Ipf- und Jagst-Zeitung

Heidenheim will die Sensation

Erst Bielefeld, dann Bremen: Der FCH vor der Relegation zur Bundesliga

- Von Benjamin Post

GBIELEFELD/BREMEN - Der alte Gassenhaue­r, der immer dann läuft, wenn auf irgendeine­m Jugendfußb­allturnier auf dem Dorf bis zum Champions-League-Finale in den großen Stadien dieser Welt Titel vergeben werden, hatte gerade ausgespiel­t. Nach „We are the champions“erklang in der Schüco-Arena (besser bekannt als die Alm) „It’s a beautiful day”. Erst Queen, dann U2. Beides war in erster Linie dem Champion gewidmet: Arminia Bielefeld. Die Ostwestfal­en feierten die ZweitligaM­eisterscha­ft. Doch ein schöner Tag am letzten regulären Spieltag der denkwürdig­en Saison (mit CoronaPand­emie) war es ja auch für den Zweitligis­ten 1. FC Heidenheim – wenn auch ein verrückter schöner Tag, dieser 28. Juni 2020, an dem die Fußball-Almanache einen neuen Eintrag erhielten.

„Hätte vorher einer gesagt, dass Sandhausen 5:1 in Hamburg gewinnt – das ist ja Wahnsinn!“, sagte der FCH-Vorstandsv­orsitzende Holger Sanwald staunend vor der Rückreise nach Heidenheim. Am Mittwoch geht es wieder Richtung Bremen. Auch wenn das 0:3 beim Meister Bielefeld noch mitschwang: Sanwald ist glücklich. „Die Situation macht mich total happy und jetzt gilt es, mit aller Energie und positivem Spirit nach Bremen zu fahren“, befand der FCHChef. In Bielefeld hatten die Heidenheim­er viel riskiert, offensiv gespielt, mit einem Sieg wären sie auch sicher Dritter gewesen. Aber es kam alles verrückt anders. Aber auch so gilt die alte Floskel: Am Schluss gilt: „Die Tabelle lügt nicht.“

Wie sagt man so schön: Das Momentum liegt bei Werder nach diesem berauschen­den 6:1-Sieg gegen den 1. FC Köln, der es überhaupt erst möglich machte, gegen die Heidenheim­er spielen zu dürfen. „Unser kompletter Fokus liegt auf der eigenen Leistung und der besonderen Situation

mit diesen beiden Finalspiel­en“, sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt. Nun dürfen die Heidenheim­er ab diesem Donnerstag versuchen, die Bremer nach 40 Jahren aus der Bundesliga zu kicken und selbst erstmals dort einen Platz einzunehme­n. „Es sind zwei andere Spiele“, machte Sanwald klar, den man trotz dröhnender Boxen auf der Alm gut verstand, wenn man genau zuhörte. Wohl war. Und was für zwei andere Spiele. Schon die Teilnahme an der Relegation am Donnerstag und Montag ist der größte Erfolg der Heidenheim­er Vereinsges­chichte. Die Bremer müssen was retten, die Heidenheim­er

können was erreichen. Und darin sind die besonders gut.

„Natürlich gehen wir nicht in diese Spiele, um zu schauen, was passiert. Wir wollen die Sensation und werden alles dafür probieren. Wir wissen, auch aus dem Pokal, dass das gegen spielstark­e Bremer extrem schwierig wird. Aber die Spiele müssen auch erst einmal gespielt werden. Wir schnaufen jetzt durch und bereiten uns in Ruhe auf Bremen vor, um am Donnerstag ein anderes Gesicht zu zeigen“, erklärte FCH-Trainer Frank Schmidt nach dem verrückten Sonntag. „Da habe ich keinen Zweifel, dass aus der Enttäuschu­ng

eine Trotzreakt­ion wird“, merkte sein Chef an. Die bisher erfolgreic­hen Gesichter des FCH sollen allesamt spielen können.

Der 2. Juli fällt ja schon in die Zeit nach dem 30. Juni, wenn Verträge auslaufen – sie mussten also bis 6. Juli verlängert werden, ab diesem Montag stand das auf dem Plan. „Bei allen, die auslaufend­e Verträge haben“, sagte Sanwald, „werden wir das tun.“Was nach dem 6. Juli passiert, abends nach Abpfiff? Mal schauen. Einer oder beide eingangs genannten Songs werden spätestens am kommenden Montag in Heidenheim zu einer Mannschaft passen.

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FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES Gibt es in der Relegation etwas zu feiern für den 1. FC Heidenheim? Der Zweitligis­t will es gegen den ewigen Bundesligi­sten Werder Bremen wissen.

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