Ipf- und Jagst-Zeitung

Neuer Umweltskan­dal in russischer Industrier­egion Norilsk

Müllkippe für Industriea­bfälle hat zu brennen angefangen – Zuvor waren 20 000 Tonnen Öl ausgelaufe­n

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NORILSK (dpa) - In der russischen Industrier­egion Norilsk in der Nähe des Nordpolarm­eeres mehren sich die Umweltskan­dale. Nach der Katastroph­e mit 21 000 Tonnen ausgelaufe­nem Öl und der Entsorgung hochgiftig­er Flüssigabf­älle fing dort am Montag eine Kippe für Industriem­üll Feuer. Es brannte eine Fläche von rund 1000 Quadratmet­ern nahe der Großstadt, wie der russische Zivilschut­z der Agentur Tass zufolge mitteilte. Am Sonntag war bekannt geworden, dass der Nickel-Hersteller Nornickel in Flüsse der russischen Tundra Tausende Liter hochgiftig­er Flüssigabf­älle entsorgt hatte.

Die regierungs­kritische Zeitung „Nowaja Gaseta“veröffentl­ichte Videos von den mit Schwermeta­llen und Säure belasteten Ableitunge­n. Die Staatsanwa­ltschaft der Region

Krasnojars­k leitete Ermittlung­en wegen des illegalen Entsorgens giftiger flüssiger Abfälle ein. Das Unternehme­n Nornickel räumte einer Mitteilung zufolge Fehler ein. Die Abwasseren­tsorgung sei gestoppt, die Verantwort­lichen seien von ihren Posten entfernt worden, hieß es.

Die Lage in der von extremer Umweltvers­chmutzung betroffene­n Region unweit des Nordpolarm­eeres habe sich massiv verschlimm­ert, berichtete „Nowaja Gaseta“am Montag. Grund seien vor allem Kungeleien zwischen den Behörden und dem Konzern. „Nornickel ist schon viele Jahrzehnte der Feind Nummer eins des Nordens.“Eine solche Verletzung der staatliche­n Pflichten zur Erhaltung der Umwelt habe es nicht einmal zu Sowjetzeit­en gegeben. Damals habe der Betrieb Strafen von vielen Milliarden Rubel zahlen müssen – für die Zerstörung der Natur.

Die Gewässer in der Nähe des Nordpolarm­eeres kämpfen aktuell mit den Folgen der Ölkatastro­phe von Ende Mai, als 21 000 Tonnen Öl in einem Heizkraftw­erk ausgefloss­en waren. Experten sprechen von der größten Ölkatastro­phe in der russischen Arktis. Nach Mitteilung der Umweltorga­nisation Greenpeace wollten Aktivisten Boden- und Wasserprob­en am Wochenende nach Moskau zur Analyse bringen. Sie wurden demnach aber auf dem Flughafen, der ebenfalls zu Nornickel gehört, gestoppt. Nornickel ließ die Proben beschlagna­hmen, wie „Nowaja Gaseta“berichtete. Es werde alles unternomme­n, um die Aufklärung der Katastroph­e zu behindern, kritisiert­e Greenpeace.

 ?? FOTO: DMITRY SHAROMOV/DPA ?? Bei Norilsk gibt es inzwischen mehrere Umweltskan­dale. Beim jüngsten geht es um hochgiftig­e Flüssigabf­älle: Arbeiter zerlegen im Bild mit einem Bagger ein Rohr aus einer Nickelanre­icherungsa­nlage in der Tundra, durch das giftige Flüssigabf­älle in einen Fluss bei Norilsk abgeflosse­n waren.
FOTO: DMITRY SHAROMOV/DPA Bei Norilsk gibt es inzwischen mehrere Umweltskan­dale. Beim jüngsten geht es um hochgiftig­e Flüssigabf­älle: Arbeiter zerlegen im Bild mit einem Bagger ein Rohr aus einer Nickelanre­icherungsa­nlage in der Tundra, durch das giftige Flüssigabf­älle in einen Fluss bei Norilsk abgeflosse­n waren.

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