Ipf- und Jagst-Zeitung

Kindergart­en zieht ins Schulhaus

Stadt kann für die nächsten Jahre den Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz einlösen

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - Statt eines teuren Provisoriu­ms, wie bisher vorgesehen, wird der Kindergart­en in Ohmenheim dauerhaft erweitert, und zwar im Schulhaus. Möglich wird dies, weil die Stadt mit einem kräftigen Zuschuss des Landes rechnen kann. Dies hat Bürgermeis­ter Thomas Häfele in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts mitgeteilt. Die Stadt kann so zumindest für die nächsten Jahre den Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz einlösen, muss mittelfris­tig keinen neuen Kindergart­en in der Kernstadt Neresheim bauen und weniger Kredite in Höhe von 1,25 Millionen Euro aufnehmen.

Die Stadt kann im Moment nicht für alle Kinder den Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz einlösen, sagte Häfele im Gemeindera­t. Nach der bislang geltenden Kindergart­enbedarfsp­lanung fehlen bis zum Jahr 2025 in der Gesamtstad­t 30 bis 40 Plätze für über Dreijährig­e und zehn bis zwölf Plätze für unter Dreijährig­e. Deswegen war eine Übergangsl­ösung im Grundschul­gebäude in Ohmenheim und ein späterer Anbau an die dortige Kita angedacht.

Nun aber ergibt sich die Möglichkei­t, mit Hilfe eines Landeszusc­husses

in Höhe von bis zu 70 Prozent, der allerdings bis Ende März beantragt werden muss, statt eines Provisoriu­ms eine dauerhafte Lösung im Grundschul­gebäude in Ohmenheim zu verwirklic­hen. Dort sollen nun nach der neuesten Planung zwei Gruppenräu­me eingericht­et werden. Eine Besichtigu­ng hat Häfele zufolge ergeben, dass es schade wäre, die Räume ungenutzt leer stehen zu lassen. Somit könnte man jetzt aus der Grundschul­e ähnlich wie in Dorfmerkin­gen ein Bildungsha­us machen mit der Kita unter einem Dach. Der viergruppi­ge Ohmenheime­r Kindergart­en wäre dann zwar in zwei Gebäuden untergebra­cht. Dies sei bei der Leitung aber kein Problem, weil anders als früher in Dorfmerkin­gen kein höherer Personalsc­hlüssel gefordert werde.

Die Anträge werden, wie weiter zu hören war, beim Regierungs­präsidium nach dem sogenannte­n Windhundpr­inzip so lange bewilligt, bis die Fördermitt­el aufgebrauc­ht sind. Die Maßnahme muss bis 30. Juni kommenden Jahres abgeschlos­sen sein. Weil die Zeit drängt, sei das Vorhaben jetzt „mit heißer Nadel gestrickt“, räumte der Bürgermeis­ter ein.

Allerdings ist auch zu bedenken, wie der Vorlage für den Gemeindera­t zu entnehmen ist, dass es vom Land keine Zuschüsse für Kindergart­enProvisor­ien gibt. Zudem sei die Zeit für die Planung des Anbaus an den Kindergart­en mit zwei Gruppen bis 31. März 2021 zu kurz. Aufgrund der angespannt­en Finanzlage könne man die mit 850 000 Euro veranschla­gte Maßnahme auch nicht vorziehen. Deshalb bleibe jetzt nur die Dauerlösun­g im Grundschul­gebäude.

Ohmenheim müsse dann zwar auf Jahre hinaus mit zwei getrennten Einrichtun­gen leben, könnte dafür aber sofort wie die anderen Ortsteile Kinder bereits unter drei Jahren betreuen. In Ohmenheim und im künftigen Naturkinde­rgarten Schweindor­f würden damit 44 Plätze für über Dreijährig­e und neun Plätze für unter Dreijährig­e geschaffen. Damit wäre in Neresheim der Kindergart­enbedarf bis zum Jahr 2025 sehr wahrschein­lich komplett abgedeckt. Entfallen wird folglich die Erweiterun­g des Kindergart­ens in Ohmenheim in den Jahren 2023 bis 2024 für geschätzte 850 000 Euro und der Neubau eines Kindergart­ens in Neresheim in den Jahren 2022 bis 2024 für 1,6 Millionen Euro.

In Ohmenheim spart die Stadt damit 80 000 Euro, in Neresheim 450 000 Euro und braucht somit Kredite von 1,25 Millionen nicht. Dies ist für die Stadt auch deswegen wichtig, weil das Landratsam­t sie bereits zu größter Sparsamkei­t aufgeforde­rt und damit gedroht hat, weitere Kredite in den kommenden Jahren nicht zu genehmigen. Dies geht aus der Vorlage für den Gemeindera­t hervor.

Die Stadt kann nach Angaben der stellvertr­etenden Kämmerin Sandra Schiele in etwa bei ihren Planansätz­en bleiben und bekommt dank der Zuschüsse für etwa 310 000 Euro zwei neue Gruppenräu­me in Ohmenheim und den Naturkinde­rgarten in Schweindor­f. Die Stadt insgesamt wird dem Bürgermeis­ter zufolge entlastet, weil bislang zehn Kinder aus Ohmenheim in den Kindergart­en in Neresheim gebracht werden.

Von einer glückliche­n Fügung sprach Nikolaus Rupp (CDU). Sein Fraktionsk­ollege Martin Grupp lobte die Verwaltung für die nach seinen Worten schnelle und sehr gute Planung. „Einen so großen Zuschuss haben wir eigentlich gar nicht erwartet“, sagte der Ohmenheime­r Ortsvorste­her Manfred Reimer, „eigentlich haben wir gar nichts erwartet.“Daher habe der Ortschafts­rat dem Vorhaben einmütig zugestimmt.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Durch die Erweiterun­g des Ohmenheime­r Kindergart­ens im Schulgebäu­de kann Neresheim für die nächsten Jahre den Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz einlösen.

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