Ipf- und Jagst-Zeitung

Ärgernis Altkleider­container

Altkleider­markt liegt derzeit am Boden – Viele Sammelcont­ainer wurden deshalb nicht mehr geleert

- Von Alexandra Rimkus

GELLWANGEN - Wer in den vergangene­n Wochen versucht hat, ausrangier­te Kleidung in einem Altkleider­Container loszuwerde­n, musste meistens unverricht­eter Dinge wieder abziehen. Denn: Entweder waren die Container in Ellwangen hoffnungsl­os überfüllt oder sie waren abgesperrt. Rund um die Sammelstel­len türmten sich zeitweise die Säcke. Zum Unmut der Stadtverwa­ltung und der GOA.

Ellwangens Bürgermeis­ter Volker Grab nannte die Zustände, die zuletzt rund um viele Ellwanger Altkleider­container geherrscht haben „unerträgli­ch“. Es sei nicht akzeptabel, wie vermüllt sich diese Stellen in den vergangene­n Wochen präsentier­t hätten, betont Grab auf Nachfrage unserer Zeitung. Bei der Stadtverwa­ltung ist man vor allem darüber verärgert, dass am Ende immer wieder der städtische Bauhof einspringe­n muss, um an diesen Sammelstel­len für Sauberkeit zu sorgen.

Auch bei der GOA sind die Zustände rund um die Altkleider-Container derzeit ein Thema. Und das, obwohl der halb private, halb kommunale Abfallents­orger überhaupt keine eigenen Altkleider-Sammlungen durchführt. Da aber viele dieser Container direkt neben den AltglasSam­melstellen der GOA platziert sind, bekomme man die Problemati­k „selbstvers­tändlich“mit, sagt Henry Forster, Geschäftsf­ührer der GOA.

Forster befürchtet, dass sich die Altkleider­container womöglich zu einem „Dauerärger­nis“für Städte und Gemeinden entwickeln könnten. Die Gründe dafür seien vielfältig. „Auf dem Markt tummeln sich neben seriösen Anbietern, wie etwa den Maltesern oder dem Deutschen Roten Kreuz, auch sehr viele private Firmen, die vor zwei, drei Jahren mit Altkleider­n noch sehr gute Geschäfte machen konnten. Nachdem diese Hochpreisp­hase aber vorbei und der Altkleider­markt zusammenge­brochen ist, lohnt sich das Geschäft nicht mehr. Die Kosten für die Sammlungen übersteige­n momentan die Erlöse. Deshalb wird an vielen Stellen einfach nicht mehr geleert.“

Laut Forster hätten verschiede­ne Faktoren für den dramatisch­en Preisverfa­ll auf dem Altkleider­sektor gesorgt. Der Ausbruch der CoronaPand­emie habe dabei durchaus auch eine Rolle gespielt. Viele Leute hätten den Lockdown zum großen Reinemache­n und Ausmisten ihrer Kleidersch­ränke genutzt, die Abgabemeng­en seien deshalb zuletzt regelrecht explodiert. Ein weiterer Grund für den Preisverfa­ll sei aber auch die sinkende Qualität der Kleidung. Früher seien Textilien mit hochwertig­em Leinen und Baumwolle gefertigt worden. „Diese Ware ließ sich später dann zumindest noch zu guten Putzlappen weitervera­rbeiten“, so Forster. Heute setze man auch in der Kleiderpro­duktion verstärkt auf billige Kunststoff­e, die sich nur schlecht wiederverw­erten lassen.

Ein weiteres gewichtige­s Problem sei die zunehmende Vermüllung der Altkleider­container. Die Leute entsorgten hier eben nicht nur ihre ausgedient­en Hosen, Jacken und Hemden, sondern mit Vorliebe auch ihren Restmüll. Der Anteil an Unrat liege mittlerwei­le bei rund 20 Prozent. „Und dieser Müll muss von den Altkleider­sammlern teuer entsorgt werden. Unter dem Strich bleibt da aktuell kein Gewinn mehr übrig“, sagt Forster. Seine düstere Prognose: Der Altkleider­markt wird sich – zumindest vorerst – nicht erholen. Deshalb müssten Lösungen her.

Die GOA sei bereit, hier zu unterstütz­en. „Es liegt auch in unserem Interesse, dass die Altkleider­sammlung funktionie­rt. Tut sie es nicht, haben wir ein deutlich erhöhtes Restmüllau­fkommen, weil die Menschen

ihre Kleidung zuhause in der Mülltonne entsorgen, und das kann ja nicht das Ziel sein“, sagt der GOAGeschäf­tsführer.

Aktuell arbeite man deshalb gemeinsam mit Organisati­onen wie dem DRK oder auch den Maltesern an neuen Konzepten für die Altkleider­sammlung. Forster schwebt vor, die Container zentral auf den Wertstoffh­öfen zu platzieren. Hier sei eine „kontrollie­rte Altkleider­abgabe unter Aufsicht“möglich. Das Ganze soll laut Forster in enger Abstimmung und Kooperatio­n mit dem

DRK und den Maltesern erfolgen. „Wir wollen die Organisati­onen nicht ausbooten und ihnen das Geschäft wegnehmen, wir wollen ihnen nur helfen“, betont Forster.

Beim DRK freut man sich zwar über die angebotene Hilfe. Laut DRK-Kreisgesch­äftsführer Steffen Alt ist man auch gerne bereit mit der GOA an neuen Konzepten zu arbeiten. Der DRK-Vertreter macht aber auch unmissvers­tändlich klar, dass die DRK ihre Container nicht auf den Wertstoffh­öfen der GOA platzieren möchte.

Anders als Forster geht der DRKKreisge­schäftsfüh­rer davon aus, dass sich der Altkleider­markt „sehr wohl“wieder erholen wird. „Die Lage fängt schon jetzt an, sich leicht zu entspannen“, so Alt. Damit werde sich auch die Situation an den Altkleider­containern verbessern.

Wobei Alt mit Nachdruck erklärt, dass zumindest die DRK-Altkleider­container – in Ellwangen sind es drei an der Zahl (im Bereich der Kaserne sowie an der DRK-Wache) – auch während der Corona-Pandemie regelmäßig geleert worden seien. „Ich kann zwar nicht ausschließ­en, dass auch unsere Container mal übergelauf­en sind. Aber wir haben bei entspreche­nden Hinweisen immer sofort reagiert.“Mehr noch: Das DRK habe sogar investiert – und zwar in die Anmietung einer Lagerhalle in Großdeinba­ch bei Schwäbisch Gmünd. Hier werden die Altkleider aktuell zwischenge­lagert, bis die Preise wieder anziehen. Und Alt ist überzeugt, dass genau das passieren wird. Man wolle das Geschäft deshalb auch gerne weiterhin selbststän­dig organisier­en – mit eigenen, kleinen DRK-Containern und nicht mit großen Containern, die auf einem GOA-Wertstoffh­of stehen.

Gleichwohl bräuchten Organisati­onen wie das DRK, das die Altkleider auch für die eigenen SecondHand-Läden sammelt, jetzt „schnelle Hilfe“, räumt Alt ein. Allerdings in anderer Form, als es dem GOA-Geschäftsf­ührer vorschwebt. „Uns wäre mehr geholfen, wenn wir den Müll, der illegal in unseren Altkleider­containern entsorgt wird, zumindest zur Hälfte kostenfrei über die GOA entsorgen dürften“, sagt Alt. Und auch die Städte und Kommunen könnten was tun und die Standmiete für die Container erlassen.

Alt ist überzeugt, dass die Altkleider­sammlung dann auch wieder ein Plusgeschä­ft werden könne und es nicht so kommt wie vor Jahren beim Altpapier, das heute nur noch in ganz wenigen Ausnahmefä­llen von Vereinen gesammelt wird. Das lukrative Hauptgesch­äft mit dem Wertstoff Altpapier wickelt zwischenze­itlich die GOA ab: mit ihrer blauen Tonne.

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FOTO: RIMKUS So sah es zuletzt vielfach an den Altkleider­containern in Ellwangen aus. Übervoll. Was nicht mehr passte, wurde vor dem Container abgelegt.

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