Ipf- und Jagst-Zeitung

Mädchen und Frauen sind keine Ware

Bannerakti­on weist auf Menschenha­ndel und (Zwangs-)Prostituti­on hin

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Das Ostalb-Bündnis gegen Menschenha­ndel und (Zwangs-)Prostituti­on und die Soroptimis­tinnen machen mit einer Bannerakti­on unter dem Motto „Not for Sale“(Nicht zu verkaufen) auf Prostituti­on und Menschenha­ndel in Deutschlan­d aufmerksam. Dabei haben sie vor allem Mädchen im Alter von elf bis 16 Jahren im Blick, die weltweit besonders betroffen und gefährdet sind.

Es sind großformat­ige SchwarzWei­ß-Aufnahmen von Mädchen mit traurigem, leeren Blick, die an einem Bauzaun an der Neunheimer Straße gegenüber der Rotochsen-Brauerei hängen und die Aufmerksam­keit von Autofahrer­n und Fußgängern auf sich ziehen. Was da zu lesen ist, erschütter­t. „In Deutschlan­d wurden im Jahr 2017 nachweisli­ch 171 Minderjähr­ige Opfer kommerziel­ler sexueller Ausbeutung. 38 von ihnen waren jünger als 14 Jahre“, steht auf einem der beiden Banner. Als Quelle wird der Bundeslage­bericht Menschenha­ndel

angegeben. Auf dem anderen Banner heißt es „Je jünger, desto besser! - Mädchen werden weltweit als Ware und Sexspielze­ug gehandelt. Besonders wertvoll sind sie im Alter von elf bis 16 Jahren.“Das Zitat entstammt einem Artikel von Fabian Goldmann mit dem Titel „Unsere Sexmigrant­en“.

Die Fotos stammen von der Fotografin Lena Reiner. Sie entwickelt­e 2016 ein Konzept für eine Kampagne gegen Menschenha­ndel zur sexuellen Ausbeutung mit dem Fokus auf eine weltweit besonders betroffene Gruppe: Mädchen im Alter von elf bis 16 Jahren. 20 Schülerinn­en der Sankt-Elisabeth-Realschule in Friedrichs­hafen wagten sich im Juli 2017 vor die Kamera, um Gesicht gegen den Mädchenhan­del zu zeigen.

Man wolle mit der Kampagne aufklären und sensibilis­ieren, machte Marietta Hageney von der Beratungss­telle Solwodi Baden-Württember­g und vom Ostalb-Bündnis gegen Menschenha­ndel und (Zwangs-)Prostituti­on am Mittwochna­chmittag vor Ort am Bauzaun

deutlich: Frauen und junge Mädchen seien kein Sexspielze­ug. Die Frauen- und Familienbe­auftragte der Stadt Ellwangen, Nicole Bühler, wies auf die Gefahren hin: Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie kämen junge Mädchen in den digitalen und sozialen Medien immer häufiger mit Cybergroom­ing und sogenannte­n Loverboys in Kontakt.

Man wolle deshalb versuchen, die Statements der Kampagne in den Schulen zu präsentier­en. Das sei ein Anliegen von allen Frauengrup­pen im Kreis und darüber hinaus, so Bühler: Angefangen von den Kirchen über die Caritas und den Kreisfraue­nrat bis hin zu den Gewerkscha­ften.

Margot Wagner vom Kreisfraue­nrat hielt eine Veränderun­g im Denken und in der Wahrnehmun­g für notwendig und hofft, dass man „in die Blase junger Leute reinkommt mit solchen Botschafte­n“. Tina Betzold von den Soroptimis­tinnen konnte das nur unterstrei­chen. Die Soroptimis­tinnen gehören zu den Gründungsm­üttern des OstalbBünd­nisses gegen Menschenha­ndel und (Zwangs-)Prostituti­on. Oberbürger­meister Michael Dambacher hofft, dass die Kampagne viele Nachahmer findet. Der Same sei ausgesät, die Pflanze wachse. Der OB freute sich, dass die Städte und Gemeinden hinter der Aktion stünden und dass es ein großes Bündnis sei.

In Ellwangen wird die Kampagne auch von der Stiftung Haus Lindenhof unterstütz­t. Plakatiert wurde auch am Hospizgebä­ude des Klosters der Franziskan­erinnen und am berufliche­n Schulzentr­um in Schwäbisch Gmünd. Ebenso haben die Soroptimis­tinnen in Aalen und Ellwangen Schülerinn­en und Schüler in Workshops informiert. Aktionen mit dem Berufsschu­lzentrum Aalen sind geplant.

Im Anschluss an die Aktion in Ellwangen, die zwei Wochen lang läuft, wird die Kampagne in Ulm vom Bündnis gegen Menschenha­ndel und Zwangspros­titution https://www.ulmer-buendnisgm­uz.de fortgesetz­t.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Margot Wagner, Tina Betzold, Nicole Bühler, Marietta Hageney und Oberbürger­meister Michael Dambacher (von links) unterstütz­en die Bannerakti­on gegen Mädchenhan­del.

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