Zufrieden mit dem Leben auf der Ostalb
Im Kreistag wurde ein Sozialbericht zu Armut, Leben und Wünschen im Ostalbkreis vorgestellt
GAALEN - Knapp 18 Prozent der Ostälbler müssen als einkommensarm oder armutsgefährdet gelten, als reich sind 2,5 Prozent der Bevölkerung einzustufen. Ein besonderes Auge muss man auf Alleinerziehende haben, denn mit der alleinigen Erziehung von Kindern sind Risiken wie Einkommensarmut, prekäre Beschäftigung und überlastete Familienstrukturen verbunden. Dies geht aus dem Sozialbericht hervor, den das Kölner Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik in der gemeinsamen Sitzung der Kreistagsausschüsse für Soziales und Gesundheit und für Jugendhilfe vorgelegt hat und der auf einen Antrag der SPD zurückgeht.
Allerdings müsse man bedenken, heißt es in der Studie, dass sich an der Befragung eher Besserverdienende beteiligt hätten, sodass die ermittelten Quoten nur bedingt auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden können. Bei den Befragten aber seien mehr Frauen als einkommensarm und mehr Männer als einkommensreich einzustufen.
Je besser die Teilnehmer in eine Erwerbstätigkeit eingebunden sind, desto höher fällt auch ihr Einkommen aus, heißt es im Sozialbericht. Wörtlich: „Sowohl unter der Mittelschicht als auch unter den Einkommensreichen stellen die Vollerwerbstätigen die größte Gruppe dar.“Die Hälfte der Einkommensarmen sind Midi- und Minijobber, erwerbsunfähige Menschen oder Rentner. Je niedriger die berufliche Stellung ist, desto wahrscheinlicher ist es, unter die Armutsrisikogrenze zu fallen, die die Studie bei einem Monatseinkommen von monatlich weniger als 1350 Euro festmacht. Als reich gelten dagegen Menschen mit einem Monatseinkommen mehr als 4500 Euro.
Das größte Risiko liege bei den Auszubildenden, von denen fast 60 Prozent als einkommensarm anzusehen seien, heißt es weiter. Häufig einkommensarm seien auch einfache Angestellte und Facharbeiter. Am wenigsten von Armut betroffen seien dagegen Beamte, Richter, Soldaten,
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hochqualifizierte Angestellte und Angestellte mit Leitungsfunktion. Im Übrigen sieht die Studie auch einen Zusammenhang zwischen schlechter Gesundheit und Einkommensarmut.
Laut dem Schuldneratlas waren zudem im Oktober 2018 7,2 Prozent der Bevölkerung überschuldet. Damit lag die Region unter dem Landesdurchschnitt
von 8,3 Prozent.
In der Raumschaft Aalen sind 36 Prozent der Befragten mit dem Leben im Ostalbkreis allerdings sehr zufrieden, in Ellwangen 34 Prozent und in Schwäbisch Gmünd 30 Prozent. In allen drei Raumschaften sind über 80 Prozent der Befragten mindestens „eher zufrieden“. In Ellwangen sind es sogar 85 Prozent. In Schwäbisch Gmünd leben sowohl mehr Kinder mit einem Elternteil mit ausländischer Herkunft als auch Kinder, bei denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird, als in Aalen oder Ellwangen.
Die Befragten haben aber auch Wünsche. An erster Stelle steht der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und damit verbunden eine Reduzierung des Autoverkehrs, gefolgt von Kritik an mangelnden Einkaufsmöglichkeiten und einer unzureichenden wohnortnahen Versorgung. Auf der Wunschliste stehen weiter ein größeres Kultur- und Freizeitangebot, eine Verbesserung der Wohnsituation, ein erweitertes Radwegenetz, ein besseres Internet- und Mobilfunkangebot, mehr Umwelt- und Klimaschutz, eine bessere Infrastruktur und mehr Kinderbetreuung, um dem Nachwuchs eine gesunde und angemessene Entwicklung zu ermöglichen.
Weitere Wünsche, um das Leben im Ostalbkreis noch besser zu machen, zielen auf eine bessere Einbeziehung der Bürger in die Kommunalpolitik, einen Ausbau der Gesundheitsversorgung, mehr Grünflächen, eine Stärkung des Zusammenhalts im Kreis, mehr Angebote für Jugendliche und Senioren, Verbesserung der allgemeinen Sicherheit und des Parkangebots, bessere Müllentsorgung, eine familienfreundlichere Politik, stärkeren Lärmschutz und eine Stärkung der Wirtschaft sowie weniger Migranten.
Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage beurteilen die Befragten (63 Prozent) überwiegend als gut, 58 Prozent erwarten dies auch für die Zukunft, während 22 Prozent nur mit einem „teilweise gut“rechnen. Allerdings war bei der Befragung noch keine Rede von der Corona-Krise mit ihren wirtschaftlichen Folgen.
Jeder fünfte Befragte gibt an, Mitglied in Vereinen, Organisationen oder Parteien zu sein, am häufigsten in Turn- oder Sportvereinen. Allerdings wird die Bereitschaft, sich in Sport- und Musikvereinen und Kirchen zu engagieren, der Studie zufolge voraussichtlich abnehmen. Dafür wollen sich mehr Personen in der Nachbarschaftshilfe, in Natur- und Tierschutzorganisationen sowie in Alten- und Pflegeheimen einbringen. Mehr Unzufriedene als Zufriedene gibt es, wenn nach ihrer Einbeziehung in kommunalpolitische Entscheidungen gefragt wird.