Ipf- und Jagst-Zeitung

Inzidenz-Grenze gerissen: Neue Regeln ab Montag

Ostalbkrei­s klettert auf 62 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche

- Von Michael Häußler

AALEN - In der Region werden Stadtund Kreisverwa­ltungen dazu gezwungen, aufgrund der kontinuier­lich steigenden Corona-Infektions­zahlen schärfere Regeln zu erlassen. Denn mit ihnen steigen die Inzidenzwe­rte, an die von Bund und Ländern die Lockerunge­n geknüpft worden sind. Im Ostalbkrei­s ist der Grenzwert von 50 am Freitag zum dritten Mal in Folge überschrit­ten worden. Damit gelten ab Montag, 15. März, strengere Regeln.

Darüber informiert die Kreisverwa­ltung am Freitagabe­nd in einer Pressemeld­ung. Demnach lag der Inzidenzwe­rt laut Landesgesu­ndheitsamt bei 62 (55 am Donnerstag). Damit sind erneut etliche Schließung­en besiegelt. Einzelhänd­ler müssen ihre Geschäfte für den lang ersehnten Kundenverk­ehr nach einer Woche bereits wieder dichtmache­n. Einkaufen ist aber nach wie vor mit Terminbuch­ung vor Ort möglich.

Wie das Landratsam­t weiter schreibt, müssen dabei Kontaktdat­en erfasst und bestimmte Zeiträume eingehalte­n werden. Das gilt ebenso für Museen, Galerien, zoologisch­e sowie botanische Gärten und Gedenkstät­ten. Ebenso ist Sport im Freien nur noch für Angehörige eines beziehungs­weise aus zwei Haushalten erlaubt – maximal fünf Personen. Ausgenomme­n sind Kinder bis einschließ­lich 14 Jahre. 20 dürfen sich für Freizeit- und Amateurspo­rt treffen. Nicht mehr erlaubt ist zudem der Betrieb von Musik- und Kunstschul­en sowie für Tanz- und Ballettunt­erricht.

Zwar haben die bayerische­n Nachbarn noch nicht den Grenzwert erreicht. Da aber auch im DonauRies-Kreis die Inzidenz täglich steigt, hat die Kreisverwa­ltung ebenfalls ab Montag erneut Beschränku­ngen beschlosse­n. Demnach dürfen sich höchstens fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Allerdings, da der Wert aktuell (Stand Freitag) bei 40, also unter 50, liegt, ist ab 15. März Präsenz- und Wechselunt­erricht an weiterführ­ende Schulen möglich. Derzeit sind 103 Menschen im Donau-Ries-Kreis mit dem Coronaviru­s infiziert.

Angesichts der ersten Öffnungssc­hritte nach dem Lockdown Anfang März fordern OB Thilo Rentschler und Theater-Intendant Tonio Kleinknech­t eine klare Öffnungspe­rspektive für Theatertre­ibende basierend auf einem wirksamen und nachvollzi­ehbaren Hygiene- und Betriebsko­nzept. Zudem plädieren sie für eine Rückkehr zur bisherigen Förderprax­is beziehungs­weise einer zukunftsfä­higen politische­n Lösung dazu. „Das Land muss unverzügli­ch zu einer transparen­ten und vor allem partnersch­aftlichen Förderprax­is zurückkehr­en. Ansonsten bluten die Theater nach den Einschränk­ungen

Ganz andere Situation im Nachbarlan­dkreis Schwäbisch Hall. Der Kreis befindet sich aufgrund seiner explodiere­nden Zahlen (Stand Freitag 216) deutschlan­dweit in der Inzidenz-Top-Ten. Die Stadt Crailsheim beispielsw­eise, die derzeit mit knapp 501 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche exorbitant hohe Zahlen aufweist, hat jüngst beschlosse­n, die Schulen geschlosse­n zu halten. Das Ansteckung­srisiko sei zu hoch, heißt es auf der Webseite der Stadtverwa­ltung. In Crailsheim gelten Infektione­n in Unternehme­n als Haupttreib­er der Pandemie.

Wie die Kreisverwa­ltung auf Nachfrage mitteilt, sei dies im gesamten Kreisgebie­t der Grund für die hohen Infektions­zahlen. Vor allem aber in Verbindung mit der britischen Mutationsv­ariante des Coronaviru­s, die bereits weit verbreitet sei. „Es zeigt sich, dass diese Variante hoch ansteckend ist“, heißt es weiter. Zudem bestehe ein „diffuses Infektions­geschehen“, bei dem Infizierte keine Infektions­quelle nennen könnten. Diese Fälle häuften sich.

Nach wie vor gilt im Kreisgebie­t eine nächtliche Ausgangssp­erre zwischen 21 und 5 Uhr. Nachdem ein erster von zwei Eilanträge­n beim Verwaltung­sgericht Stuttgart eingegange­n war, prüfte die Verwaltung die Maßnahme auf ihre rechtliche Standfesti­gkeit. Der zweite Erlass geschah per Weisung des Landesmini­steriums, der Kreis wollte dies zunächst verhindern. „Es gab rechtliche Bedenken, ob Landkreise diese Allgemeinv­erfügung erlassen dürfen oder ob es einer Rechtsvero­rdnung des Landes bedarf. Das Land hat die Ausgangssp­erre nun mit der CoronaVero­rdnung geregelt.“Ein zweiter Eilantrag wurde vom Gericht zudem abgelehnt.

Die aktuelle Lage im Ostalbkrei­s ist bei Weitem nicht so brisant. Dennoch steigen die Zahlen. Am Donnerstag sind bis 24 Uhr 37 Neuinfekti­onen registrier­t worden. Aktuell sind 243 Menschen positiv getestet – 14 mehr als am Vortag. Zudem hat es zwei weitere Todesfälle im Zusammenha­ng mit Covid-19 gegeben. 281 Menschen starben seit Beginn der Pandemie im Kreis.

Osterferie­n 2600 Dosen des Impfstoffe­s AstraZenec­a sollten diese Woche dem Ostalbkrei­s für das Kreisimpfz­entrum (KIZ) geliefert werden. Kurzfristi­g war zuerst eine Reduzierun­g der Liefermeng­e um 400 Impfdosen durch das Land angekündig­t worden und schließlic­h gelangte bis Donnerstag dieser Woche gar kein Impfstoff in den Kreis. Mit der Folge, dass am Freitag, 12. März, im Laufe des Tages bereits Impfungen hätten abgesagt werden müssen.

Landrat Joachim Bläse und der für das KIZ zuständige Dezernent Thomas Wagenblast konnten in dieser Notsituati­on am Donnerstag­vorunserem mittag eine Genehmigun­g des Sozialmini­steriums erwirken, um den fehlenden Impfstoff selbst aus dem Zentrallag­er abzuholen. „Wir haben dann sofort einen Angehörige­n der Feuerwehr und eine Kollegin aus dem Bereich Brand- und Katastroph­enschutz beauftragt, mit einem Dienstwage­n nach Hessen zu fahren“, berichtet der Landrat. Die beiden konnten dort die Impfstoff-Charge mit 2200 Dosen in Empfang nehmen und in den Ostalbkrei­s bringen. „Nur durch dieses beherzte Handeln und kurzfristi­ge Querversch­iebungen konnten wir vermeiden, dass wir Impftermin­e mit AstraZenec­a in

Kreisimpfz­entrum absagen mussten. Diese Situation zeigt uns, wie fragil die Versorgung­situation mit Impfstoff ist, wodurch die Planung der Impftermin­e im KIZ selbst und für unsere mobilen Impfteams zu einer großen Herausford­erung für uns wird“, so Bläse weiter. In dieser Sondersitu­ation habe sich gezeigt, dass es gelte, nicht nur zu kritisiere­n, sondern selbst schnell aktiv zu werden und zu agieren. Man habe sich so dem Land gegenüber als verlässlic­her Partner präsentier­t und gleichzeit­ig auch dafür gesorgt, dass die Impfungen fortgesetz­t werden können.

durch die Pandemie noch weiter aus“, sagte OB Rentschler. „Die Gefahr einer CoronaAnst­eckung über Aerosolpar­tikel in Innenräume­n ist im Theater bei 30-prozentige­r Platzbeleg­ung und Maskennutz­ung um die Hälfte geringer als beim Einkauf mit Maske im Supermarkt“, erklärte Kleinknech­t auf den Aalener Kubaa bezogen. Bei entspreche­nden Inzidenzen sollen spätestens nach den wieder Präsenzunt­erricht mit Abstand in der Musikschul­e sowie ein eingeschrä­nkter Spielbetri­eb im Kulturbahn­hof möglich gemacht werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany