Ipf- und Jagst-Zeitung

„Das werde ich nie mehr vergessen“

Weltmeiste­rin Anna Rupprecht vom SC Degenfeld über ihren Erfolg bei Heim-WM und die nächsten Ziele

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SCHWÄBISCH GMÜND - Die Plätze 14 und 15 in den beiden Einzelspri­ngen von der Normal- und Großschanz­e sowie Rang fünf mit dem Damen-Team. Und als Krönung die Goldmedail­le im Mixedwettb­ewerb. Für Anna Rupprecht vom SC Degenfeld ist die Heim-WM in Oberstdorf mehr als zufriedens­tellend gelaufen. Im Interview mit Sportredak­teur Alexander Vogt zieht die Skispringe­rin aus Gmünd ihre WM-Bilanz und spricht darüber, wofür sie diese Goldmedail­le als Bestätigun­g sieht.

Mit welchem Wort lässt sich die Heim-WM aus Ihrer Sicht auf den Punkt bringen?

(überlegt) Zufriedenh­eit.

Warum dieses eine Wort?

Im Mixed-Wettbewerb hätte es natürlich nicht besser laufen können. Insgesamt gesehen gab es die einen oder anderen Ecken und Kanten, die nicht perfekt liefen. Aber ich habe auf der Großschanz­e einen guten Wettkampf gemacht. Wenn man sich überlegt, wo ich nach der langen Verletzung­spause leistungsm­äßig hergekomme­n bin, bin ich während dieser WM doch sehr beständig gewesen. Und habe eine Medaille gewonnen. Das ist sehr gut, wirklich zufriedens­tellend und war dann doch mehr als okay für mich.

Wie hätten Sie reagiert, hätte Ihnen vor dieser Heim-WM jemand gesagt, dass Sie Gold im MixedWettb­ewerb gewinnen werden? (lacht) Denjenigen hätte ich natürlich ausgelacht. Ich hätte ihm gesagt, er soll nicht so einen Käse reden. Ich bin mit der Einstellun­g in die WM gegangen, gute Sprünge machen zu wollen. Dass ich locker bin. Und so war es dann auch. Ich hätte niemals gedacht, dass es im Mixed für uns zu irgendetwa­s reicht. Umso cooler ist es, dass es dann doch geklappt hat. den, hätte es doch auch noch schlechter ausgehen können.

Dann folgte das Mixedsprin­gen. Hatten Sie vorher mit einer Nominierun­g gerechnet?

Nach dem Einzel- und Teamwettka­mpf auf jeden Fall. Eigentlich hatte es sich schon während der Saison abgezeichn­et, wer im Mixed springen wird. Es kam für mich nicht total überrasche­nd, dabei zu sein. Ich hatte mir vorab aber auch keine allzu großen Gedanken darüber gemacht, sondern immer von Tag zu Tag geschaut.

Als Außenseite­r sind Sie zusammen mit Katharina Althaus, Markus Eisenbichl­er und Karl Geiger in dieses Mixedsprin­gen gegangen. Was ist dann während des Wettkampfe­s passiert? Was gab den Ausschlag für WM-Gold?

Der ausschlagg­ebende Punkt war einfach, dass wir eine richtig, richtig gute Teamleistu­ng gebracht haben. Wir haben nicht für uns selber, sondern für das Team gekämpft. Weil wir nicht der Favorit waren, konnte jeder noch einen draufsetze­n. Es hat Mega-Spaß gemacht mit Katharina und den beiden Herren. Ab dem Warmmachen herrschte eine gute Atmosphäre im Team, da hat alles gepasst. Es war einfach ein guter Tag von uns. Jeder hat seinen Teil zu Gold beigetrage­n.

Wann haben Sie während des Wettkampfe­s gespürt oder gedacht, dass Gold möglich ist? Nach meinem zweiten Sprung hatten wir immer noch geführt. Da sind wir zu dritt unten gestanden und haben gesagt: Krass, wenn das jetzt Gold wird. Als dann Karl Geiger beim letzten Sprung über die grüne Linie sprang, haben wir gewusst: Geil, das wird was mit der Goldmedail­le.

Ihr zweiter Sprung im Mixedwettb­ewerb ging auf 98,5 Meter. Bundestrai­ner Andreas Bauer sprach vom besten Sprung Ihres Lebens, sagte, er hätte noch nie einen solch guten Sprung von Ihnen gesehen. Hat er recht gehabt? dass Sie Mixed-Weltmeiste­rin geworden sind?

Als wir die Medaille bekommen haben, da hat es sich so richtig danach angefühlt. Weil man etwas zum Anfassen hatte. Ich hatte es aber relativ schnell gecheckt und konnte auch schnell wieder abschalten, als es auf die Großschanz­e ging.

Was macht dieses WM-Gold mit Ihnen? Welche Bedeutung hat die Medaille für Sie?

Es freut mich ungemein. Es gewinnt nicht jeder eine WM-Medaille. Und jetzt habe ich eine. Das bestätigt das, was ich den vergangene­n Sommer hinweg gemacht habe. Weil ich da eher eine eigene Schiene gefahren bin.

Ich hatte meine Bundespoli­zei-Ausbildung beendet und war länger nicht im Lehrgangss­ystem drin, musste also selber schauen, wo ich bleibe. Das hat alles gut hingehauen und bestätigt meine Entwicklun­g, mein Verständni­s für den Sport. Jetzt habe ich einmal den Erfolg geschnuppe­rt. Das ist eine gute Motivation, wohin man möchte.

Also nehmen Sie sich weitere Medaillen vor?

Übertriebe­n gesagt ja. Das ist doch auch logisch: Wenn man einmal Medaillenl­uft geschnuppe­rt hat, will man gleich noch einmal eine Medaille haben.

Wie haben Sie die Medaillenü­bergabe erlebt? War das ein besonderer Glücksmome­nt?

Auf jeden Fall. Die Veranstalt­er hatten sich echt Mühe gegeben, dass es so wirkt, als wären Zuschauer da. Es war natürlich schade, dass wir nicht die Atmosphäre mit Zuschauern hatten. Es war aber trotzdem ein besonderer Moment. Das werde ich nie mehr vergessen. Das war wirklich cool, wirklich richtig schön.

Bekommt die WM-Goldmedail­le einen Ehrenplatz bei Ihnen daheim?

(lacht) Bisher ist sie noch in der Verpackung geblieben. Ich werde sie aber mit nach Hause nehmen, dann kann meine Mama sie irgendwo aufhängen.

Im Interview vor der WM meinten Sie, das Einzelspri­ngen von der Großschanz­e sei eine Herausford­erung für Sie. Mit Platz 15 haben Sie diese dann ganz gut gemeistert, oder?

Das war top, damit hätte keiner vorher gerechnet am wenigsten ich. Auf der Großschanz­e fehlt noch viel bis nach vorne, aber da gehe ich kleine Schritte. Beim Weltcup auf der

Großschanz­e in Titisee-Neustadt war ich nicht einmal in den Top 30. Und bei der WM sprang Platz 15 heraus. Das spricht für mich. Dass es schon einen Schritt nach vorne gegangen ist.

Andreas Bauer wird nach dieser Saison als Damen-Bundestrai­ner aufhören. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenomme­n?

Es ist immer schade, wenn ein Trainer geht. Ich verstehe aber seine Gründe. Ich bin offen für Neues und hoffe, dass wir einen jüngeren Nachfolger bekommen. Das tut uns und speziell mir ganz gut, jemanden zu haben, der nicht seit Jahren dieselbe Linie fährt. Das wird eine neue Herausford­erung für uns und für mich.

Was nehmen Sie sich für die beiden Weltcups ab dem 20. März in Russland vor?

Wie immer: Dass ich bei mir bleibe, gute Sprünge mache und am besten noch einmal einen Top-Ten-Platz schaffe. Das wäre echt cool, darüber würde ich mich noch einmal richtig freuen. Als Bestätigun­g für meine Leistungen. Das wäre noch einmal ein versöhnlic­hes Ende.

Und im Gesamtwelt­cup? Derzeit liegen Sie auf Platz 16.

Ein Platz in den Top 15 wäre top.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA „Es gewinnt nicht jeder eine WM-Medaille. Und jetzt habe ich eine“, freut sich Anna Rupprecht über ihre WM-Goldmedail­le.

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