So arbeitet der neue VfR-Trainer
Von der Kreisliga in die Regionalliga: Uwe Wolf coacht den Fußball-Regionalligisten aus Aalen
AALEN - Nachdem Uwe Wolf um 16.44 Uhr die erste Einheit für beendet erklärt hatte, war wirklich Schluss. Aber irgendwie doch nicht. Denn: Dieser Mann will „Tag und Nacht für die Spieler da sein“. Was nicht unbedingt nötig sein wird, denn alt genug sind die Fußballer des Regionalligisten VfR Aalen ja. Aber sie sind in Abstiegsgefahr, was einem auch mal schlaflose Nächte bereiten kann, wenn man seinen Job Ernst nimmt. Wolf weiß um das Privileg als Fußballprofi und Trainer. Letzteres ist er seit diesem Mittwochnachmittag offiziell beim abstiegsbedrohten Tabellen-13.
Mit etwas Verspätung begann seine Vorstellung im Rahmen einer Pressekonferenz. Um 14.09 Uhr (statt um 13.45 Uhr) saßen Wolf und seine neuen Kollegen auf dem Podium. Also die Kollegen, die nicht in kurzen Hosen im Abstiegskampf stehen, sondern ihn verpflichteten: Ihm zur linken Seite Michael Weißkopf, Präsidiumssprecher, rechts von ihm Geschäftsführer Giuseppe Lepore. Und mit Lepore begann Wolfs Geschichte beim VfR.
Am Sonntag meldete sich Lepore bei Wolf. Aalen ruft Burghausen an, denn dort lebt(e) Wolf zuletzt. Es folgten „gute und vertrauensvolle Gespräche“, merkte Wolf an. Beide kennen sich aber schon länger, seit 2011, da hat ihn Lepore zu Hessen Kassel geholt (heute eine Konkurrent in der vierten Liga). Es gab etliche Bewerber um den Posten beim VfR: Wer wird Nachfolger des am Sonntag vom Zeitpunkt her überraschend entlassenen Roland Seitz? „Ich bin froh, dass die turbulenten Tage endlich vorbei sind und wir uns hoffentlich wieder vorwärts auf Fußball fokussieren können. Ich bin überzeugt, dass wir mit Uwe Wolf einen Trainer verpflichtet haben der als Arbeiter voran geht und der ganzen Mannschaft, dem ganzen Team des VfR Aalen dies auch vorlebt“, so Weißkopf.
Wolf kam zunächst in den engeren Kreis. Die Personalie musste auch durch das Präsidium und den Aufsichtsrat, dann erhielt der Fußballlehrer das Go. „Es geht hier nicht um Freundschaftsdienste“, stellte Lepore da. Viele Beobachter fragten sich: Wieso holt der VfR einen Mann aus der Kreisliga? Dort trainierte Wolf zuletzt den bayrischen Achtligisten
SV Mehring, von Mai 2020 bis November 2020, praktisch ein Freundschaftsdienst. Zuvor war Wolf drei Jahre ohne Job, auch wegen einer Erkrankung. Zurück zu den Wurzeln, an die Basis um erst einmal wieder den Fußball ausleben zu können.
Zwischen Kuhwiesen und Bratwurstduft (“tolle Zeit“) aber auch mit dem Blick für den Profifußball, aus dem er ja als Spieler und Trainer stammt. Eine Überraschung nun wieder Trainer im Profifußball zu sein? „Überrascht will ich nicht sagen, ich weiß, was ich kann“, befand Wolf. In dieser Saison schaute der Coach interessanterweise schon Spiele des VfR – via Livestream. Da coachte noch Seitz das Team. Nun ist Wolf „glücklich und dankbar“beim VfR zu sein – sein Co-Trainer wie schon unter Seitz: Christian Demirtas (36).
Und wie macht es Wolf? Es könnten harte Zeiten werden, nicht nur ob des Abstiegskampfes. Wobei: „Das Wort Abstieg gehört nicht in den
Mund“, sagte der Mann, der natürlich zunächst die Mission Klassenerhalt angehen muss. Vier Punkte nur der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, aber auch nur fünf Punkte hinter Platz acht – „da sehe ich die Mannschaft“, erklärte der 53-Jährige. Er „brennt“und wird Arbeit vermitteln. „Fitness ist das Fundament bei mir“, gab Wolf einen Einblick was für ihn als Trainer wichtig ist.
Die Medizinbälle oder sonstige Fitnessutensilien wurden an diesem Mittwoch, nachdem es um 15.18 Uhr auf dem Trainingsplatz los ging, nicht gesichtet. Mit dem Ball kann man auch fit werden und auch ein Abschlussspiel zählte dazu. Klare Anweisungen und Unterbrechungen inklusive. Angemerkt: Seine Lehrmeister waren so harte Trainergrößen wie Werner Lorant und Hermann Gerland.
Vielen Beobachtern ist er noch als knallharter Verteidiger aus der Bundesliga bekannt. „Ich weiß, was Willensschulung heißt“, machte Wolf klar. Doch freilich geht der Trainer Wolf seinen Weg. „Ich weiß um die Schwere der Aufgabe. Ich will Spaß und Mut zurückbringen. Das ist eine geile Truppe“, schätzte der Coach ein. Eine Mischung aus alter Schule und neuer Trainingslehre bietet Wolf – auch als Entwickler ist er gefragt.
Und für seine neue Mannschaft hatte er schon vor dem ersten Training eine Aufstellung im Kopf, die er selbstredend noch nicht verriet, wie auch nicht das eine Spielsystem. „Uwe Wolf ist ein leidenschaftlicher, emotionaler und akribischer Trainer und ich freue mich sehr über die zukünftige Zusammenarbeit mit ihm. In der Vergangenheit hat er bereits gezeigt, dass er Mannschaften formen und zusammenbringen kann“, erklärte Lepore.
Wolfs Vertrag läuft zunächst bis zum Saisonende – und verlängert sich beim Klassenerhalt um ein Jahr. Am Samstag um 14 Uhr startet Wolf mit seiner neuen Mannschaft ins erste Spiel beim TSV Schott Mainz – danach folgt das Heimdebüt gegen Eintracht Stadtallendorf und die Partie beim Ex-Klub Hessen Kassel, allesamt Abstiegskonkurrenten. „Wir haben drei wichtige Spiele vor der Brust“, machte Wolf klar. Eine Ansage vorab: „Es ist wichtig, dass ich in jedes Spiel gehe, das bei 0:0 beginnt, das ich das Spiel gewinnen will.“
Uwe Wolf war von 1989 bis 2000 Fußballprofi – den Entschluss dies zu werden, fasste er schon im Alter von sieben Jahren. „Ich hatte nicht das größte Talent, ich habe mir alles erarbeitet durch Training und Fleiß“, sagt Wolf, der in Neustadt an der Weinstraße geboren ist und beim 1. FC Haßloch startete. Später schaffte er es als Verteidiger in die Bundesliga unter anderem bei 1860 München und 1. FC Nürnberg. „El lobo“(Der Wolf) wurde sein Spitzname in Mexiko – denn auch dort spielte er bei drei Vereinen. Als Trainer begann er bei der TSG Hoffenheim U 19, später noch bei den Regionalligisten Hessen Kassel und Wacker Burghausen (bis 2017). Vier Jahre in Burghausen und Hoffenheim waren seine längste Trainerzeit. Auch als Co arbeitete er – bei dem Verein, wo er einst spielte, 1860 München und beim FC Ingolstadt. bp