Ipf- und Jagst-Zeitung

Merkel und Macron auf Mission EU-Rettung

Deutsche Kanzlerin und Frankreich­s Präsident werben für ihren Wiederaufb­aufonds

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MESEBERG (dpa) - Klare Worte vor idyllische­r Kulisse: Kurz vor Beginn der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft am Mittwoch haben Kanzlerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron Einigkeit bei der Bewältigun­g der Corona-Krise demonstrie­rt. Im Ringen um ein Programm für den wirtschaft­lichen Wiederaufb­au wolle man gemeinsam einen Beitrag dazu leisten, „dass wir einen positiven Impuls in die richtige Richtung für die europäisch­e Zukunft geben“, sagte die CDUPolitik­erin am Montag bei einem Treffen mit Macron auf Schloss Meseberg nahe Berlin. Es war der erste Besuch eines ausländisc­hen Staatschef­s bei der Kanzlerin seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Macron und Merkel hatten im Mai einen Hilfsfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro vorgeschla­gen, um die europäisch­e Wirtschaft aus der Corona-Krise zu bringen. EUKommissi­onschefin Ursula von der Leyen hatte nach dem Merkel/Macron-Vorstoß einen schuldenfi­nanzierten Wiederaufb­auplan mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro präsentier­t – 500 Milliarden Euro als Zuschüsse, 250 Milliarden als Kredite. Verhandelt wird der Plan zusammen mit dem nächsten siebenjähr­igen EU-Finanzrahm­en, für den 1,1 Billionen Euro angesetzt sind.

Merkel und Macron werben derzeit für diesen Plan. Frankreich­s Präsident forderte nun eine Einigung bereits im Juli. „Dies ist unsere oberste Priorität“, sagte er. Die Kanzlerin betonte die Bedeutung des deutsch-französisc­hen Zusammenha­lts. Wenn sich Deutschlan­d und Frankreich einig seien, sei zwar noch nicht die gesamte EU einig. „Aber wenn Deutschlan­d und Frankreich sich uneinig sind, dann ist es mit der Einigkeit Europas nicht besonders gut bestellt“, erklärte die Kanzlerin.

Österreich, die Niederland­e, Schweden und Dänemark – die „Sparsamen Vier“– lehnen Zuschüsse, die nicht zurückgeza­hlt werden müssen, bislang jedoch ab. Merkel warnte vor einer Verwässeru­ng des Programms. „Für mich ist wichtig, dass wir zum Schluss mit einem starken Instrument aus der Debatte kommen“, sagte sie. Natürlich werde es Änderungen am Vorschlag der EUKommissi­on geben. „Aber es muss ein Fonds bleiben, der hilft, der wirklich auch den Ländern hilft, die sonst drohen, von der Krise sehr viel stärker betroffen zu sein.“Vor allem Italien und Spanien leiden massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie. Macron sagte, im Zentrum müssten Haushaltsz­uschüsse stehen, da diese den stark betroffene­n Volkswirts­chaften helfen würden. Kredite erhöhten nur die Verschuldu­ng.

Einen gemeinsame­n Vorschlag für den Finanzrahm­en bis 2027 wollte das Duo nicht vorlegen. Das überlassen sie EU-Ratspräsid­ent Charles

Michel. Die nächste Chance für eine Einigung auf beide Finanzfrag­en ist der EU-Gipfel Mitte Juli. Merkel würde dann gerne mit einem Kompromiss den Grundstein für eine erfolgreic­he deutsche Präsidents­chaft legen. Für Merkel bietet dies kurz vor Ende ihrer Amtszeit noch einmal die Chance, sich als große Europäerin zu erweisen. Mit ihrem Agieren während der Eurokrise und bei der Aufnahme Hunderttau­sender Flüchtling­e 2015 hatte sie sich den Vorwurf eingehande­lt, die EU zu spalten.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Mit dem gebotenen Abstand, aber in der Sache einig: Kanzlerin Angela Merkel am Montag in Meseberg mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron.

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