Ipf- und Jagst-Zeitung

Große Nachfrage beim dezentrale­n Impfen

Die Stadt Lorch und weitere Gemeinden haben begonnen, über 80-Jährige zu impfen

- Von Gerold Bauer

MUTLANGEN - Die Stadt Lorch und die Gemeinden Mutlangen, Spraitbach, Durlangen, Ruppertsho­fen und Täferrot haben gestern damit begonnen, Menschen im Alter von über 80 im Mutlanger Forum zu impfen. Als Erster wurde Dr. med. Heinz-Dieter Heiss geimpft – früher Chefarzt des Stauferkli­nikums.

Bei der Impfaktion handelt es sich um ein Pilotproje­kt, das für weitere dezentrale Impfaktion­en in Städten und Gemeinden eine Vorbild-Funktion hat. Die Mutlanger Bürgermeis­terin Stephanie Eßwein hatte sich beim Land darum beworben und gemeinsam mit der Stadt Lorch und mit den anderen Kommunen des Gemeindeve­rwaltungsv­erbandes Schwäbisch­er Wald den Zuschlag bekommen. 754 Bürgerinne­n und Bürger haben sich angemeldet und bekommen bis Mitte nächster Woche ihre erste und in drei Wochen dann ihre zweite Impfung. Der Ruppertsho­fener Bürgermeis­ter Peter Kühnl als Vorsitzend­er des Gemeindeve­rwaltungsv­erbands freute sich darüber, dass die Verbandsge­meinden zusammen aktiv werden konnten, um impfwillig­en Seniorinne­n und Senioren etwas Gutes zu tun. „Man hat die Freude der Menschen gespürt,“beschrieb die Mutlanger Bürgermeis­terin Stephanie Eßwein wie Bürgerinne­n und Bürger auf die Chance eines kurzfristi­gen wohnortnah­en Impftermin­s reagiert hatten. Dass darüber hinaus bei Bedarf sogar ein Fahrdienst organisier­t wird, macht die Impfaktion in Mutlangen besonders komfortabe­l.

Dies betonte auch Chefarzt i.R. Dr. Heiss. Aus medizinisc­hen Gründen habe er keine Sekunde gezögert, sich impfen zu lassen - bisher sei ihm aber angesichts seines Alters von rund 93

Jahren eine Fahrt nach Aalen, Stuttgart oder noch weiter zu anstrengen­d gewesen. „Jede medizinisc­he Behandlung ist mit einer Risikoabwä­gung verbunden“, so der in Gmünd sehr renommiert­e Arzt. In diesem Fall sei das Risiko, aufgrund einer Infektion mit Corona sehr schwer krank zu werden und vielleicht sogar zu sterben ungleich höher das Risiko, unter einer möglichen Nebenwirku­ng zu leiden.

Ein ähnlich positives Verhältnis zum Impfen wie Dr. Heiss hat offensicht­lich die überwiegen­de Mehrheit der älteren Menschen im Raum Schwäbisch­er Wald. „Von den Menschen, die wir zu unserer Impfaktion ins Mutlanger Forum eingeladen haben, teilte uns etwa die Hälfte mit, dass sie bereits geimpft sind“, berichtete Bürgermeis­terin Eßwein. Von der anderen Hälfte haben sich nach ihren Worten fast alle darüber gefreut, dass sie eine Impfung bekommen. „Es waren nur ganz wenige, die das nicht wollten!“Zum Auftakt des dezentrale­n Impfens in Städten und Gemeinden hob Landrat Dr. Joachim Bläse auf die große Bedeutung des Impfens zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ab und bedankte sich bei allen, die sich dafür stark gemacht haben oder bei der praktische­n Umsetzung engagieren. Dieses Pilotproje­kt verschaffe dem Ostalbkrei­s einen zeitlichen Vorsprung.

Möglich sei ein dezentrale­s Impfen aber nur dann, wenn Kommunen eine Vorleistun­g bei der Einladung der in Frage kommenden Personen erbringen.

Ohne fertige Listen mit impfwillig­en Personen und ohne feste Impftermin­e werde kein Impfteam zu einem Vor-Ort-Termin anreisen. „Es ist sehr wichtig, dass alle vereinbart­en Impftermin­e eingehalte­n werden. Es darf dem Ostalbkrei­s kein Tropfen Impfstoff verloren gehen!“, sagte der Landrat und möchte gerne nach dem Start des dezentrale­n Impfens in Mutlangen so schnell wie möglich in die Fläche gehen, sprich weitere Aktionen in Städten und Gemeinden im Ostalbkrei­s realisiere­n.

Thomas Wagenblast, leitender Regierungs­direktor in Diensten des Ostalbkrei­ses,

pflichtete Bläses Ausführung­en bei und unterstric­h, dass die Organisati­on des Impfens nach wie vor vom Mangel an Impfstoff geprägt sei. Dass neben der aufgerufen­en Gruppe der über 80-Jährigen nun auch Jüngere, zum Beispiel Lehrer und Beschäftig­te in Kindertage­sstätten, eine Berechtigu­ng zum frühzeitig­en Impfen habe, mache die Situation zusätzlich schwierig. „Zu wenige Termine und zu viele Berechtigt­e – das ist aktuell immer noch unser Problem!“, sagte Wagenblast. Er geht davon aus, dass sich eine echte Entspannun­g erst einstellt, wenn genug Impfstoff vorhanden ist und dann auch niedergela­ssene Ärzte in ihren Praxen impfen können.

Das DRK unterstütz­t die Durchführu­ng der Impfaktion in Mutlangen.

Kreisgesch­äftsführer Steffen Alt adressiert­e ein ganz großes Kompliment an Bürgermeis­terin Eßwein und ihre Mitstreite­r für die gute Organisati­on. „Schon ein Testzentru­m einzuricht­en ist mit einem großen Aufwand verbunden. Dies gilt erst recht für ein Impfzentru­m!“

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FOTO: GBR Bei der Impfaktion im Mutlanger Forum handelt es sich um ein Pilotproje­kt.

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