Grüner Opportunist
Emmanuel Macron hatte sich den Tag nach den Kommunalwahlen ausgesucht, um sich als Umweltschützer in Szene zu setzen. Nach dem spektakulären Erfolg der Grünen in den Großstädten brauchte es eine starke Geste an die ökologische Wählerschaft. Doch die ökologische Wende Macrons wirkt nicht glaubwürdig. Zu viele Versprechen im Umweltschutz hat der einstige Wirtschaftsminister bereits gebrochen. Zum Beispiel bei der Energiewende, die er für 2025 anpeilte und die nun in weite Ferne gerückt ist. Oder im Kampf gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das Macron bis 2021 verbieten wollte. Inzwischen ist eher von 2023 die Rede. Dazu kommt eine unheilige Allianz, die seine Partei bei den Kommunalwahlen mit den konservativen Republikanern einging. Erklärtes Ziel war es, die Grünen zu stoppen. Sogar Daniel Cohn-Bendit, ein Unterstützer Macrons, kritisierte diese Strategie als „dumm und unnütz“. Doch der Präsident bleibt sich auch in der Umweltpolitik treu: Er fährt einen Kurs, der nicht von Prinzipien, sondern von politischem Kalkül geleitet wird. Ein solcher Opportunismus überzeugt aber keine Wählerschaft, die es zunehmend ernst meint mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Für die französischen Grünen sind nach ihrem guten Abschneiden bei den Europawahlen und ihrem Traumergebnis bei den Kommunalwahlen nun die Präsidentschaftswahlen die nächste Etappe. Und eines ist seit Sonntagabend klar: Die Grünen werden Macron und Marine Le Pen die Präsidentschaft nicht unter sich ausmachen lassen.
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