Familie Hald übernimmt die „Schloss-Schenke“
Die Inhaber des Landhotels „Hirsch“in Neunheim sehen im Biergarten auf dem Schlossberg eine große Chance
ELLWANGEN - In die Schloss-Schenke soll wieder Leben einkehren. Martin Hald, der Inhaber des nahen Landhotels „Hirsch“in Neunheim, wird das Traditionslokal pachten. Als größte Chance in Pandemiezeiten sieht er dabei den großen Biergarten.
Seit Herbst 2020 liegt die Schenke auf dem Schlossberg im Dornröschenschlaf. Damals hatte Pächterin Carola Hirsch, die das Lokal ab 2015 fünf Jahre lang betrieben hatte, aufgehört. Nun ist sich Martin Hald mit dem Verpächter, der RotochsenBrauerei, einig geworden.
„Unser Plan ist, am 1. Mai zu öffnen“, sagte Hald gegenüber der Ipfund Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten. Dabei baut er auf die Wärme des Frühlings und ein Einsehen der Politik bei den Corona-Regeln. Passt beides, möchte der Gastronom die Schloss-Schenke zu einem Ausflugsziel mit guter Wirtshausküche machen. Radfahrer könnten zum Beispiel hier einkehren, um mit Aussicht aufs Schloss und die Stadt „einen Wurstsalat oder ein Biergartenschnitzel zu genießen und dann wieder nach Hause zu radeln“, so Hald.
In den Sommermonaten soll die Schloss-Schenke wochentags ab dem frühen Nachmittag öffnen, sonntags von 11 Uhr durchgehend bis abends. In den Wintermonaten werde das komplette Lokal für Events, Firmen- und Familienfeiern zu mieten sein, so Halds Plan.
Im „Hirsch“werde es wie gewohnt die gehobene und kreative, regional verfeinerte Küche geben, in der Schloss-Schenke gute Biergarten-Küche. „Wichtig für unsere Wirtshausküche sind gute Qualität und regionale Produkte“, betont Hald. Wie sein Landhotel auch möchte er die „Schloss-Schenke“als einen qualifizierten „Schmeck den Süden“- Betrieb mit drei Löwen führen. Drei Löwen: „Das heißt, dass 90 Prozent der Lebensmittel und Getränke aus Baden-Württemberg kommen. Das wird geprüft“, erklärt der Wirt, der auch stellvertretender Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) auf der Ostalb ist.
Die vom Dehoga Baden-Württemberg und dem Ministerium für ländlichen Raum ins Leben gerufene Initiative „Schmeck den Süden“gibt es seit 25 Jahren. Je nach Anzahl der „Schmeck den Süden“-Gerichte auf der Speisekarte werden die Betriebe klassifiziert und mit ein bis drei Löwen ausgezeichnet. Familie Hald ist erst im vergangenen Jahr mit dem „Hirsch“mit den drei Löwen ausgezeichnet worden und damit in die höchste Klassifizierungsebene aufgestiegen.
Ob es in der Schloss-Schenke auch wieder einmal Musikveranstaltungen geben wird, wird sich weisen. Von 2004 bis 2015 hatte der damalige Pächter Tobias Brenner zahlreiche Künstler zu Konzerten ins Lokal geholt. „Es gibt genügend Möglichkeiten für Events. Vorstellbar wären auch Kochkurse gekoppelt mit dem ,Hirsch’“, sagt Hald. „Aber das ist Zukunftsmusik.“Vor den Extras gehe es darum, den normalen Betrieb aufzunehmen. Er tut das in schwierigen Zeiten. „Anstrengend und sehr belastend“sei das erste Corona-Jahr gewesen, sagt der Unternehmer. Die Gastronomen seien nach dem Zwang zum Schließen auf den Staat angewiesen. Gleiches gelte fürs Personal. „Wir haben seit Herbst 2020 zu und trotzdem niemanden entlassen. Aber die Leute sind alle in Kurzarbeit“, erklärt Hald. „Das ist auf Dauer kein Zustand. Es sind bis zu 40 Prozent des Gehalts weg, und es fehlt das Trinkgeld. Wir müssen sehen, dass wir sie wieder in Vollbeschäftigung bringen.“
Aus diesem Grund bietet die Familie Hald weiter ihre „GenussPäckle“an, auch an Ostern. „Wir sind ein großer Betrieb und brauchen deshalb auch große Zahlen. Deshalb können wir auch kein Essen „to go“anbieten“, so Hald.
Gespannt blickt der Gastronom nun auf den 22. März. „Da muss etwas passieren“, erklärt er. Nach der Strategie, die Bund und Länder beschlossen haben, soll die Öffnung der Außengastronomie frühestens am 22. März bei niedrigen Inzidenzwerten beginnen. „Es muss eine Gleichbehandlung mit allen anderen Branchen geben“, pocht der stellvertretende Dehoga-Vorsitzende auf eine Perspektive für alle Gaststätten. „Nicht nur die, in den Wintermonaten eine Außengastronomie aufzumachen.“
Mit seinem Vorhaben auf dem Schlossberg verfolgt er noch ein Ziel. Er möchte „Lücken schließen, weil in den vergangenen Jahren einige Lokale und Vesperstuben geschlossen haben, und wieder für mehr Vielfalt im Angebot sorgen“.
Zugemacht haben zum Beispiel die „Drei Linden“in Rattstadt, das Gasthaus „Schwabenstüble“in Eigenzell, die „Linde“in Rotenbach und die Schrezheimer Traditionsgaststätte „Rose“, die stattdessen seit einigen Jahren als Aparthotel geführt wird. Kann die „Schloss-Schenke“wieder öffnen, hätten neben ihrem Pächter auch die Ellwanger etwas gewonnen.
Für die „Schloss-Schenke“sucht die Familie Hald noch Personal für Küche und Service. Gesucht werden vier bis sechs Kräfte: Koch und Küchengehilfe sowie ServicePersonal in Voll- und Teilzeit oder als Minijob.