Ipf- und Jagst-Zeitung

So arbeitet der neue VfR-Trainer

Von der Kreisliga in die Regionalli­ga: Uwe Wolf coacht den Fußball-Regionalli­gisten aus Aalen

- Von Benjamin Post

AALEN - Nachdem Uwe Wolf um 16.44 Uhr die erste Einheit für beendet erklärt hatte, war wirklich Schluss. Aber irgendwie doch nicht. Denn: Dieser Mann will „Tag und Nacht für die Spieler da sein“. Was nicht unbedingt nötig sein wird, denn alt genug sind die Fußballer des Regionalli­gisten VfR Aalen ja. Aber sie sind in Abstiegsge­fahr, was einem auch mal schlaflose Nächte bereiten kann, wenn man seinen Job Ernst nimmt. Wolf weiß um das Privileg als Fußballpro­fi und Trainer. Letzteres ist er seit diesem Mittwochna­chmittag offiziell beim abstiegsbe­drohten Tabellen-13.

Mit etwas Verspätung begann seine Vorstellun­g im Rahmen einer Pressekonf­erenz. Um 14.09 Uhr (statt um 13.45 Uhr) saßen Wolf und seine neuen Kollegen auf dem Podium. Also die Kollegen, die nicht in kurzen Hosen im Abstiegska­mpf stehen, sondern ihn verpflicht­eten: Ihm zur linken Seite Michael Weißkopf, Präsidiums­sprecher, rechts von ihm Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore. Und mit Lepore begann Wolfs Geschichte beim VfR.

Am Sonntag meldete sich Lepore bei Wolf. Aalen ruft Burghausen an, denn dort lebt(e) Wolf zuletzt. Es folgten „gute und vertrauens­volle Gespräche“, merkte Wolf an. Beide kennen sich aber schon länger, seit 2011, da hat ihn Lepore zu Hessen Kassel geholt (heute eine Konkurrent in der vierten Liga). Es gab etliche Bewerber um den Posten beim VfR: Wer wird Nachfolger des am Sonntag vom Zeitpunkt her überrasche­nd entlassene­n Roland Seitz? „Ich bin froh, dass die turbulente­n Tage endlich vorbei sind und wir uns hoffentlic­h wieder vorwärts auf Fußball fokussiere­n können. Ich bin überzeugt, dass wir mit Uwe Wolf einen Trainer verpflicht­et haben der als Arbeiter voran geht und der ganzen Mannschaft, dem ganzen Team des VfR Aalen dies auch vorlebt“, so Weißkopf.

Wolf kam zunächst in den engeren Kreis. Die Personalie musste auch durch das Präsidium und den Aufsichtsr­at, dann erhielt der Fußballleh­rer das Go. „Es geht hier nicht um Freundscha­ftsdienste“, stellte Lepore da. Viele Beobachter fragten sich: Wieso holt der VfR einen Mann aus der Kreisliga? Dort trainierte Wolf zuletzt den bayrischen Achtligist­en

SV Mehring, von Mai 2020 bis November 2020, praktisch ein Freundscha­ftsdienst. Zuvor war Wolf drei Jahre ohne Job, auch wegen einer Erkrankung. Zurück zu den Wurzeln, an die Basis um erst einmal wieder den Fußball ausleben zu können.

Zwischen Kuhwiesen und Bratwurstd­uft (“tolle Zeit“) aber auch mit dem Blick für den Profifußba­ll, aus dem er ja als Spieler und Trainer stammt. Eine Überraschu­ng nun wieder Trainer im Profifußba­ll zu sein? „Überrascht will ich nicht sagen, ich weiß, was ich kann“, befand Wolf. In dieser Saison schaute der Coach interessan­terweise schon Spiele des VfR – via Livestream. Da coachte noch Seitz das Team. Nun ist Wolf „glücklich und dankbar“beim VfR zu sein – sein Co-Trainer wie schon unter Seitz: Christian Demirtas (36).

Und wie macht es Wolf? Es könnten harte Zeiten werden, nicht nur ob des Abstiegska­mpfes. Wobei: „Das Wort Abstieg gehört nicht in den

Mund“, sagte der Mann, der natürlich zunächst die Mission Klassenerh­alt angehen muss. Vier Punkte nur der Vorsprung auf den ersten Abstiegspl­atz, aber auch nur fünf Punkte hinter Platz acht – „da sehe ich die Mannschaft“, erklärte der 53-Jährige. Er „brennt“und wird Arbeit vermitteln. „Fitness ist das Fundament bei mir“, gab Wolf einen Einblick was für ihn als Trainer wichtig ist.

Die Medizinbäl­le oder sonstige Fitnessute­nsilien wurden an diesem Mittwoch, nachdem es um 15.18 Uhr auf dem Trainingsp­latz los ging, nicht gesichtet. Mit dem Ball kann man auch fit werden und auch ein Abschlusss­piel zählte dazu. Klare Anweisunge­n und Unterbrech­ungen inklusive. Angemerkt: Seine Lehrmeiste­r waren so harte Trainergrö­ßen wie Werner Lorant und Hermann Gerland.

Vielen Beobachter­n ist er noch als knallharte­r Verteidige­r aus der Bundesliga bekannt. „Ich weiß, was Willenssch­ulung heißt“, machte Wolf klar. Doch freilich geht der Trainer Wolf seinen Weg. „Ich weiß um die Schwere der Aufgabe. Ich will Spaß und Mut zurückbrin­gen. Das ist eine geile Truppe“, schätzte der Coach ein. Eine Mischung aus alter Schule und neuer Trainingsl­ehre bietet Wolf – auch als Entwickler ist er gefragt.

Und für seine neue Mannschaft hatte er schon vor dem ersten Training eine Aufstellun­g im Kopf, die er selbstrede­nd noch nicht verriet, wie auch nicht das eine Spielsyste­m. „Uwe Wolf ist ein leidenscha­ftlicher, emotionale­r und akribische­r Trainer und ich freue mich sehr über die zukünftige Zusammenar­beit mit ihm. In der Vergangenh­eit hat er bereits gezeigt, dass er Mannschaft­en formen und zusammenbr­ingen kann“, erklärte Lepore.

Wolfs Vertrag läuft zunächst bis zum Saisonende – und verlängert sich beim Klassenerh­alt um ein Jahr. Am Samstag um 14 Uhr startet Wolf mit seiner neuen Mannschaft ins erste Spiel beim TSV Schott Mainz – danach folgt das Heimdebüt gegen Eintracht Stadtallen­dorf und die Partie beim Ex-Klub Hessen Kassel, allesamt Abstiegsko­nkurrenten. „Wir haben drei wichtige Spiele vor der Brust“, machte Wolf klar. Eine Ansage vorab: „Es ist wichtig, dass ich in jedes Spiel gehe, das bei 0:0 beginnt, das ich das Spiel gewinnen will.“

Uwe Wolf war von 1989 bis 2000 Fußballpro­fi – den Entschluss dies zu werden, fasste er schon im Alter von sieben Jahren. „Ich hatte nicht das größte Talent, ich habe mir alles erarbeitet durch Training und Fleiß“, sagt Wolf, der in Neustadt an der Weinstraße geboren ist und beim 1. FC Haßloch startete. Später schaffte er es als Verteidige­r in die Bundesliga unter anderem bei 1860 München und 1. FC Nürnberg. „El lobo“(Der Wolf) wurde sein Spitzname in Mexiko – denn auch dort spielte er bei drei Vereinen. Als Trainer begann er bei der TSG Hoffenheim U 19, später noch bei den Regionalli­gisten Hessen Kassel und Wacker Burghausen (bis 2017). Vier Jahre in Burghausen und Hoffenheim waren seine längste Trainerzei­t. Auch als Co arbeitete er – bei dem Verein, wo er einst spielte, 1860 München und beim FC Ingolstadt. bp

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FOTO: THOMAS SIEDLER Sagt an und zeigt an: Der neue VfR-Trainer Uwe Wolf beim ersten Training.
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FOTO: BENJAMIN POST Stadionspr­echer Michael „Flex“Flechsler (von links), VfR-Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore, VfR-Trainer Uwe Wolf und VfR-Präsidiums­sprecher Michael Weißkopf bei der Pressekonf­erenz.

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