Tatort Friedhof
In Jagstzell und Rosenberg haben sich Unbekannte an Gräbern zu schaffen gemacht
GJAGSTZELL/ROSENBERG - In Jagstzell und Rosenberg sind Gräber geschändet worden. In Jagstzell räumten Diebe bei zwei Grabstellen die Bepflanzung ab, im Nachbarort Rosenberg machten sich Unbekannte zum Teil mit Werkzeug am Grab von Helga Burschet zu schaffen – und das gleich dreimal.
„Man fragt sich, wer so etwas macht?“Bürgermeister Raimund Müller ist mächtig angefressen, dass auf dem Jagstzeller Friedhof zum wiederholten Mal Grabschmuck verschwunden ist. Er vermutet dahinter „System“. Die beiden betroffenen Familien hätten sich bei ihm gemeldet und die Zwischenfälle angezeigt. Die Gemeinde reagierte nach dem zweiten Vorfall jetzt mit einem Appell im letzten Amtsblatt. Darin wird um Hinweise auf die Verursacher gebeten. Und es wird betont, dass derartige Vergehen „keine Kavaliersdelikte“sind. „So etwas trifft die Angehörigen. Dass damit Gefühle verletzt werden, sollte doch eigentlich jedem klar sein“, empört sich Müller und spricht eine Warnung an die unbekannten Grabräuber aus. Er werde nicht die Hände in den Schoß legen und diesem Treiben tatenlos zusehen. Sollte es zu weiteren Zwischenfällen auf dem Jagstzeller Friedhof kommen, werde die Gemeinde reagieren und durchgreifen.
Wie das konkret aussehen könnte? Müller schließt nicht aus, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Videoüberwachung des Friedhofs möglich ist. „Am technischen Equipment würde diese Maßnahme auf jeden Fall nicht scheitern. Die Ausrüstung dafür hätten wir sogar schon“, betont Müller mit Nachdruck.
In Jagstzells Nachbargemeinde Rosenberg ist eine Videoüberwachung des Friedhofs derzeit kein Thema. Gleichwohl ist es auch hier zu einer mutwilligen Beschädigung einer Grabstelle gekommen. Alle 14 Tage schaltet Klaus-Dieter Conrad deshalb eine Anzeige im Rosenberger Amtsblatt. Darin mahnt er die Schändung des Grabs seiner Mutter Helga Burschet an und bitte um Hinweise auf die Täter. Bislang ohne den gewünschten Erfolg.
Wie Conrad auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet, hätten sich Unbekannte gleich dreimal an dem Grab seiner im Jahr 2018 verstorbenen Mutter zu schaffen gemacht. Beim ersten Mal, im März, fehlten „nur“schwarze Schmucksteine, die auf der Grabstelle platziert waren. „Da hatte ich mich zwar geärgert, aber mir noch nichts weiter dabei gedacht“, erzählt Conrad. Als der Lokführer dann aber bei einem Friedhofsbesuch im April, zum Geburtstag seiner Mutter, feststellen musste, dass auch noch eine Edelstahllampe weggekommen ist und dass ein kostbares Metallbäumchen, das auf der Grabstelle als Dekoration steht, mit einem Schweißgerät bearbeitet worden ist, erstattete er Anzeige bei der Polizei. „Der Täter hatte auch noch irgendwelche Steine auf das Grab geworfen. Es sah aus wie Bauschutt. Es war einfach nur schlimm.“
Aber das sollte nicht der letzte Übergriff auf das Grab von Helga Burschet sein. An Pfingsten bemerkte Conrad, dass auch der Grabstein seiner Mutter mutwillig mit einem spitzen Werkzeug beschädigt worden war. Den Schaden beziffert Conrad auf rund 500 Euro. „Dafür stand die Lampe plötzlich wieder an ihrem Platz.“Wer hinter diesen schändlichen Taten stecken könnte? Conrad weiß es nicht. Er überlegt sich jetzt aber, das Grab seiner Mutter neu zu gestalten – mit weißem Marmorkies, der unter einer fest verschraubten, robusten Plexiglasscheibe liegt.
Bei der Rosenberger Verwaltung reagiert man auf den Vorfall zurückhaltend. Der örtliche Friedhof sei eigentlich „sehr gut einsehbar“und liege zentral. Diebstähle und Schändungen von Gräbern seien hier deshalb in der Vergangenheit auch nie ein Thema gewesen, versichert Kassenverwalterin Martina Deininger.