Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Mannschaft lehnt eine Teilnahme ab

TSB Gmünd meldet nicht für die geplante Aufstiegsr­unde zur 3. Handball-Liga und bleibt damit in der Oberliga

- Von Nico Schoch

SCHWÄBISCH GMÜND - Wagt der Handball-Oberligist TSB Gmünd den Sprung in Richtung 3. Liga? Bis zu diesem Montagaben­d hätte eine verbindlic­he Meldung beim Verband erfolgen müssen, der TSB Gmünd aber hat diese nicht vorgenomme­n. Die Mannschaft von Trainer Dragos Oprea votierte einstimmig dafür, auf die Teilnahme an der Aufstiegsr­unde zu verzichten. Ein Hauptgrund: Die erhöhte Verletzung­sgefahr nach bald fünf Monaten ohne gemeinsame­s Training und die Unsicherhe­it, wie eine Vorbereitu­ng angesichts der steigenden Inzidenzen im Land überhaupt möglich sein soll.

Die formalen Anforderun­gen der 3. Liga unter anderem Lizenzkost­en, die Selbstorga­nisation eines Internet-Livestream­s, ein Raum für Dopingkont­rollen sowie das Vorweisen einer Bankbürgsc­haft über 10000 Euro hatten den TSB-Verantwort­lichen keinerlei Kopfzerbre­chen bereitet. „Der Führungskr­eis ist voll dahinter gestanden und hätte die nötigen Rahmenbedi­ngungen geschaffen“, betont Abteilungs­leiter Michael Hieber. Er ist überzeugt, dass „das für uns als Verein und auch für die Stadt Schwäbisch Gmünd eine gute Geschichte gewesen wäre. Die 3. Liga ist eine andere Nummer als die 4. Liga sowohl was Sponsoren, Fans als auch das gesamte Umfeld betrifft.“Bis Montag hätte man sich zur Teilnahme erklären müssen und zwar unter der Androhung einer Geldstrafe, falls man sich danach doch noch zum Rückzug entschließ­en würde.

Das letzte Wort bei dieser Entscheidu­ng

allerdings blieb der Mannschaft vorbehalte­n. Kapitän Aaron Fröhlich (siehe Extra-Interview) und seine Teamkolleg­en haben sich einstimmig dafür ausgesproc­hen, nicht an der Aufstiegsr­unde teilnehmen zu wollen. „Es gab keine einzige Gegenstimm­e“, zeigt sich Hieber überrascht von der Deutlichke­it des Votums, stellt aber gleichzeit­ig klar: „Wir gehen diesen Weg natürlich gemeinsam.“

Zumal der Abteilungs­leiter die Gründe für den Verzicht „absolut vernünftig“bezeichnet. Insgesamt gesehen geht es nicht nur um die Gesundheit der Spieler mit Bezug zu Corona, sondern beispielsw­eise auch um Bewegungsa­bläufe und Würfe. Nur eine trainierte Muskulatur kann den Anforderun­gen des Vollkontak­tsports Handball gerecht werden. Dass bei der in Aussicht gestellten Vorbereitu­ngszeit von gerade einmal vier Wochen nach fünf Monaten Pause auf der Platte eine immens hohe Verletzung­sgefahr besteht, dies muss nicht erst ein Mediziner

feststelle­n. „Zudem kann es jederzeit passieren, dass die Inzidenzen wieder steigen, die Halle wieder gesperrt wird und wir somit noch weniger Vorbereitu­ngszeit haben“, so Hieber. Alles andere als eindeutig sei auch die Strategie des Verbands, dass nur vor den Spielen verpflicht­ende Corona-Schnelltes­ts vorgenomme­n werden müssen, im Training hingegen nicht.

Die Rahmenbedi­ngungen führen zu einer Reise ins Ungewisse. Zumal es durchaus passieren kann, dass sich ein Spieler infiziert und danach die ganze Mannschaft in Quarantäne muss. Die in dieser Zeit geplanten Spiele würden dann für den Gegner gewertet. Im Umkehrschl­uss würde das auch bedeuten können: Wer zuletzt in Quarantäne geht, steigt auf.

Kein Wunder also, dass sich die Zahl der interessie­rten Vereine am Wochenende halbierte. Nur der TV Bittenfeld II, die SG Köndringen/Teningen, der TSV Neuhausen/Filder und die TSG Söflingen wollen die verbindlic­he Meldung vornehmen.

Zu den Vereinen, die verzichten, zählt neben dem TSB auch der TuS Steißlinge­n. „Realistisc­h gesehen wären wir wohl mit nur sehr geringen Chancen an den Start gegangen. Und wenn es tatsächlic­h geklappt hätte, wären die sportliche­n und wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen für uns nicht zu stemmen gewesen“, erklärt Stefan Maier, Sportliche­r Leiter der Südbadener. Auch der TSV Weinsberg hat abgewunken und teilt auf seiner Vereins-Homepage mit: „Mit den seit drei Wochen explodiere­nden Fallzahlen und den damit zu erwartende­n Maßnahmen der kommenden Wochen ist es der Öffentlich­keit nur schwer zu vermitteln, dass der TSV, wenn auch unter strengem Hygienekon­zept, in den Trainingsb­etrieb einsteigt, um ernsthafte­n Kontaktspo­rt zu betreiben.“Selbst in Söflingen ist man skeptisch, wie Geschäftsf­ührer Markus Brodbeck anmerkt: „Die Chance, den Aufstieg spielerisc­h zu entscheide­n, wird sehr gering sein, wenn man die aktuellen Werte anschaut.“Sollten die Spiele nicht ausgetrage­n werden können, so würde das Los entscheide­n.

Die Entscheidu­ngsträger der drei baden-württember­gischen Landesverb­änden sind nicht um ihre Arbeit zu beneiden. Denn anders als in den ersten drei deutschen Handball-Ligen werden die Ausnahmere­gelungen für Profis keine Anwendung finden Lockerungs­schritte der Politik sind insbesonde­re für den Hallenspor­t nicht zu erwarten. Der TSB Gmünd bleibt ein Oberligist und zwar in seiner nunmehr siebten Saison.

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FOTO: EDUARD KESSLER Kapitän Aaron Fröhlich.

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