Mädchen und Frauen sind keine Ware
Banneraktion weist auf Menschenhandel und (Zwangs-)Prostitution hin
ELLWANGEN - Das Ostalb-Bündnis gegen Menschenhandel und (Zwangs-)Prostitution und die Soroptimistinnen machen mit einer Banneraktion unter dem Motto „Not for Sale“(Nicht zu verkaufen) auf Prostitution und Menschenhandel in Deutschland aufmerksam. Dabei haben sie vor allem Mädchen im Alter von elf bis 16 Jahren im Blick, die weltweit besonders betroffen und gefährdet sind.
Es sind großformatige SchwarzWeiß-Aufnahmen von Mädchen mit traurigem, leeren Blick, die an einem Bauzaun an der Neunheimer Straße gegenüber der Rotochsen-Brauerei hängen und die Aufmerksamkeit von Autofahrern und Fußgängern auf sich ziehen. Was da zu lesen ist, erschüttert. „In Deutschland wurden im Jahr 2017 nachweislich 171 Minderjährige Opfer kommerzieller sexueller Ausbeutung. 38 von ihnen waren jünger als 14 Jahre“, steht auf einem der beiden Banner. Als Quelle wird der Bundeslagebericht Menschenhandel
angegeben. Auf dem anderen Banner heißt es „Je jünger, desto besser! - Mädchen werden weltweit als Ware und Sexspielzeug gehandelt. Besonders wertvoll sind sie im Alter von elf bis 16 Jahren.“Das Zitat entstammt einem Artikel von Fabian Goldmann mit dem Titel „Unsere Sexmigranten“.
Die Fotos stammen von der Fotografin Lena Reiner. Sie entwickelte 2016 ein Konzept für eine Kampagne gegen Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung mit dem Fokus auf eine weltweit besonders betroffene Gruppe: Mädchen im Alter von elf bis 16 Jahren. 20 Schülerinnen der Sankt-Elisabeth-Realschule in Friedrichshafen wagten sich im Juli 2017 vor die Kamera, um Gesicht gegen den Mädchenhandel zu zeigen.
Man wolle mit der Kampagne aufklären und sensibilisieren, machte Marietta Hageney von der Beratungsstelle Solwodi Baden-Württemberg und vom Ostalb-Bündnis gegen Menschenhandel und (Zwangs-)Prostitution am Mittwochnachmittag vor Ort am Bauzaun
deutlich: Frauen und junge Mädchen seien kein Sexspielzeug. Die Frauen- und Familienbeauftragte der Stadt Ellwangen, Nicole Bühler, wies auf die Gefahren hin: Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie kämen junge Mädchen in den digitalen und sozialen Medien immer häufiger mit Cybergrooming und sogenannten Loverboys in Kontakt.
Man wolle deshalb versuchen, die Statements der Kampagne in den Schulen zu präsentieren. Das sei ein Anliegen von allen Frauengruppen im Kreis und darüber hinaus, so Bühler: Angefangen von den Kirchen über die Caritas und den Kreisfrauenrat bis hin zu den Gewerkschaften.
Margot Wagner vom Kreisfrauenrat hielt eine Veränderung im Denken und in der Wahrnehmung für notwendig und hofft, dass man „in die Blase junger Leute reinkommt mit solchen Botschaften“. Tina Betzold von den Soroptimistinnen konnte das nur unterstreichen. Die Soroptimistinnen gehören zu den Gründungsmüttern des OstalbBündnisses gegen Menschenhandel und (Zwangs-)Prostitution. Oberbürgermeister Michael Dambacher hofft, dass die Kampagne viele Nachahmer findet. Der Same sei ausgesät, die Pflanze wachse. Der OB freute sich, dass die Städte und Gemeinden hinter der Aktion stünden und dass es ein großes Bündnis sei.
In Ellwangen wird die Kampagne auch von der Stiftung Haus Lindenhof unterstützt. Plakatiert wurde auch am Hospizgebäude des Klosters der Franziskanerinnen und am beruflichen Schulzentrum in Schwäbisch Gmünd. Ebenso haben die Soroptimistinnen in Aalen und Ellwangen Schülerinnen und Schüler in Workshops informiert. Aktionen mit dem Berufsschulzentrum Aalen sind geplant.
Im Anschluss an die Aktion in Ellwangen, die zwei Wochen lang läuft, wird die Kampagne in Ulm vom Bündnis gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution https://www.ulmer-buendnisgmuz.de fortgesetzt.