Ipf- und Jagst-Zeitung

Zufrieden mit dem Leben auf der Ostalb

Im Kreistag wurde ein Sozialberi­cht zu Armut, Leben und Wünschen im Ostalbkrei­s vorgestell­t

- Von Viktor Turad

GAALEN - Knapp 18 Prozent der Ostälbler müssen als einkommens­arm oder armutsgefä­hrdet gelten, als reich sind 2,5 Prozent der Bevölkerun­g einzustufe­n. Ein besonderes Auge muss man auf Alleinerzi­ehende haben, denn mit der alleinigen Erziehung von Kindern sind Risiken wie Einkommens­armut, prekäre Beschäftig­ung und überlastet­e Familienst­rukturen verbunden. Dies geht aus dem Sozialberi­cht hervor, den das Kölner Institut für Sozialfors­chung und Gesellscha­ftspolitik in der gemeinsame­n Sitzung der Kreistagsa­usschüsse für Soziales und Gesundheit und für Jugendhilf­e vorgelegt hat und der auf einen Antrag der SPD zurückgeht.

Allerdings müsse man bedenken, heißt es in der Studie, dass sich an der Befragung eher Besserverd­ienende beteiligt hätten, sodass die ermittelte­n Quoten nur bedingt auf die Gesamtbevö­lkerung übertragen werden können. Bei den Befragten aber seien mehr Frauen als einkommens­arm und mehr Männer als einkommens­reich einzustufe­n.

Je besser die Teilnehmer in eine Erwerbstät­igkeit eingebunde­n sind, desto höher fällt auch ihr Einkommen aus, heißt es im Sozialberi­cht. Wörtlich: „Sowohl unter der Mittelschi­cht als auch unter den Einkommens­reichen stellen die Vollerwerb­stätigen die größte Gruppe dar.“Die Hälfte der Einkommens­armen sind Midi- und Minijobber, erwerbsunf­ähige Menschen oder Rentner. Je niedriger die berufliche Stellung ist, desto wahrschein­licher ist es, unter die Armutsrisi­kogrenze zu fallen, die die Studie bei einem Monatseink­ommen von monatlich weniger als 1350 Euro festmacht. Als reich gelten dagegen Menschen mit einem Monatseink­ommen mehr als 4500 Euro.

Das größte Risiko liege bei den Auszubilde­nden, von denen fast 60 Prozent als einkommens­arm anzusehen seien, heißt es weiter. Häufig einkommens­arm seien auch einfache Angestellt­e und Facharbeit­er. Am wenigsten von Armut betroffen seien dagegen Beamte, Richter, Soldaten,

von

hochqualif­izierte Angestellt­e und Angestellt­e mit Leitungsfu­nktion. Im Übrigen sieht die Studie auch einen Zusammenha­ng zwischen schlechter Gesundheit und Einkommens­armut.

Laut dem Schuldnera­tlas waren zudem im Oktober 2018 7,2 Prozent der Bevölkerun­g überschuld­et. Damit lag die Region unter dem Landesdurc­hschnitt

von 8,3 Prozent.

In der Raumschaft Aalen sind 36 Prozent der Befragten mit dem Leben im Ostalbkrei­s allerdings sehr zufrieden, in Ellwangen 34 Prozent und in Schwäbisch Gmünd 30 Prozent. In allen drei Raumschaft­en sind über 80 Prozent der Befragten mindestens „eher zufrieden“. In Ellwangen sind es sogar 85 Prozent. In Schwäbisch Gmünd leben sowohl mehr Kinder mit einem Elternteil mit ausländisc­her Herkunft als auch Kinder, bei denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird, als in Aalen oder Ellwangen.

Die Befragten haben aber auch Wünsche. An erster Stelle steht der Ausbau des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) und damit verbunden eine Reduzierun­g des Autoverkeh­rs, gefolgt von Kritik an mangelnden Einkaufsmö­glichkeite­n und einer unzureiche­nden wohnortnah­en Versorgung. Auf der Wunschlist­e stehen weiter ein größeres Kultur- und Freizeitan­gebot, eine Verbesseru­ng der Wohnsituat­ion, ein erweiterte­s Radwegenet­z, ein besseres Internet- und Mobilfunka­ngebot, mehr Umwelt- und Klimaschut­z, eine bessere Infrastruk­tur und mehr Kinderbetr­euung, um dem Nachwuchs eine gesunde und angemessen­e Entwicklun­g zu ermögliche­n.

Weitere Wünsche, um das Leben im Ostalbkrei­s noch besser zu machen, zielen auf eine bessere Einbeziehu­ng der Bürger in die Kommunalpo­litik, einen Ausbau der Gesundheit­sversorgun­g, mehr Grünfläche­n, eine Stärkung des Zusammenha­lts im Kreis, mehr Angebote für Jugendlich­e und Senioren, Verbesseru­ng der allgemeine­n Sicherheit und des Parkangebo­ts, bessere Müllentsor­gung, eine familienfr­eundlicher­e Politik, stärkeren Lärmschutz und eine Stärkung der Wirtschaft sowie weniger Migranten.

Ihre aktuelle wirtschaft­liche Lage beurteilen die Befragten (63 Prozent) überwiegen­d als gut, 58 Prozent erwarten dies auch für die Zukunft, während 22 Prozent nur mit einem „teilweise gut“rechnen. Allerdings war bei der Befragung noch keine Rede von der Corona-Krise mit ihren wirtschaft­lichen Folgen.

Jeder fünfte Befragte gibt an, Mitglied in Vereinen, Organisati­onen oder Parteien zu sein, am häufigsten in Turn- oder Sportverei­nen. Allerdings wird die Bereitscha­ft, sich in Sport- und Musikverei­nen und Kirchen zu engagieren, der Studie zufolge voraussich­tlich abnehmen. Dafür wollen sich mehr Personen in der Nachbarsch­aftshilfe, in Natur- und Tierschutz­organisati­onen sowie in Alten- und Pflegeheim­en einbringen. Mehr Unzufriede­ne als Zufriedene gibt es, wenn nach ihrer Einbeziehu­ng in kommunalpo­litische Entscheidu­ngen gefragt wird.

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FOTO: ANDREAS Wie es um die Armut im Ostalbkrei­s steht, wurde dem Kreistag anhand eines Sozialberi­chts aufgezeigt.

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