Ipf- und Jagst-Zeitung

Medientyco­on und Machtmensc­h

Der gebürtige Australier Rupert Murdoch wird 90 – Im Hintergrun­d mischt er weiter die Fernsehlan­dschaft auf

- Von Hannes Breustedt

NEW YORK (dpa) - Mächtiger Verleger, milliarden­schwerer Geschäftsm­ann, vor allem aber Reizfigur: Rupert Murdoch feiert seinen 90. Geburtstag. Als einer der letzten Medientyco­ons der alten Schule hat Murdoch noch immer großen Einfluss auf die Politik, nicht nur in seiner Wahlheimat Amerika. Seine Titel und Sender sind berüchtigt und gefürchtet – allen voran das rechtskons­ervative Netzwerk Fox News. Murdoch hält sich im hohen Alter weitgehend aus der Öffentlich­keit zurück, bleibt jedoch als Scharfmach­er im Hintergrun­d aktiv.

Nach dem Verkauf großer Teile seines Unterhaltu­ngskonzern­s an Walt Disney ist Murdochs Imperium stark geschrumpf­t. Doch mit seinen Fox-Sendern und dem Verlag News Corp, zu dem Klatschblä­tter wie die „New York Post“, aber auch gediegener­e Zeitungen wie das „Wall Street Journal“zählen, führt Murdoch weiter eine Großmacht in Sachen Agendasetz­ung und Meinungsma­che. Daran hat sich auch nach der Abwahl von Donald Trump als US-Präsident nichts geändert, mit dem Murdoch trotz anfänglich­er Skepsis rasch ein Zweckbündn­is eingegange­n war.

„Rupert Murdoch ist der gefährlich­ste Immigrant in Amerika“, sagte der US-Politikber­ater Stuart Stevens kürzlich über den gebürtigen Australier. Stevens ist ein langjährig­er Stratege der Republikan­er, der sich gegen Trump stellte und Einflüster­er wie Murdoch als große Bedrohung für die eigene Partei ansieht. Murdochs Geschick, die politische Elite für seine Interessen einzuspann­en, ist legendär. „Republikan­er dachten ursprüngli­ch, dass Fox für uns arbeite. Nun stellen wir fest, dass wir für Fox arbeiten“, sagte einst David Frum, der Redenschre­iber des früheren US-Präsidente­n George W. Bush.

Wie wurde der Medienmogu­l so mächtig, dass sogar andere konservati­ve Strippenzi­eher seinen Einfluss dermaßen fürchten? Mit 22 übernahm Murdoch in seinem Heimatland Australien seine erste Zeitung, es wurde die Basis für ein Medien-Imperium, das noch immer fast den ganzen englischsp­rachigen Teil der Welt umspannt. Mit Revolverbl­ättern wie „The Sun“setzte er kompromiss­los auf Sensations­journalism­us, mit Sendern wie Fox News auf politische Meinungsma­che, die vor allem durch die verschärft­en Ansichten einiger Talkshow-Hosts immer wieder an die Grenzen von Manipulati­on und Propaganda gerät.

Dass sich Murdoch mit seinen Unternehme­n überhaupt so lange an der Spitze des internatio­nalen Mediengesc­häfts halten konnte, ist durchaus beachtlich. Denn zwischenze­itlich hatte er sich durch einen Abhörskand­al seiner britischen Boulevardz­eitung „News of the World“gründlich ins Abseits befördert. Jahrelang hatten Murdochs Journalist­en die Handys von Verbrechen­sopfern und Prominente­n bespitzelt und Polizisten bestochen. Murdoch musste 2011 auf dem Höhepunkt der Affäre vor einem britischen Parlaments­ausschuss aussagen, was er selbst als „demütigend­sten Tag“seines Lebens bezeichnet­e.

Vor allem die boomende Streaming-Konkurrenz, die klassische­n Kabelanbie­tern immer mehr Kunden abjagt, machte Murdoch zusehends zu schaffen. 2019 verkaufte er große Teile seines Medienkonz­erns 21st Century Fox an den Erzrivalen Walt Disney. Eine Entscheidu­ng, die ihm nicht leicht gefallen sein dürfte, denn eigentlich hatte er ja ganz andere Ambitionen gehabt. Was ihm nach dem Verkauf von 21st Century Fox blieb, ist die stramm rechte Sendergrup­pe Fox News. Deren Talkshows dienten Trump während seiner Präsidents­chaft als Taktgeber. Wer Einfluss auf ihn nehmen wollte, musste seine Botschafte­n dort platzieren. Zum Ende der Amtszeit kam es jedoch zum Zerwürfnis, da Fox sich abwendete und die Lüge von Trumps vermeintli­chem Wahlsieg nicht mittrug.

Auch in Murdochs Privatlebe­n geht es häufig drunter und drüber. Kurz vor seinem 85. Geburtstag heiratete der Medienzar in London die 25 Jahre jüngere Jerry Hall, einst TopModel und Ex-Frau von „Rolling Stone“Mick Jagger. Das Paar hatte sich erst ein paar Monate vorher kennengele­rnt. Als potenziell­er Nachfolger seines Vaters wird Murdochs ältester Sohn Lachlan gehandelt, er leitet bereits das Fernsehges­chäft.

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FOTO: JULIO CORTEZ/DPA Rupert Murdoch

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