Die Marienburg soll ein „Aalbäumle“werden
Für die Niederalfinger Burg gibt es gute Ideen, doch es dürfte schwierig werden, einen neuen Pächter zu finden
HÜTTLINGEN-NIEDERALFINGEN Sie ist ein Schmuckstück und die Keimzelle von Niederalfingen, das als Burgweiler am Fuße der Marienburg entstanden ist. 1577 haben die Fugger die mächtige Burg über dem Kochertal zu einem Jagdschloss im Stil einer Ritterburg umgebaut. Eine lange Geschichte steckt in den alten, mächtigen Gemäuern. Seit Dienstag scheint die Zukunft der ehrwürdigen Marienburg wieder gesichert, doch wie es genau weitergeht ist längst noch nicht in trockenen Tüchern. Hüttlingens Bürgermeister Günter Ensle schwebt „sowas wie das Aalbäumle“vor.
Der katholische Bund Neudeutschland, seit 1928 Mieter der Marienburg, wollte diese bereits im vergangenen Jahr wieder zurückgeben an den Eigentümer, das Land Baden-Württemberg. Doch ganz so reibungslos war der Übergang nicht.
Der einstige Jugendbund hatte die Ritterburg als Freizeitheim und als Jugendherberge genutzt. Doch dem Bund, dessen Mitglieder mittlerweile stark gealtert sind, wuchs die Burg buchstäblich über den Kopf. Die Sanierung verschlang viel Geld und mit Beginn der Pandemie war die Jugendburg nicht mehr zu bewirtschaften, Einnahmen fehlten.
Die Verantwortlichen zogen die Reißleine. Das Land habe sofort Bereitschaft gezeigt, den katholischen Bund aus dem bis Ende 2030 laufenden Pachtvertrag zu entlassen, sagt der Burgbeauftragte Klaus Eilhoff auf Anfrage. Doch über das „wie“gab es unterschiedliche Auffassungen: „Wir wollten die Burg so übergeben, wie sie war, das Land wollte sie jedoch besenrein übernehmen“, so Eilhoff im Gespräch mit der „Ipf- und
Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“.
Die darauf folgende Hängepartie trieb den Verein Heimatliebe Niederalfingen um: „Wir machen uns Sorgen, dass die Burg verfällt“, sagte damals Karin Jennewein, Vorsitzende des Vereins Heimatliebe Niederalfingen und Gemeinderätin in Hüttlingen.
Geeinigt hat man sich darauf, dass die Marienburg vom katholischen Bund ausgeräumt werden muss, denn ein Herbergsbetrieb ist angesichts der Dauerkrise gerade nicht denkbar. Unterstützt wurden die Katholiken dabei unter anderem vom Sozialamt des Ostalbkreises. „Die haben viele Betten abgebaut und mitgenommen“, so Eilhoff.
Das erklärte Ziel der Eigentümer, vertreten durch das Amt für Vermögen und Bau Schwäbisch Gmünd, ist es, die Burg ähnlich wie bisher zu nutzen. Mitte des Jahres soll die Pacht neu ausgeschrieben werden.
„Unser Ziel ist es, eine Pächterin oder einen Pächter zu finden, die oder der ein Nutzungskonzept umsetzt, das die Burg den Bürgerinnen und Bürgern niederschwellig erlebbar macht. Wir wünschen uns Übernachtungsmöglichkeiten auch für Familien und Gruppen und ein nachhaltiges, regionales gastronomisches Angebot“, so teilte Behördenleiter Stefan Horrer schriftlich mit.
Der Hüttlinger Bürgermeister Günter Ensle freut sich über die gefundene Lösung. Die Marienburg soll nach seinen Vorstellungen Jugendund Freizeitheim bleiben. Außerdem schwebt ihm vor, die Burg zu einem Ausflugsziel, „ähnlich wie das Aalbäumle“zu machen. Dabei denkt Ensle an Wanderer und Familien, die den „hübschen Turm“– er ist aktuell geschlossen – an den Wochenenden besteigen könnten, um den Blick über das Kochertal zu genießen und sich auf der Burg mit einer Kleinigkeit zu stärken. Massenveranstaltungen soll es dort keinesfalls geben.
Karin Jennewein geht damit „d´accord“wie sie sagt: „Wir wollen, dass da oben wieder Leben ist.“Am liebsten wäre den Niederalfingern, wenn es eine Burg für Ferienheime und Familien bleiben könnte. Allerdings wünscht sie sich, wie Ensle, eine stärkere Öffnung für die Menschen in der Region und spricht den Burgturm an: „Das ist ein touristisches Highlight“. Auch sie würde es begrüßen, wenn die Wanderer nach dem steilen Anstieg auf den Burgberg „mit Kaffee und Kuchen oder einem Vesper“verwöhnt werden könnten. Einen Ansturm durch große Events will auch sie nicht: „Das würde unser Dorf nicht verkraften.“
„Das Herz weint“, sagt sie beim Gedanken an die Burg. Denn mit der Übernahme durch das Land sei zwar vorerst eine Lösung gefunden, doch die Zukunft dennoch unsicher. Sie kann sich nicht vorstellen, dass so schnell ein neuer Pächter gefunden wird oder gar ein Gastronom, der die Burg bewirtschaften möchte, gerade jetzt in Zeiten von Corona.
Horrer teilt dazu mit: „Wir wollen mit der Ausschreibung warten bis die Corona-Pandemie abgeflaut ist.“Ob das allerdings in diesem Sommer schon der Fall sein wird, kann niemand voraussagen.