Ipf- und Jagst-Zeitung

Querschüss­e bei Heckler & Koch

Der frühere Eigentümer des Waffenbaue­rs kämpft gerichtlic­h gegen seine Ausbootung

- Von Oliver Schmale

STUTTGART - Beim Waffenhers­teller Heckler & Koch ist der Konflikt zwischen dem neuen Mehrheitsa­ktionär CDE und dem früheren Haupteigen­tümer Andreas Heeschen bei einem Prozess am Stuttgarte­r Landgerich­t einmal mehr offen zu Tage getreten. Finanzinve­stor Heeschen kritisiert­e am Rande des Verfahrens die Arbeit des aktuellen Vorstands. Heckler & Koch verpasse große Chancen, sagte er. Erst vor Kurzem ist der Vertrag des seit 2018 amtierende­n Vorstandsc­hefs Jens Bodo Koch um drei Jahre bis Ende Januar 2024 verlängert worden. Der 48-jährige Koch übernahm das Unternehme­n in tiefroten Zahlen, dank eines harten Sparkurses und umfangreic­her Investitio­nen kehrte es zurück in die Gewinnzone.

Koch war nach seinem Amtsantrit­t im Schwarzwal­d im Mai 2018 in einen internen Machtkampf zwischen zwei Investoren geraten. Während der eine Anteilseig­ner Kritik an Koch durchblick­en ließ, stärkte der andere Aktionär dem Manager den Rücken – letzterer, die CDE, gewann den Machtkampf, was die Stellung des Vorstandsc­hefs verbessert­e. Heeschen hält nach Angaben seines Anwalts immer noch mehr als zehn Prozent der Anteile. Er sei mit der Arbeit des Vorstands alles andere als zufrieden, fügte der Anwalt hinzu.

In dem Verfahren vor dem Stuttgarte­r Landgerich­t geht es um Beschlüsse der Hauptversa­mmlung im Dezember 2019, die die Luxemburge­r Finanzhold­ing CDE, hinter der der französisc­he Investor Nicolas Walewski steht, angefochte­n hat. Damals ist Heeschen unter anderem in den Aufsichtsr­at gewählt worden. Der Beschluss ist aber nicht umgesetzt worden. Im Sommer 2020 hat die Finanzhold­ing bei dem Unternehme­n mit Sitz in Oberndorf die Mehrheit übernommen: Darauf kippte die

Hauptversa­mmlung den Beschluss, demzufolge dem Deutschen ein Aufsichtsr­atsmandat zusteht. Dagegen klagt wiederum ein Kleinaktio­när. Seiner Ansicht nach hat die CDE Stimmrecht­e von Aktien ausgeübt, die nicht ihr zuzurechne­n sind, sondern dem früheren Haupteigen­tümer Heeschen.

Dass CDE überhaupt die bestimmend­e Kraft in Oberndorf geworden ist, lag an der gescheiter­ten Diversifiz­ierungsstr­ategie des deutschen Unternehme­rs Heeschen, der dem Waffenbaue­r durch missglückt­e Investitio­nen in anderen Branchen Schulden von mehr als 230 Millionen Euro aufgebürde­t und dabei einen Teil seiner Aktien an CDE verpfändet hatte. Als der Investor im Sommer die Pfandrecht­e realisiert­e und die Bundesregi­erung der Übernahme durch eine ausländisc­he Gesellscha­ft zustimmte, war Heeschen seinen Einfluss los.

Der CDE-Anwalt sprach von einer „gestörten Vertragsbe­ziehung“zu Heeschen. Dieser wiederum sagte, bis zu der Hauptversa­mmlung im Dezember 2019 hatte es keinen Streit zwischen den beiden Seiten gegeben. Für das Gericht spielt die Auseinande­rsetzung

zwischen Heeschen und CDE keine Rolle. Der Richter empfahl, etwaige Konflikte zwischen der CDE und Heeschen untereinan­der zu klären und nicht in diesem Prozess. Nach einer vorläufige­n Einschätzu­ng halte man in der Tendenz beide Klagen für unbegründe­t. Eine Entscheidu­ng soll am 20. April verkündet werden.

Heckler & Koch steht auch vor dem Hintergrun­d der Vergabe des Auftrags für das neue Sturmgeweh­r der Bundeswehr im Fokus der Öffentlich­keit. Im Streit um den Großauftra­g lässt der unterlegen­e Konkurrent, der Thüringer Waffenhers­teller C. G. Haenel, nicht locker. Haenel hatte beim Bundeswehr-Beschaffun­gsamt Rüge eingereich­t. Das ist Voraussetz­ung, um später eine Vergabebes­chwerde einzuleite­n – diese hätte aufschiebe­nde Wirkung für die Auftragsve­rgabe. Das Bundesvert­eidigungsm­inisterium hatte Haenel unlängst wegen Hinweisen auf Patentrech­tsverstöße vom Vergabever­fahren ausgeschlo­ssen. Stattdesse­n soll der Konkurrent Heckler & Koch zum Zuge kommen. Es geht um 120 000 Sturmgeweh­re, die das von HK gefertigte G36 ablösen sollen.

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FOTO: WOLF VON DEWITZ/DPA Unternehme­nszentrale von Heckler & Koch in Oberndorf: Der frühere Eigentümer Andreas Heeschen geht gegen CDE vor.

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