren, wehmütigen und melancholischen Charakter des Largo, aus dem kein Geringerer als der
Dichter E.T.A. Hoffmann ein gewisses schattenhaftes „Säuseln“heraushörte. Das gelöste Presto-Finale setzte zeitlos harmonische, strahlende Akzente.
Für Bravorufe und nicht enden wollenden Beifall für eine wunderbare kammermusikalische Stunde dankte das Ensemble mit dem langsamen Satz aus Mendelssohns Trio d-Moll als willkommenem Betthupferl. Schöner hätte der Auftakt zu den Schlosskonzerten nicht sein können.