Querschüsse bei Heckler & Koch
Der frühere Eigentümer des Waffenbauers kämpft gerichtlich gegen seine Ausbootung
STUTTGART - Beim Waffenhersteller Heckler & Koch ist der Konflikt zwischen dem neuen Mehrheitsaktionär CDE und dem früheren Haupteigentümer Andreas Heeschen bei einem Prozess am Stuttgarter Landgericht einmal mehr offen zu Tage getreten. Finanzinvestor Heeschen kritisierte am Rande des Verfahrens die Arbeit des aktuellen Vorstands. Heckler & Koch verpasse große Chancen, sagte er. Erst vor Kurzem ist der Vertrag des seit 2018 amtierenden Vorstandschefs Jens Bodo Koch um drei Jahre bis Ende Januar 2024 verlängert worden. Der 48-jährige Koch übernahm das Unternehmen in tiefroten Zahlen, dank eines harten Sparkurses und umfangreicher Investitionen kehrte es zurück in die Gewinnzone.
Koch war nach seinem Amtsantritt im Schwarzwald im Mai 2018 in einen internen Machtkampf zwischen zwei Investoren geraten. Während der eine Anteilseigner Kritik an Koch durchblicken ließ, stärkte der andere Aktionär dem Manager den Rücken – letzterer, die CDE, gewann den Machtkampf, was die Stellung des Vorstandschefs verbesserte. Heeschen hält nach Angaben seines Anwalts immer noch mehr als zehn Prozent der Anteile. Er sei mit der Arbeit des Vorstands alles andere als zufrieden, fügte der Anwalt hinzu.
In dem Verfahren vor dem Stuttgarter Landgericht geht es um Beschlüsse der Hauptversammlung im Dezember 2019, die die Luxemburger Finanzholding CDE, hinter der der französische Investor Nicolas Walewski steht, angefochten hat. Damals ist Heeschen unter anderem in den Aufsichtsrat gewählt worden. Der Beschluss ist aber nicht umgesetzt worden. Im Sommer 2020 hat die Finanzholding bei dem Unternehmen mit Sitz in Oberndorf die Mehrheit übernommen: Darauf kippte die
Hauptversammlung den Beschluss, demzufolge dem Deutschen ein Aufsichtsratsmandat zusteht. Dagegen klagt wiederum ein Kleinaktionär. Seiner Ansicht nach hat die CDE Stimmrechte von Aktien ausgeübt, die nicht ihr zuzurechnen sind, sondern dem früheren Haupteigentümer Heeschen.
Dass CDE überhaupt die bestimmende Kraft in Oberndorf geworden ist, lag an der gescheiterten Diversifizierungsstrategie des deutschen Unternehmers Heeschen, der dem Waffenbauer durch missglückte Investitionen in anderen Branchen Schulden von mehr als 230 Millionen Euro aufgebürdet und dabei einen Teil seiner Aktien an CDE verpfändet hatte. Als der Investor im Sommer die Pfandrechte realisierte und die Bundesregierung der Übernahme durch eine ausländische Gesellschaft zustimmte, war Heeschen seinen Einfluss los.
Der CDE-Anwalt sprach von einer „gestörten Vertragsbeziehung“zu Heeschen. Dieser wiederum sagte, bis zu der Hauptversammlung im Dezember 2019 hatte es keinen Streit zwischen den beiden Seiten gegeben. Für das Gericht spielt die Auseinandersetzung
zwischen Heeschen und CDE keine Rolle. Der Richter empfahl, etwaige Konflikte zwischen der CDE und Heeschen untereinander zu klären und nicht in diesem Prozess. Nach einer vorläufigen Einschätzung halte man in der Tendenz beide Klagen für unbegründet. Eine Entscheidung soll am 20. April verkündet werden.
Heckler & Koch steht auch vor dem Hintergrund der Vergabe des Auftrags für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr im Fokus der Öffentlichkeit. Im Streit um den Großauftrag lässt der unterlegene Konkurrent, der Thüringer Waffenhersteller C. G. Haenel, nicht locker. Haenel hatte beim Bundeswehr-Beschaffungsamt Rüge eingereicht. Das ist Voraussetzung, um später eine Vergabebeschwerde einzuleiten – diese hätte aufschiebende Wirkung für die Auftragsvergabe. Das Bundesverteidigungsministerium hatte Haenel unlängst wegen Hinweisen auf Patentrechtsverstöße vom Vergabeverfahren ausgeschlossen. Stattdessen soll der Konkurrent Heckler & Koch zum Zuge kommen. Es geht um 120 000 Sturmgewehre, die das von HK gefertigte G36 ablösen sollen.