US-Fußballer erheben die Faust
MLS startet als erste große Liga des Landes und das direkt mit Anti-Rassimus-Geste
MIAMI (SID) - Über 170 dunkelhäutige Fußballprofis recken schweigend für acht Minuten und 46 Sekunden ihre rechte Faust Richtung Himmel. Gleichzeitig knien die 22 Startelfspieler der Eröffnungspartie zwischen Orlando City und Inter Miami im Mittelkreis still nieder. Dazu thront auf der Anzeigetafel die Botschaft „MLS is Black“über der Arena in Orlando. Das beeindruckende Statement gegen Rassismus und Polizeigewalt rückte in der nordamerikanischen Profiliga MLS zum Start des Geisterturniers für einen Moment sogar das drohende sportliche Chaos in den Hintergrund.
Orlandos Nani war von der Geschlossenheit berührt: „Es war sehr emotional für diejenigen, die dabei waren“, sagte der ehemalige portugiesische Nationalspieler. Mit ihren Aktionen huldigten die Fußballer dem Afroamerikaner George Floyd, nach dessen durch Polizeigewalt herbeigeführten Tod sich die weltweite Protestbewegung Black Lives Matter formierte. Beim Spiel zwischen dem New York City FC und Philadelphia Union (0:1) trugen die Union-Spieler auf dem Trikot anstatt ihrer Namen die von Rassismus-Opfern. „Dieses Turnier ist eine einzigartige Gelegenheit für uns, alle zusammen am selben Ort zu sein und die Unterstützung und Solidarität füreinander und für alle unsere Brüder und Schwestern zu zeigen, die sich für die Bürgerrechte einsetzen“, so Toronto-Verteidiger Justin Morrow, der Vorsitzende der neu gegründeten Black Players Coalition.
Dementsprechend versammelten sich vor dem Anpfiff alle dunkelhäutigen Profis der 25 Clubs in Schwarz gekleidet rund um das Spielfeld. Wie einst die Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen 1968 hatten sie ihre zum Himmel gereckte Faust in einen schwarzen Handschuh gehüllt. Mit acht Minuten und 46 Sekunden dauerte die Solidaritätsgeste exakt so lang, wie ein weißer Polizist Floyd bis zu dessen Tod sein Knie in den Nacken gedrückt hatte.
Die Protestgeste war in den 60ern ein Symbol für die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung Black Power und richtet sich noch heute gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung. Auf Druck des IOC wurden die 200-mSprinter damals vom Olympischen Komitee der USA sofort suspendiert.
Den Fußballprofis drohen dagegen nach der jüngsten Lockerung des Protestverbots durch den US-Fußballverband keine Konsequenzen.
Neben der Solidaritätsaktion verlief der Restart sportlich mit einem 2:1 (0:1)-Sieg von Orlando zwar recht unspektakulär, doch abseits des Feldes bahnt sich nach der ohnehin immer lauter werdenden Kritik am Neustart bereits neues Ungemach an. Nach dem Ausschluss des FC Dallas (zehn Spieler und ein Teammitglied haben das Virus) muss sich auch der Nashville SC wegen Corona-Fällen im Team aus dem Finalturnier zurückziehen. Somit verbleiben 24 Teams, die um den Titel spielen. Bis zum Finale am 11. August dürfte auf die Beteiligten neben der Aufmerksamkeit also sicher noch extrem viel Arbeit zukommen.