Die Etablierten gegrillt
Der Wortwitz liegt auf der Hand, aber was Franz Josef Grill mit seinen Freien Wählern aus dem Stand im Wahlkreis 26 auf die Beine gestellt hat, das hat nicht nur den Landrat beeindruckt. An der Zehn-Prozent-Marke hat er gekratzt. Insgesamt hat er den etablierten Parteien einige Stimmen gekostet, die sich empfindlich niederschlagen. Diese Wahl war anders. Briefwahl-Boom wegen der Corona-Pandemie. Nichts war es mit den gemütlichen Sonntags-Spaziergängen, die man früher stets mit dem Gang ins Wahllokal verbinden konnte. Wer doch ins Wahllokal ging, musste vor allem eines: eine Maske tragen. Apropos Maske: Der Skandal rund um den Bundestagsabgeordneten Nicolas Löbel und seinen CSU-Kollegen Georg Nüsslein war für die CDU unnötig wie ein Kropf – und zum Unzeitpunkt überhaupt – oder doch nicht? „Normalerweise schneiden unter den per Brief Wählenden die CDU und die Grünen besser ab (…)“, sagte unter der Woche Helmar Schöne von der PH Gmünd diesem Medium. Glück im Unglück also? Sollte es stimmen, dass diese Maskenaffäre keinen Einfluss mehr gehabt hat, dann sollten die Sorgen der Union noch größer sein. Die Werte sinken weiter, die Grünen im Kreis sind fast auf Augenhöhe, landesweit sogar längst enteilt. Dies jetzt aber an der „Maskenaffäre“festmachen zu wollen, wäre sicherlich zu einfach. Die SPD darf sich formell freuen, ist drittstärkste Kraft, haarscharf. Einer aber darf sich sicher freuen – und der heißt Grill mit Nachnamen.
t.laemmerhirt@schwaebische.de