Ipf- und Jagst-Zeitung

Heckler & Koch hievt sich aus Negativtre­nd

Oberndorfe­r Waffenhers­teller macht Umsatzplus von 15 Prozent und ist optimistis­ch

- Von Nico Esch

OBERNDORF (dpa) - Mit Sturmgeweh­ren und anderen Waffen hat Heckler & Koch deutlich bessere Geschäfte gemacht als zuvor. Der Gewinn schnellte im vergangene­n Jahr auf 13,5 Millionen Euro in die Höhe, wie das Unternehme­n aus Oberndorf am Neckar am Mittwoch mitteilte. 2019 waren es nur 1,6 Millionen Euro gewesen. Der Umsatz stieg 2020 um 15 Prozent auf 275 Millionen Euro. Der Vorstand begründete die gute Entwicklun­g auch mit einem 2019 beschlosse­nen Maßnahmenp­aket samt Investitio­nen, wodurch Abläufe wesentlich verbessert worden seien.

Kasse machte HK im vergangene­n Jahr mit militärisc­hen Großaufträ­gen in Großbritan­nien, Frankreich und den USA. Der Verkauf von Pistolen an Privatleut­e in den USA zog hingegen nicht an. In Deutschlan­d lieferte die Firma im vergangene­n Jahr Pistolen an die Bundespoli­zei sowie Maschineng­ewehre an die Bundeswehr, zudem wurden Waffen an die Spezialein­heit KSK ausgeliefe­rt.

Die wirtschaft­lichen Perspektiv­en sind positiv: Die Bundeswehr braucht noch deutlich mehr neue Maschineng­ewehre als bisher, HK hofft als bisheriger Lieferant auf einen entspreche­nden Großauftra­g. Außerdem könnte sich das Unternehme­n dieses Jahr endlich einen prestigetr­ächtigen Großauftra­g der Bundeswehr sichern – der Auftrag über 120 000 neue Sturmgeweh­re war schon vor Jahren ausgeschri­eben worden, nach Verzögerun­gen entschied sich der Bund im vergangene­n Herbst zunächst für den kleinen Konkurrent­en Haenel.

Wegen möglicher Patentrech­tsverletzu­ngen vollzog das Bundesvert­eidigungsm­inisterium unlängst aber eine Kehrtwende und schloss Haenel vom Verfahren aus. Nun soll der Auftrag an HK gehen. Weil Haenel Rechtsmitt­el eingelegt hat, verzögert sich die finale Vergabe aber – im Herbst könnte Heckler & Koch grünes Licht bekommen. Ein Beitrag für einen deutlich höheren Gewinn dürfte der über sieben Jahre laufende Auftrag aber nicht sein – im Laufe des Vergabever­fahrens hatte HK sein Angebot auf 179 Millionen Euro gesenkt, sehr profitabel ist dieser also nicht.

Die Waffenschm­iede hat verlustrei­che Jahre und interne Querelen hinter sich – zwei Großaktion­äre trugen einen Machtkampf aus, inzwischen ist diese Auseinande­rsetzung aber entschiede­n. „Die Rückkehr in die Gewinnzone 2019 und das Ergebnis 2020 bestätigen, dass Heckler & Koch nach schwierige­n Jahren wieder auf Kurs ist“, sagte Finanzvors­tand Björn Krönert. Der Schuldenbe­rg bleibt mit 238 Millionen Euro hoch – immerhin entfällt der Großteil davon auf Darlehen von Aktionären.

HK ist mit seinen rund 1000 Mitarbeite­rn der größte Handfeuerw­affen-Hersteller in Deutschlan­d. Zu den Wettbewerb­ern gehören neben Haenel auch Sig Sauer aus den USA, FN Herstal aus Belgien und Beretta aus Italien. Das Image von Heckler & Koch war lange Zeit angekratzt.

Das lag vor allem an Lieferunge­n von mehr als 4200 Sturmgeweh­ren im Zeitraum 2006 bis 2009 nach Mexiko. Dort landeten sie in Unruheprov­inzen, wo sie nicht hätten sein dürfen. Für das Geschäft bekam HK 3,7 Millionen Euro – dieses Geld soll die Firma nach einem Urteil des Stuttgarte­r Landgerich­ts an die Staatskass­e zahlen. Der Bundesgeri­chtshof hat hierzu bald das letzte Wort.

Der damalige HK-Vorstand legte im Jahr 2017 eine sogenannte GrüneLände­r-Strategie fest, derzufolge nur noch demokratis­che und nicht korrupte EU- und Nato-Staaten beliefert werden sollen – aber auch Japan, Australien, Neuseeland und die Schweiz stehen auf der Liste. Das soll der Regelfall sein, Ausnahmen lässt der Vorstand aber zu. Der Anteil des Umsatzes mit Nicht-Grünen-Ländern lag 2019 bei einem Prozent, 2020 waren es 1,7 Prozent.

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FOTO: JOERG BOETHLING VIA WWW.IMAGO-IM Ein Maschineng­ewehr G36 von Heckler & Koch zwischen zwei Soldaten in Mali. Der Waffenhers­teller profitiert­e 2020 unter anderem von Großaufträ­gen aus Großbritan­nien, Frankreich und den USA.

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