Ärgernis Altkleidercontainer
Altkleidermarkt liegt derzeit am Boden – Viele Sammelcontainer wurden deshalb nicht mehr geleert
GELLWANGEN - Wer in den vergangenen Wochen versucht hat, ausrangierte Kleidung in einem AltkleiderContainer loszuwerden, musste meistens unverrichteter Dinge wieder abziehen. Denn: Entweder waren die Container in Ellwangen hoffnungslos überfüllt oder sie waren abgesperrt. Rund um die Sammelstellen türmten sich zeitweise die Säcke. Zum Unmut der Stadtverwaltung und der GOA.
Ellwangens Bürgermeister Volker Grab nannte die Zustände, die zuletzt rund um viele Ellwanger Altkleidercontainer geherrscht haben „unerträglich“. Es sei nicht akzeptabel, wie vermüllt sich diese Stellen in den vergangenen Wochen präsentiert hätten, betont Grab auf Nachfrage unserer Zeitung. Bei der Stadtverwaltung ist man vor allem darüber verärgert, dass am Ende immer wieder der städtische Bauhof einspringen muss, um an diesen Sammelstellen für Sauberkeit zu sorgen.
Auch bei der GOA sind die Zustände rund um die Altkleider-Container derzeit ein Thema. Und das, obwohl der halb private, halb kommunale Abfallentsorger überhaupt keine eigenen Altkleider-Sammlungen durchführt. Da aber viele dieser Container direkt neben den AltglasSammelstellen der GOA platziert sind, bekomme man die Problematik „selbstverständlich“mit, sagt Henry Forster, Geschäftsführer der GOA.
Forster befürchtet, dass sich die Altkleidercontainer womöglich zu einem „Dauerärgernis“für Städte und Gemeinden entwickeln könnten. Die Gründe dafür seien vielfältig. „Auf dem Markt tummeln sich neben seriösen Anbietern, wie etwa den Maltesern oder dem Deutschen Roten Kreuz, auch sehr viele private Firmen, die vor zwei, drei Jahren mit Altkleidern noch sehr gute Geschäfte machen konnten. Nachdem diese Hochpreisphase aber vorbei und der Altkleidermarkt zusammengebrochen ist, lohnt sich das Geschäft nicht mehr. Die Kosten für die Sammlungen übersteigen momentan die Erlöse. Deshalb wird an vielen Stellen einfach nicht mehr geleert.“
Laut Forster hätten verschiedene Faktoren für den dramatischen Preisverfall auf dem Altkleidersektor gesorgt. Der Ausbruch der CoronaPandemie habe dabei durchaus auch eine Rolle gespielt. Viele Leute hätten den Lockdown zum großen Reinemachen und Ausmisten ihrer Kleiderschränke genutzt, die Abgabemengen seien deshalb zuletzt regelrecht explodiert. Ein weiterer Grund für den Preisverfall sei aber auch die sinkende Qualität der Kleidung. Früher seien Textilien mit hochwertigem Leinen und Baumwolle gefertigt worden. „Diese Ware ließ sich später dann zumindest noch zu guten Putzlappen weiterverarbeiten“, so Forster. Heute setze man auch in der Kleiderproduktion verstärkt auf billige Kunststoffe, die sich nur schlecht wiederverwerten lassen.
Ein weiteres gewichtiges Problem sei die zunehmende Vermüllung der Altkleidercontainer. Die Leute entsorgten hier eben nicht nur ihre ausgedienten Hosen, Jacken und Hemden, sondern mit Vorliebe auch ihren Restmüll. Der Anteil an Unrat liege mittlerweile bei rund 20 Prozent. „Und dieser Müll muss von den Altkleidersammlern teuer entsorgt werden. Unter dem Strich bleibt da aktuell kein Gewinn mehr übrig“, sagt Forster. Seine düstere Prognose: Der Altkleidermarkt wird sich – zumindest vorerst – nicht erholen. Deshalb müssten Lösungen her.
Die GOA sei bereit, hier zu unterstützen. „Es liegt auch in unserem Interesse, dass die Altkleidersammlung funktioniert. Tut sie es nicht, haben wir ein deutlich erhöhtes Restmüllaufkommen, weil die Menschen
ihre Kleidung zuhause in der Mülltonne entsorgen, und das kann ja nicht das Ziel sein“, sagt der GOAGeschäftsführer.
Aktuell arbeite man deshalb gemeinsam mit Organisationen wie dem DRK oder auch den Maltesern an neuen Konzepten für die Altkleidersammlung. Forster schwebt vor, die Container zentral auf den Wertstoffhöfen zu platzieren. Hier sei eine „kontrollierte Altkleiderabgabe unter Aufsicht“möglich. Das Ganze soll laut Forster in enger Abstimmung und Kooperation mit dem
DRK und den Maltesern erfolgen. „Wir wollen die Organisationen nicht ausbooten und ihnen das Geschäft wegnehmen, wir wollen ihnen nur helfen“, betont Forster.
Beim DRK freut man sich zwar über die angebotene Hilfe. Laut DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Alt ist man auch gerne bereit mit der GOA an neuen Konzepten zu arbeiten. Der DRK-Vertreter macht aber auch unmissverständlich klar, dass die DRK ihre Container nicht auf den Wertstoffhöfen der GOA platzieren möchte.
Anders als Forster geht der DRKKreisgeschäftsführer davon aus, dass sich der Altkleidermarkt „sehr wohl“wieder erholen wird. „Die Lage fängt schon jetzt an, sich leicht zu entspannen“, so Alt. Damit werde sich auch die Situation an den Altkleidercontainern verbessern.
Wobei Alt mit Nachdruck erklärt, dass zumindest die DRK-Altkleidercontainer – in Ellwangen sind es drei an der Zahl (im Bereich der Kaserne sowie an der DRK-Wache) – auch während der Corona-Pandemie regelmäßig geleert worden seien. „Ich kann zwar nicht ausschließen, dass auch unsere Container mal übergelaufen sind. Aber wir haben bei entsprechenden Hinweisen immer sofort reagiert.“Mehr noch: Das DRK habe sogar investiert – und zwar in die Anmietung einer Lagerhalle in Großdeinbach bei Schwäbisch Gmünd. Hier werden die Altkleider aktuell zwischengelagert, bis die Preise wieder anziehen. Und Alt ist überzeugt, dass genau das passieren wird. Man wolle das Geschäft deshalb auch gerne weiterhin selbstständig organisieren – mit eigenen, kleinen DRK-Containern und nicht mit großen Containern, die auf einem GOA-Wertstoffhof stehen.
Gleichwohl bräuchten Organisationen wie das DRK, das die Altkleider auch für die eigenen SecondHand-Läden sammelt, jetzt „schnelle Hilfe“, räumt Alt ein. Allerdings in anderer Form, als es dem GOA-Geschäftsführer vorschwebt. „Uns wäre mehr geholfen, wenn wir den Müll, der illegal in unseren Altkleidercontainern entsorgt wird, zumindest zur Hälfte kostenfrei über die GOA entsorgen dürften“, sagt Alt. Und auch die Städte und Kommunen könnten was tun und die Standmiete für die Container erlassen.
Alt ist überzeugt, dass die Altkleidersammlung dann auch wieder ein Plusgeschäft werden könne und es nicht so kommt wie vor Jahren beim Altpapier, das heute nur noch in ganz wenigen Ausnahmefällen von Vereinen gesammelt wird. Das lukrative Hauptgeschäft mit dem Wertstoff Altpapier wickelt zwischenzeitlich die GOA ab: mit ihrer blauen Tonne.