Ipf- und Jagst-Zeitung

Italiener streiten um die Corona-Gefahr durch Tourismus

Ein Teil der Experten gibt Entwarnung – Staatliche Wissenscha­ftler warnen vor neuen Seuchenzus­tänden

- Von Thomas Migge

GROM - Zehn italienisc­he Mediziner und Wissenscha­ftler schreiben in einem in diesen Tagen veröffentl­ichten Manifest : „Die Touristen können kommen, Italien ist in Sachen Coronaviru­s nicht mehr gefährlich.“Sie haben damit eine höchst kontrovers­e Debatte ausgelöst.

Unter den Experten sind der prominente Mediziner Alberto Zangrillo vom Mailänder Forschungs­krankenhau­s San Raffaele, der Anästhesis­t Luca Lorini aus Bergamo, der Mailänder Mikrobiolo­ge Massimo Clementi und viele andere Personen, die sich seit Februar mit dem Coronaviru­s beschäftig­en.

Die Tageszeitu­ng „il Giornale“veröffentl­ichte das Manifest dieser Experten und sorgt damit für heftige Diskussion­en. Die Fachleute verweisen darauf, dass die Zahl der Neuerkrank­ungen, die Zahl der stationär behandelte­n Patienten und die Zahl der Todesfälle drastisch abgenommen habe. Sie sind davon überzeugt, dass das Virus in seiner Stärke nachgelass­en habe, um sich seinem Wirt anzupassen. Wenn dieser sterbe, so die Autoren des Manifests, könne sich das Virus nicht vervielfäl­tigen. Das Virus, so ihr Fazit, das derzeit in Italien zirkuliere, sei relativ harmlos geworden.

Ein Fazit, dem von vielen anderen Experten entschiede­n widersproc­hen wird. Auch von den Virologen und Epidemiolo­gen des staatliche­n Zivilschut­zes und des Gesundheit­sministeri­ums. Silvio Brusaferro, Giovanni Rezza und andere Fachleute des medizinisc­hen Beratertea­ms der Regierung warnen vor vorschnell­en Schlüssen. Seit Tagen erscheinen in Italiens Medien Interviews mit diesen Fachleuten, die darauf hinweisen, dass das Virus jederzeit wieder gefährlich werden könne. Wie zum Beispiel seit einigen Tagen im süditalien­ischen Mondragone, wo in einigen Mehrfamili­enhäusern Dutzende von landwirtsc­haftlichen Leiharbeit­ern erkrankt sind.

Befürchtet wird, dass mit Touristen aus dem Ausland die Zahl der Neuinfekti­onen wieder ansteigen könnte. Die Covid-19-Pandemie schlug in Italien besonders dramatisch zu, mit fast 34 700 Toten. Erst seit wenigen Tagen dürfen EU-Bürger wieder nach Italien reisen, um dort Ferien zu machen.

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FOTO: JOSI DONELLI/DPA Am Strand von Rimini: Vorsichtig kommt der Tourismus in Italien wieder zum Laufen.

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