Bis wir geliefert sind
Es gibt Menschen, die behaupten felsenfest, dass jemand liefern muss. Messi müsse liefern, Tore natürlich, der SC Paderborn auch, selbst vom HSV, der sich zuletzt doch klar vom Gewinnenwollen distanzierte, wird das stets verlangt. Angela Merkel muss liefern, ihren eigenen Mundschutz nämlich, und selbst Helene Fischer liefert, leider: ständige Wasserstandsmeldungen über den Aggregatzustand ihrer Beziehung nämlich.
Wir alle sind, wenn man so will, eine fleischgewordene DHL geworden. Wir alle sollen liefern, und zwar pronto, sofort, just in time, premium und makellos. Verschwörungstheoretiker kritisieren das: Sie glauben, Amazon, Bill Gates und die Mörder von John F. Kennedy hätten sich zu einem Lieferantenbündnis zusammengeschlossen, um den Rest der Menschen unter Druck zu setzen und ihnen den Spaß zu rauben.
Vielen wird die Dauerlieferei zu bunt. Die Pizzeria unseres Vertrauens etwa wirbt derzeit mit dem Slogan: „Wir liefern nichts, bei uns werden sie abgeholt.“Abholen aber ist das Unwort Nummer 2 unserer Zeit. „Wir müssen die Menschen da abholen, wo sie sind“, sagen Politiker. Doch wie soll man ein Kind von da abholen, wo es immer ist, wenn es da plötzlich nimmer sein darf, auf dem Spielplatz nämlich? Und was, wenn wir gar nicht abgeholt werden wollen, weil es uns gefällt, wo wir sind? Gibt es wirklich Hol- und Bringschulden? Nein. Kein Mensch muss abgeholt werden, und schon gar nicht muss er liefern. Wir alle geben täglich unser Bestes, und wenn das nicht reicht, liegt das vielleicht an den Lieferbedingungen. (zak)
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